Spot im Kraftwerk Simmering: Kein Wachhund, sondern ein Kollege
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Neben der Ladestation haben sie Spot aus Jux eine Wasserschüssel hingestellt. Der Roboterhund von Boston Dynamics ist seit Frühjahr im Kraftwerk Simmering dauerhaft im Einsatz und Teil der Mannschaft geworden. In der Kraftwerksanlage tippelt der "Energy Dog" fröhlich vor sich hin.
Bereits mehr als 1.000 Roboterhunde verkauft
Bis dahin war es ein langer Weg. Seit 30 Jahren gibt es die Robotik-Firma Boston Dynamics, 27 Jahre lang habe man nur damit verbracht, dem Roboterhund das Laufen beizubringen, erzählt Paul Cisternelli, Vertriebsmanager bei dem Unternehmen, der aus den USA angereist war. der extra aus den USA angereist war. Nun gehe es allerdings Schlag auf Schlag, die Roboter können sich autonom bewegen, ihre Umgebung erkennen und sogar einfache Handgriffe erledigen.
Mehr als 1.000 Roboterhunde habe man in den vergangenen 3 Jahren verkauft, künftig sollen es deutlich mehr werden. “In drei bis fünf Jahren werden wir alle Roboter im Arbeitsalltag sehen”, prophezeit Cisternelli. Und auch humanoide Roboter, also Roboter in Menschengestalt, seien nicht mehr weit entfernt.
Kraftwerk Simmering geht mit der Zeit
“Wir müssen mit der Zeit gehen”, sagt Kraftwerksleiterin Michaela Killian. “Wir müssen uns fragen: Wie schauen wir 2030 aus?” Denn auch Wien Energie ist vom demografischen Wandel betroffen, viele Mitarbeiter*innen gehen in den kommenden Jahren in Pension. Nachfolger*innen finden sich nur schwer, besonders für Routinetätigkeiten wie die des “Rundgehers”. 12 Rundgeher gibt es im Kraftwerk Simmering, sie drehen rund um die Uhr ihre Runden auf dem Gelände, prüfen Maschinen, kontrollieren Füllstände oder halten nach Lecks Ausschau.
Eckdaten zum Energy Dog
Der Energy Dog ist ein auf Wien Energie angepasster Roboterhund des Typs "Spot".
- Die Kosten für Spot liegen je nach Ausstattung zwischen 100.000 und 200.000 Euro
- Das Gesamtgewicht beträgt rund 42 Kilogramm
- Ausgestattet ist der Energy Dog mit 17 Kameras, darunter Stereokameras zur Erfassung des Umfelds, einer 360°-Kamera und Infrarotkameras
- Mit seinen Gassensoren kann der Roboter Gasaustritte "riechen"
- Durch ein Mikrofon "hört" der Energy Dog auch, wenn sich eine Maschine anders anhört als sie sollte
- Dank seiner Scheinwerfer findet sich der Roboter auch in düsteren Ecken zurecht
- Der Energy Dog wurde mit einem Lidar-System ausgestattet, das Hindernisse um Umkreis von 100 Metern erkennt
Das kann langfristig von Robotern wie Spot übernommen werden. Die Routen müssen dem Hund vorher antrainiert werden, dann kann er alleine gehen. Das dauert. Im Kraftwerk Simmering experimentierte man seit einem knappen Jahr mit dem Roboter. Einige Türen mussten so etwa durch automatische Türen ausgetauscht werden, denn der Roboter konnte sie nicht öffnen. Und auch einige Treppen wurden “aus Sicherheitsgründen” angepasst, damit Mensch und “Tier” sie gleichzeitig benutzen können.
Wandelnde Sensorenansammlung
So geht der Energy Dog seine Runden. Eine Stunde ist er unterwegs, eine Stunde muss er sich dann wieder an seiner Ladestation aufladen. Mehr als 20 Kilometer legt er so pro Tag zurück. Seine Umgebung erkennt der Roboter durch Kameras, Hindernisse übersteigt er selbstständig, auch wenn es manchmal etwas unbeholfen aussieht. Eine Kamera am Kopf des Hundes schießt Fotos von Messuhren, eine Infrarotkamera erkennt die Temperatur einzelner Maschinenteile, Mikrofone hören Geräusche, die nicht auftreten sollten und mit Gassensoren kann er verschiedene Gase erschnüffeln.
Energy Dog
7 Bilder
Die Daten werden über LTE auf die Server der Wien Energie hochgeladen und ausgewertet. Ist ein Wert nicht im grünen Bereich, wird ein Alarm in der Überwachungszentrale ausgelöst. Von dort kann man entweder gleich eine*n Techniker*in betroffenen Stelle schicken oder manuell die Kontrolle über den Roboter übernehmen, um sich das Gebrechen via Live-Stream genauer anzusehen.
Mit Lidar-System ausgestattet
In seiner Probezeit ist der Roboter 6 Mal gestürzt, das ist laut Projektleiter Matthias Wurm ein guter Wert. Man musste allerdings einige Male nachbessern, etwa bei der Art, wie sich der Roboter zurechtfindet. Normalerweise orientiert sich der Hund an QR-Codes, die im Kraftwerk Simmering verteilt sind. So kann der Roboter jederzeit seine genaue Position im Kraftwerk bestimmen, auch wenn ihm einmal ein Hindernis den Weg versperrt und er eine Ausweichroute nehmen muss.
Die “Sehkraft” des Roboters reicht jedoch nur etwa 5 Meter weit, in großen Hallen oder auf Parkplätzen kann Spot daher seine Orientierung verlieren. Daher wurde der Energy Dog zusätzlich mit einem Lidar-Scanner ausgestattet, wie man ihn von autonomen Fahrzeugen kennt. “Durch den Laserscanner erkennt unser Hund Hindernisse im Umkreis von 100 Metern, das hilft enorm”, sagt Wurm.
Große Zufriedenheit mit dem Roboter
Insgesamt sei man sehr zufrieden mit der Arbeit des Roboterhundes als wandelnden Sensor. “Personal spart man sich dadurch allerdings nicht”, sagt Wurm. Es brauche Techniker*innen, die sich mit dem Hund befassen und auch ein Datenwissenschaftler wurde angestellt. Die vom Energy Dog gesammelten Daten bieten nämlich wertvolle Einblicke in den Zustand der Anlage. So sollen in Zukunft Schäden frühzeitig erkannt und Bauteile ausgetauscht werden, noch bevor sie kaputtgehen. Das sichert den geregelten Betrieb und spart auch Geld, weil Stillstände vermieden werden. Und nicht nur bei Wien Energie ist man vom Energy Dog überzeugt. Der Verbund steht ebenso kurz davor, sich einen eigenen Roboterhund anzuschaffen.
Der smarte Roboterhund ist ein vom Innovationsfonds der Wiener Stadtwerke gefördertes Forschungsprojekt. Umgesetzt wurde es von Boston Dynamics gemeinsam mit dem Implementierungspartner Smart Inspection.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Wien Energie.
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