Kinder spielen mit Sex-Roboter: Kritik an "Familien-Modus"
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Der viel diskutierte Sex-Roboter namens Samantha sorgt abermals für Aufregung und ruft Ethikprofessoren auf den Plan. Sie üben scharfe Kritik am Umgang mit Sex-Robotern und warnen davor, Kinder mit Samantha spielen zu lassen.
Vergangenes Jahr erklärte ein verheirateter Samantha-User, dass er beim Sex-Roboter den "Family Mode" einschaltet und Samantha gemeinsam mit der Familie auf Couch sitzt und fernschaut. Auch die Kinder des Paares im Alter von drei und fünf Jahren würden mit Samantha spielen und mit ihr interagieren: "Im Familienmodus gibt es kein Dirty-Talk. Samantha kann sich auch über Tiere, Wissenschaft und Philosophie unterhalten oder einige Tausend Witze erzählen", erklärte der Familienvater, der selbst Sex-Roboter verkauft, in einer britischen TV-Sendung.
Dass Samantha zu einem Familienmitglied wird und Zeit mit Kindern verbringt, sorgt nun für scharfe Kritik von Ethikprofessoren. Es könnte die Vorstellungen der Kinder von einer Beziehung zwischen Mann und Frau wesentlich beeinflussen, warnt Kathleen Richardson, Professorin für Roboter-Ethik und KI an der Montfort University. "Kinder werden die Roboter, mit denen sie konfrontiert werden, nachahmen", so Richardson.
"Zutiefst schädlich"
Ein Sohn könnte etwa daraus schließen, dass es OK sei, wenn ein Vater neben seiner Ehefrau noch eine Puppe hat; eine Puppe die keinen eigenen Willen hat und über die man völlige Kontrolle und Macht hat. Eine Tochter könnte meinen, dass die Mutter für ihren Vater nicht gut genug sei; etwa dass sie nicht schön genug sei und daraus die Frage ableiten, ob denn sie schön genug sei. "Die Kinder könnten daraus lernen, dass Frauen einen bestimmten Verwendungszweck haben und diese Vorstellung verinnerlichen. Das wäre zutiefst schädlich", warnt Richardson.
Humanoide Roboter, auch Nicht-Sex-Roboter, würden nicht gut für Kinder sein, meint die Psychologin Susan Newman: "Die Entwicklung der Kinder hängt von sozialen, menschlichen Kontakten und Interaktionen ab." Sie glaubt, dass humanoide Roboter im gemeinsamen Haushalt mit Kindern und Babys den wichtigsten Bestandteil der frühkindlichen Entwicklung, nämlich menschliche Berührungen und verbale Interaktionen, massiv reduzieren würde.
Kinder verstehen den Unterschied
Etwas entspannter sieht das ganze Alison Gopnik, Professorin für Psychologie an der Berkeley University. Neue Technologien, die auf den ersten Blick völlig verrückt wirken, werden für die kommenden Generationen zur Normalität, so sei es etwa auch beim Fernsehen gewesen. "Ich wette, dass Kinder schnell den Unterschied zwischen Robotern und Menschen verstehen werden, dass Menschen und Roboter Gemeinsamkeiten aber auch wesentliche Unterschiede haben."
Kommentare