Das Endlager Onkalo soll 2025 in Betrieb gehen.

Das Endlager Onkalo soll 2025 in Betrieb gehen.

© APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND / JONATHAN NACKSTRAND

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Radioaktiv: Diesen Ort werden Menschen 100.000 Jahre nicht mehr betreten

In Finnland geht bald das weltweit erste Endlager für abgebrannte Kernbrennstäbe in Betrieb. Onkalo (finnisch für Höhle) liegt 450 Meter tief im Gestein der Insel Olkiluoto im Südwesten des Landes. Der Standort ist nicht zufällig gewählt: Auf Olkiluoto stehen 3 Kernreaktoren, das jüngste davon wurde erst heuer in Betrieb genommen. 

Finnland setzt auf Kernenergie. Die insgesamt 5 Reaktoren des Landes produzieren 33 Prozent des lokalen Strombedarfs. Dass es für den radioaktiven Müll, der dabei entsteht, eine langfristige Lösung braucht, ist den Finn*innen bewusst. Seit 20 Jahren wird am Endlager Onkalo gebaut, in etwa 2 Jahren soll es in Betrieb gehen. Die Kosten belaufen sich auf rund eine Milliarde Euro.

Finnland als Vorreiter

Dann werden die ersten Brennelemente in das Endlager gebracht. Die Onkalo-Betreiberfirma schätzt, dass es 100 bis 120 Jahre braucht, bis das Endlager voll ist. Dann wird die gesamte Anlage versiegelt und mindestens 100.000 Jahre lang von allen äußeren Einflüssen abgeschirmt.

"Alle kannten die Idee eines geologischen Endlagers für hoch radioaktiven Atommüll, aber Finnland hat sie umgesetzt", kommentierte Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation, bei einem Besuch im Jahr 2020. In anderen Ländern, wie etwa den USA, Großbritannien und Frankreich, wird nach einer ähnlichen Lösung gesucht. So weit wie Finnland ist aber niemand.

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Onkalo

Onkalo ist darauf ausgelegt, hoch radioaktiven Atommüll zu lagern. Es gab Debatten darüber, ob das Endlager auch auf lange Zeit sicher sei. Onkalo wurde allerdings in einem demokratischen Prozess beschlossen.

Die Gemeinde Eurajoki, auf dessen Gebiet Onkalo gebaut wurde, gehörte zu 2 Gemeinden mit der größten lokalen Unterstützung für das Projekt. Im Mai 2001 segnete die finnische Regierung das Projekt ab.

Stabiles Gestein und keine Erdbeben

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Forscher*innen damit, wie man hoch radioaktive Abfälle entsorgen könnte. Der wissenschaftliche Konsens lautet, den Müll am besten in einem geologischen Endlager zu verstauen.

Die finnische Behörde für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit kam dabei zum Entschluss, dass die Eigenschaften des Onkalo-Gesteins günstig sind, um die Sicherheit der Endlagerung zu gewährleisten. Das Gestein ist stabil und die Erdbebengefahr ist gering.

Bevor die ausgebrannten Brennstäbe in Onkalo gelagert werden, werden sie aufbereitet. Dabei wird Plutonium und Uran aus den Brennelementen getrennt und wiederverwertet. Das verringert das Volumen des Abfalls.

Dann wird der Abfall in einem doppelwandigen Eisen-Kupferkanister geladen. Der wird wiederum mit dem Wasser-absorbierenden Tongestein Betonit ummantelt, bevor er ins Endlager kommt.

Roboter transportieren den Müll an ihren Standort

Mit einem Aufzug wird der Müll in 437 Meter Tiefe befördert, bevor Roboter die Kanister zu ihrem endgültigen Lagerplatz bringen. Bisher wurden dafür 5 Tunnel gebaut, die alle 350 Meter lang sind. Im Laufe der nächsten 100 bis 120 Jahre sollen 85 weitere dazukommen. Jeder Tunnel hat dabei etwa 40 Löcher im Boden, die 8 Meter tief und 2 Meter breit sind. Hier werden die Kanister eingelagert. 

Wenn das Lager voll ist, werden die Tunnel verschlossen, die Gebäude an der Oberfläche zerstört und das natürliche Gelände wieder hergestellt. Was danach kommt, ist aber noch ungewiss. Es ist durchaus möglich, dass das gesamte Wissen über Onkalo in ein paar tausend Jahren verloren ist.

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