© Barbara Wimmer

Ars Electronica Festival

Sexroboter Samantha wurden in Linz die Finger gebrochen

Das Gesicht der Sexpuppe “Samantha” des Ingenieurs Sergi Santos zierte die Flyer und Tickets des Ars Electronica Festivals 2017, war sozusagen das Aushängeschild des Festivals. Samantha befand sich in einem eigenen, abgetrennten Raum, zu dem der Zutritt erst ab 18 Jahren gestattet war. Die Ausstellung dazu hieß „Digital Intimacy“ und sie befasste sich damit, wie wir künftig mit Technologie lieben werden. Der Raum war permanent von Sicherheitspersonal bewacht, so dass keine Unter-18-Jährigen rein konnten. Drinnen standen ein bis zwei Aufsichtspersonen der Ars Electronica.

Aushängeschild - ramponiert

Die Sexpuppe war nicht nur das Aushängeschild der Flyer, sondern auch vor Ort eine der Hauptattraktionen beim diesjährigen Ars Electronica Festival. Der in Barcelona ansässige Entwickler bekam die Puppe vor wenigen Tagen zurückgeschickt – und zwar etwas ramponiert, wie er es selbst bezeichnete. Mehrere Finger der Puppe, deren Haut aus geruchsfreiem TPE besteht, waren verbogen und der Busen war eingedrückt. Beim futurezone-Lokalaugenschein am letzten Tag des Festivals waren die Finger tatsächlich sehr stark verbogen und Samantha wollte partout nicht mehr mit den Besuchern sprechen.

Die Tageszeitung „Heute“ titelte vor wenigen Tagen „Linzer machten die Sex-Puppe kaputt“, basierend auf einem Gespräch mit dem Künstler. Die Schlagzeile schaffte es, sich über die BBC international zu verbreiten und schnell war gar von „wilden Orgien" auf der Ars Electronica die Rede und "barbarischen Männern", die sich auf die Puppe gestürzt hätten. „Das ist ein Märchen“, erklärt der Ars Electronica-Pressesprecher Christopher Sonnleitner auf Anfrage der futurezone und verwies auf die Securitys. Die "New York Post" titelte etwa "Sex robot heavily soiled by barbarians at tech fair", wo anders hieß es: "Sex Robot Has Traumatic Experience at Technology Festival And Is Forced To Retire Many Body Parts".

"Keine mutwillige Zerstörung"

Es stimme, dass der Entwickler, der Tageszeitung „Heute“ ein Interview zum etwas rampionierten Exponat gegeben habe, aber er zeigte sich nun „sehr unglücklich“ über den Verlauf der weiteren Geschichte, die er eigentlich vorwiegend „amüsant“ darstellen habe wollen. Mit dem Festival sei der Künstler nämlich „sehr zufrieden“ gewesen. „Es ist beim Festival weder mordsmäßig zugegangen, noch wurde die Puppe mutwillig zerstört“, sagt Sonnleitner. „Wie bei Messen oder Festivals üblich ist ein interaktives Exponat, das zum Ausprobieren und Angreifen ausgestellt wird, danach leicht beschädigt. Das ist bei allen Exponaten so und unvermeidbar“, sagt der Pressesprecher. „Wen wundert das?“

Künstliche Intelligenz

Samantha ist ein vollbusiger Roboter mit blonden Haaren und weiß lackierten, langen Fingernägeln. Das Besondere an der Sexpuppe: Man konnte sie nicht nur anfassen, sondern auch mit ihr sprechen. Per Sprachsteuerung ließ sie sich in verschiedene Modi versetzen, wie z.B. „romantisch“, „sexy“ oder „familiär“. Auch „dirty talk“ war mit ihr möglich, und in der Einstellungsanleitung fanden sich auch Modi wie „harter oder softer Sex-Modus“.

Allerdings hatte die Puppe auch ein Eigenleben und ignorierte so manchen Befehl: Als sie gerade Witze erzählte, wollte sie partout nicht freiwillig in den Sex-Modus switchen. Die Aufforderung hatte mehrfach wiederholt werden müssen. Samantha soll auch lernfähig sein und so etwa auf die Vorlieben ihres Besitzers eingehen können.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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