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Langes Warten auf Monteure: Warum so viele Klimajobs unbesetzt sind

Wer derzeit eine*n Monteur*in sucht, der die Photovoltaik-Anlage am Dach anbringen soll, braucht Geduld. Diese sind oft bis weit ins Jahr 2023 ausgebucht und es ist schwierig, Termine zu bekommen. Ebenso gibt es Engpässe bei Heizungstechniker*innen, die Wärmepumpen installieren, sowie Mechaniker*innen, die Elektroautos reparieren können. 

„Wir haben in Österreich ein sehr starkes Netzwerk an verfügbaren Elektrikern und Installateuren, aber die Anzahl passt nicht zu den Herausforderungen“, erklärt Robert Pfarrwaller der futurezone. Er ist CEO der REXEL Austria GmbH und Obmann-Vertreter des Elektrofachhandels bei der Wirtschaftskammer. 

Starke Nachfrage durch Gaskrise

Durch die Ukraine-Krise und den möglichen Gas-Engpass wollen, völlig unabhängig von Förderungen und Klimazielen, noch mehr Menschen weg vom Gas und Öl. Sie wollen auf Wärmepumpen, Erdwärme oder Photovoltaik umsteigen und ihre Häuser, Wohnungen und Balkone nachrüsten. „Wenn sich der Markt über die Nacht verfünffacht, führt das zu Engpässen“, sagt Pfarrwaller. 

Doch der Fachkräftemangel bei sogenannten „Klimajobs“ war schon vorher da. „Uns haben die ersten Betriebe bereits vor 2 Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass ihnen die Fachkräfte ausgehen. Die ersten waren die Elektriker“, erzählt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds der futurezone.

Hier wurde bereits kurzfristig reagiert und das neue Berufsbild „Elektropraktiker*in“ geschaffen. „Das ist eine qualifizierte Hilfskraft, die in 3 Monaten die Grundlagen der Elektrotechnik kennenlernt. Danach ist die Person in der Lage, Photovoltaik-Anlagen zu montieren. Die Übernahme der Anlage übernehmen dann Gesellen und Meister“, erklärt Pfarrwaller.

Doch diese „Erste-Hilfe-Maßnahme“ kann nur der Anfang sein. „Wir müssen uns die Zeit nehmen, die Menschen wirklich gut auszubilden und nicht nur Hilfs-Jobs zu produzieren, weil wir jetzt schnell jemanden brauchen. Das fällt uns später auf den Kopf“, warnt Martina Kainz, Koordinatorin der BerufsinfoZentren Wien beim Arbeitsmarktservice (AMS). „Wir brauchen auch Menschen, die das unterrichten und ausbilden können.“

Plumber installing a boiler

Bis 2040 sollen alle Gasheizkessel ersetzt werden. Auch dafür fehlen die Fachkräfte

Ausbildung hinkt nach

Die Energiewende erfordert noch viele Umstellungen. So kommen derzeit in der Grundausbildung für Installateur*innen sowie für Kfz-Mechaniker*innen keine Module für Wärmepumpen oder E-Mobilität vor, sodass im Anschluss eine Zusatzausbildung absolviert werden muss.

„Insgesamt ist das Ausbildungssystem sehr gut, aber die Geschwindigkeit der Veränderung des Marktes geht nicht mit jener der Veränderung der Lehrpläne einher“, sagt Pfarrwaller. Oft sind auch die Ausbildungsstätten nicht mit dem notwendigen Equipment ausgestattet. 

Vielen ist auch das Potenzial von Klimajobs gar nicht bewusst: „Es ist leider nicht so, dass Jugendliche explizit nach Klimajobs fragen“, sagt Kainz: „Dieses Bewusstsein, dass diese Jobs lohnenswert sind, ist noch nicht überall angekommen.“

Genau dieses Problem will man beim Klima- und Energiefonds nun angehen. „Die Jobs sind garantiert sicher und bergen ein riesiges Zukunftspotenzial“, sagt Hörbarth.

Faktenbox

Klimaneutralität
Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ist einer der Grundpfeiler, um Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen

Umstieg  
Bis 2035 müssen alle Öl- und Kohleheizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden, bis 2040 müssen auch alle Gasheizungen ersetzt werden. Laut EAG soll Österreich bis 2030 mit 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt werden. Derzeit heizen 11.000 Haushalte mit Kohle, 550.000 Haushalte mit Öl und eine Million Haushalte mit Gas

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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