Das NMESIS-System am Strand.
© US Marines

Militärtechnik

NMESIS: US Marines testen ferngesteuerte Antischiff-Raketenstarter

Das US Marine Corps hat am vergangenen Dienstag eine neue unbemannte, ferngesteuerte Variante eines Militärfahrzeugs (Joint Light Tactical Vehicle) getestet. Das Gefährt ist mit Marschflugkörpern des Typs Naval Strike Missile bewaffnet. Diese sind eigentlich dafür ausgelegt, um Schiffe abzuwehren, können aber auch gegen Ziele an Land eingesetzt werden.

Feuertest in Kalifornien

Das neue System trägt den Namen Navy/Marine Expeditionary Ship Interdiction System (NMESIS) und hat in Kalifornien erfolgreich seinen Feuertest hinter sich gebracht. NMESIS besteht aus einem leichten Fahrgestell, der Naval Strike Missile und das dazugehörige Feuerkontrollsystem. Eine NMESIS-Batterie beinhaltet 18 Raketenwerfer, die auf 2 Blöcke zu je 9 Werfern aufgeteilt sind. Diese Blöcke sind wiederum in 3 Abteilungen mit je 3 Werfern unterteilt.

Der aktuelle Abschusstest ist erst der Dritte, den die Marines mit NMESIS durchgeführt haben. Das System wurde erstmals im November 2020 getestet, ein weiterer Test erfolgte im August 2021. Insgesamt sollen 14 Batterien angeschafft werden, wobei 3 Einheiten für das Marine Littoral Regiment zur Verfügung stehen, das für Küstenmanöver optimiert ist. Die erste Auslieferung ist für das 4. Quartal 2023 geplant.

NMESIS ist eine wichtige Komponente des "Force Design 2030". Dieser Plan zur Umstrukturierung soll das US Marine Corps in eine agilere, effizientere und technologisch fortgeschrittener Truppe umwandeln. Force Design 2030 gilt als Reaktion auf einen möglichen Konflikt gegen China im Westpazifik.

NMESIS solle es dem US-Militär ermöglichen, Küstengebiete und wichtige Engpässe für den Feind zu sperren. Der unbemannte Raketenstarter soll außerdem die Überlebensfähigkeit der Einheiten verbessern.

Derzeit werden die Fahrzeuge über einen Videospiel-ähnlichen Controller gesteuert, mit dem es in die gewünschte Stellung gefahren wird. NMESIS hat aber auch Kameras und Sensoren an Bord. Zukünftig sollen die Fahrzeuge aus größerer Distanz ferngesteuert werden, etwa von einem Schiff oder einer entfernten Basis aus.

Angedacht ist auch, dass autonome Landungsboote NMESIS zu Inseln bringen und dort das System selbstständig in Stellung geht. Passiert das etwa in der Nacht, könnte so innerhalb von wenigen Stunden eine Küstenbatterie zur Schiffsabwehr aufgebaut werden, ohne menschliche Leben dafür zu riskieren. Die neue Abwehranlage könnte so feindliche Schiffe überraschen, die mit ihren Radars primär nach anderen Schiffen und Flugzeugen Ausschau halten und nicht mit einem Angriff von Land, bzw. einer Insel aus, rechnen.

Die von NMESIS gestartete Naval Strike Missile (NSM) wird vom Waffenhersteller Raytheon und Kongsberg Defence & Aerospace entwickelt. Bei NSM handelt es sich um einen modernen Mehrzweck-Marschflugkörper, der sowohl See- als auch Landziele bekämpfen kann.

NSM hat eine Reichweite von 185 Kilometer. Sie hat Stealth-Eigenschaften, um einen kleineren Radarquerschnitt zu haben. Das soll erschweren, dass die Abwehranlagen von Schiffen die Rakete erfassen und abfangen.

Hochtechnologischer Exportschlager

Ihr Ziel findet sie durch eine bordeigene Trägheits- und Geländeerkennungsanlage, die durch GPS ergänzt wird. Der Marschflugkörper verfügt außerdem über einen Infrarotsucher für die Zielansteuerung. Damit kann er Ziele verfolgen, ohne von elektronischen Kriegsführungssystemen des Gegners beeinträchtigt zu werden.

Die Königlich Norwegische Marine setzt die Naval Strike Missile auf ihren Schnellbooten der Skjold-Klasse und Fregatten der Fridtjof-Nansen-Klasse ein. Zudem wird der Marschflugkörper von den Niederlanden, Polen, Malaysia, Deutschland, Rumänien, Kanada, Australien, Spanien und dem Vereinigten Königreich eingesetzt.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare