Symbolbild: Plastikflaschen

Symbolbild: Plastikflaschen

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Warum sich Coca-Cola über das kommende PET-Pfandsystem freut

Jede*r Österreicher*in produziert durchschnittlich 500 Kilogramm Müll pro Jahr. Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch eine gewaltige Ressourcenverschwendung – trotz Recycling.

Als logische Fortsetzung des Recyclings wird das Etablieren einer effizienten Kreislaufwirtschaft gesehen. Im Wissenschaftstalk „Spontan gefragt“ auf KURIER.TV spricht Moderator und Genetiker Markus Hengstschläger darüber mit Marion Huber-Humer von der BOKU Wien und Philipp Bodzenta von Coca-Cola. Die Sendung entsteht in Kooperation mit dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF.

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Jahrzehntelange Vernachlässigung

„Bei der Kreislaufwirtschaft geht es darum, Dinge so lange wie möglich zu nutzen, einen gewissen Wert darin zu sehen und entsprechend sorgsam damit umzugehen“, sagt Huber-Humer. Dann könne man am Ende der Nutzungsdauer die Dinge wieder der Produktion zuführen.

Die Gesellschaft und Wirtschaft hätte das jahrzehntelang vernachlässigt: „Wir haben linear gewirtschaftet. Wir haben viele Ressourcen verbraucht und sie dann am Ende quasi als Müll deponiert.“ Als drastisches Symptom unserer Wegwerfgesellschaft sieht sie das Problem der Verseuchung der Weltmeere durch Plastikmüll: „Weil die Infrastruktur nicht da war, um den Abfall weiter zu nutzen, finden wir die Materialien jetzt in unserer Umwelt und nicht nur in den Weltmeeren. Mikroplastik landet auch in unseren Böden, unserer Nahrungskette bis hin zu unseren Körpern“, sagt Huber-Humer.

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PET-Flaschenpfand als Game-Changer

„Vermüllte Meere will niemand“, stimmt Bodzenta zu. Als Gegenmaßnahme sieht er 2 Aspekte: Erstens, mit weniger Material produzieren. Zweitens, die Verpackungen, die man in den Kreislauf setzt, wieder zurückbekommen. „Wir sehen die leeren Flaschen nicht als Abfall, sondern als Werkstoffe, die man wiederverwenden kann“, sagt Bodzenta. In der Getränkeindustrie würde ein hoher Anteil an PET genutzt werden, das sich gut für Recycling eignet. „In Österreich haben wir bei Coca-Cola zu 100 Prozent recyceltes Material in den PET-Flaschen.“

Damit das weiterhin möglich ist und auch andere Marktteilnehmer recyceltes Material nutzen können, muss es in den Kreislauf zurückkommen und nicht im Müll landen. Deshalb begrüßt Bodzenta das Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen und -dosen, das 2025 in Österreich starten wird: „Das ist ein richtiger Game-Changer. Das ist der größte Transformationsaspekt seit der Einführung des Sammelsystems. Genau da wird der Kreislauf geschlossen. Dazu braucht es aber nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Gesetzgebung und die Infrastruktur.“

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Komplette Transformation des Systems

Eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft muss aber gesamtheitlich angewandt werden und nur bei einzelnen Branchen. Daher gibt es auch Bestrebungen, bei anderen Produkten Pfandsysteme einzuführen, wie etwa auf Einwegbatterien.

Huber-Humer wünscht sich hierfür ein gesamtheitliches Umdenken und eine komplette Transformation des momentanen Systems: „Wir werfen Dinge weg und geben ihnen oft keinen Wert, weil neue Produkte so günstig sind. Für Konsumenten macht es oft keinen Sinn, Dinge reparieren zu lassen, weil ein neues Produkt wesentlich günstiger ist als die Reparaturkosten.“

Spontan gefragt mit Philipp Bodzenta, Marion Huber-Humer

Philipp Bodzenta und Marion Huber-Hamer zu Gast bei Markus Hengstschläger

Neue Produktdesigns

Das Umdenken müsse schon beim Design von Produkten erfolgen: „Wir sind leider noch weit von einer 80- oder gar 100-prozentigen Kreislaufwirtschaft weg, weil uns einfach das Produktdesign dafür fehlt. Nehmen wir z. B. Verpackungen. Da wird viel auf Multi-Layer gesetzt. Um die verschiedenen Materialien wieder aufzutrennen, ist ein hoher Energieeinsatz nötig – das ist ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll“, sagt Huber-Humer.

Ein weiteres Beispiel seien Elektrogeräte, die vor 10 bis 15 Jahren produziert wurden. Diese würden Schadstoffe enthalten, die heute verboten sind und dürfen deshalb gar nicht dem Kreislauf zugeführt werden. Hier müsse man mit besseren Produktdesigns verhindern, dass so etwas zukünftig wieder passiert.

Bei Coca-Cola wird jedenfalls am Produktdesign gefeilt. So wurde etwa das klassische „6er-Tragerl“ überarbeitet. Statt von einer rundumwickelten Plastikfolie werden die Flaschen durch einen Kartonstreifen zusammengehalten. „So konnten wir nochmal Plastik aus der Verpackung des Produkts herausnehmen. Es braucht immer Feintuning an allen Ecken und Enden des Designs“, sagt Bodzenta.

Lebenswerte Welt für alle

Die große Herausforderung bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft wird, alle ins Boot zu bringen, etwa durch Anreize und Regulative. Huber-Humer: „Es braucht auch das Umdenken unseres Lebensstils. Da werden wir nicht drumherum kommen, auch wenn es Einschnitte mit sich bringt. Es muss uns auch bewusst sein, dass Kreislaufwirtschaft kein Selbstzweck ist. Es ist ein Instrument, um Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen. Das Ziel ist eine lebenswerte Welt für uns alle.“

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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