Barak

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© IDF

Militärtechnik

Israels Armee bekommt "durchsichtige" Kampfpanzer mit KI

Noch vor ein paar Jahren wurde das Ende der Kampfpanzer prophezeit. Abrams, Leopard und Challenger seien Relikte aus dem Kalten Krieg. Auf einem modernen Schlachtfeld seien die Kolosse zu anfällig für Infanterie-Panzerabwehrwaffen, smarte Artilleriegeschosse und Kampfhubschrauber.

Der Krieg in der Ukraine hat allerdings gezeigt, dass Kampfpanzer nach wie vor wichtig sind. Während jetzt etwa die USA, Deutschland und Frankreich die Entwicklung neuer Kampfpanzer vorantreiben, ist Israel schon weiter. Ab sofort wird dort der Barak (Blitz) eingesetzt.

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Fünfte Generation des Merkava

Eine gänzliche Neuentwicklung ist er nicht. Der Barak basiert auf dem israelischen Kampfpanzer Merkava, dem Gegenstück zum US-amerikanischen Abrams M1 und dem deutschen Leopard 2. Barak ist mittlerweile die fünfte Generation des Merkava. Weil er weitgehend auf der Wanne des Merkava Mark IV basiert, ist die offizielle Bezeichnung deshalb nicht Merkava V, sondern „Merkava IV Barak“.

In 5 Jahren Entwicklungszeit wurde der Barak vor allem technologisch auf den neuesten Stand gebracht. Dazu wurden Sensoren und Kameras an allen Seiten des Panzers verbaut, sowie ein KI-basiertes Zielsystem verbaut.

Mit dem eisernen Blick durch Wände schauen

Die Besatzung des Barak trägt dazu den Helm IronVision, der von Elbit entwickelt wurde. Dieser ermöglicht Mixed-Reality-Anwendungen, wie etwa den „durchsichtigen“ Panzer. In das Display des Helms wird das Livebild der Außenkameras eingespielt. Dies wird mit der Blickrichtung des Besatzungsmitglieds abgeglichen. Dadurch sieht es so aus, als würde man durch die Wände des Panzers hindurchsehen können. Beim Barak ist dies mit 360 Grad möglich.

Bei Bedarf kann auch der Geschützturm mit der Blickrichtung der Schütz*in gekoppelt werden. Dies erlaubt es, schneller auf Bedrohungen zu reagieren. IronVision ermöglicht zudem AR- und VR-Anwendungen, etwa um beim Training auf virtuelle Ziele zu schießen.

KI verbessert die Zielerkennung und Präzision

IronVision wird mit KI-basierter Bilderkennung und Zielerfassung kombiniert. Die KI erkennt Fahrzeuge, Objekte, Menschen und potenzielle Ziele. Erfasste Ziele werden markiert, verfolgt und bei Bedarf anvisiert. Die Informationen, die die Sensoren und Kameras erfassen, können auch mit der Einsatzzentrale, sowie anderen Panzern und Flugzeugen am Schlachtfeld geteilt werden. Umgekehrt kann sich die Besatzung des Baraks etwa auch Live-Bilder der Kamera einer Aufklärungsdrohne anzeigen lassen.

Das verbesserte Zielsystem des Barak soll laut dem israelischen Verteidigungsministerium die Präzision des Panzers erhöhen – sowohl beim Stehendschießen als auch beim Feuern während der Fahrt. Dadurch sei das Bekämpfen von Feinden auf größere Distanzen einfacher, auch bei Nacht und schlechten Sichtverhältnissen.

120mm Hauptgeschütz und Mörser im Turm

Da der Barak auf dem Merkava IV basiert, sind die Fahrzeugdaten nahezu ident. Er wiegt 65 Tonnen und hat eine Maximalgeschwindigkeit von 64 km/h. Die Reichweite beträgt 500 Kilometer. Als Hauptgeschütz kommt eine 120mm-Kanone zum Einsatz.

Eine Besonderheit des Merkava IV ist, dass er einen 60mm-Mörser im Turm eingebaut hat. Damit können feindliche Stellungen durch indirektes Feuer beschossen werden. Der Panzer bleibt dabei in Deckung, etwa hinter einem Berghang. Hier gab es Bestrebungen, smarte Granaten bzw. Loitering Munition (Kamikazedrohnen) für diesen Mörser zu entwickeln. Ob diese bereits beim Barak zum Einsatz kommen, ist nicht bekannt.

Aktives Abwehrsystem, um Raketen zu zerstören

Als weitere Besonderheit hat der Barak das aktives Raketenabwehrsystem Trophy. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung von Windbreaker, das schon beim regulären Merkava IV zum Einsatz gekommen ist. Ein Radar erkennt heranfliegende Raketen und Granaten. Es berechnet die Flugbahn und richtet eine Sprengladung aus. Ist das Projektil wenige Meter vom Panzer entfernt, wird die Ladung gezündet und das Projektil mittels Stahlkugeln zerstört, bevor es die Panzerung erreicht. Das Ganze soll innerhalb von Millisekunden automatisiert passieren.

Die Crew erhält zudem einen Alarm und kann automatisch das Hauptgeschütz auf den Abschussort des Projektils ausrichten. So kann der feindliche Panzer bzw. die feindliche Stellung bekämpft werden, bevor ein weiterer Schuss abgegeben wird.

Eine Laserwaffe zum Zerstören von Drohnen und Raketen hat der Barak nicht an Bord. Dies war zwar in der Entwicklungsphase einmal vorgesehen, wurde aber anscheinend verworfen, bzw. verschoben, bis es ausgereiftere Systeme gibt.

Barak kostet 3,5 Millionen US-Dollar

Die ersten Baraks werden bereits ausgeliefert. Bis Ende 2025 sollen alle Merkava IV des 401. Brigade durch Baraks ersetzt werden. Wann die anderen 2 Panzer-Brigaden der israelischen Armee Baraks erhalten, ist noch nicht bekannt.

Ebenfalls unbekannt ist, wie viel Stück die israelische Armee insgesamt bestellt hat, bzw. bestellen möchte. Zum Preis wurde gesagt, dass er ähnlich hoch wie beim Merkava IV sein soll, was in etwa 3,5 Millionen US-Dollar pro Stück sind.

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