PET-Flaschen lassen sich sehr gut wiederverwerten, aber auch bei anderen Kunststoffen wird Recycling besser

PET-Flaschen lassen sich sehr gut wiederverwerten, aber auch bei anderen Kunststoffen wird Recycling besser

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Science

Wie wichtig das Recycling von Plastikflaschen für den Klimaschutz ist

Um eine Ein-Liter-Plastikflasche herzustellen, benötigt man ungefähr einen Viertelliter Erdöl. Bei rund 480 Milliarden Plastikflaschen, die jährlich weltweit hergestellt werden, kann man sich ausrechnen, welche Mengen Erdöl dafür aufgewendet werden müssen – und das nur als Rohmaterial.

Rechnet man die Energie für Erdölförderung und Verarbeitung, sowie die Produktion dazu, ergeben sich enorme Summen, die sich in entsprechenden Treibhausgasemissionen niederschlagen. Durch Recycling kann man einen Teil davon einsparen. Abgesehen vom Klimaschutz ist die Wiederverwertung auch positiv für Umwelt und Gesundheit (Stichwort Mikroplastik).

Weltweit nur 9 Prozent

Momentan werden weltweit nur 9 Prozent des Plastikmülls recycelt. Unterdessen wird immer mehr Plastik produziert. Laut einer OECD-Studie betrug die gesamte Menge an Plastikmüll, den die Menschheit produzierte, im Jahr 2019 rund 353 Millionen Tonnen. Bis 2060 wird die jährlich hergestellte Menge auf eine Milliarde Tonnen anwachsen, wenn die Entwicklung so weitergeht. Der Politik ist die Entwicklung bewusst. Ein globales Abkommen der UNO zur Eindämmung des Plastikmülls ist in Ausarbeitung und soll 2024 fertig sein.

Europa ist Vorreiter, wenn es darum geht, möglichst viel Plastik zu sammeln und aus Recycling möglichst hochwertige Materialien zu generieren, die in Produktkreisläufe gebracht werden, erklärt Brigitte Karigl vom Umweltbundesamt. "Das Ziel ist es, Recycling nicht nur um des Recyclings willen zu betreiben. Durch das Recycling sollen hochwertige Sekundärrohstoffe erzeugt werden, die Rohstoffe in der Produktion ersetzen können."

PET eignet sich sehr gut

Es gibt allerdings viele verschiedene Kunststoffe und nicht alle eignen sich gleichermaßen gut für die Wiederverwertung. Ein Musterbeispiel sind PET-Flaschen. Polyethylenterephthalat, wofür die Abkürzung steht, lässt sich vergleichsweise gut recyceln. Es ist der einzige Kunststoff, der auch nach dem Recycling wieder in Kontakt mit Lebensmitteln gebracht werden darf. "Andere Kunststoffe, mit denen Lebensmittel verpackt werden, können nach dem Recycling nur im technischen Bereich eingesetzt werden. Im Lebensmittelbereich gibt es hohe Ansprüche, etwa Reinheitsgrade", erklärt Thomas Mayer vom Entsorgungsunternehmen Brantner.

Aus alten PET-Flaschen können dagegen neue werden. In der EU sind auch bestimmte Beimengungsquoten vorgeschrieben. Ab 2025 müssen in PET-Flaschen mindestens 25 Prozent recyceltes Plastik enthalten sein, ab 2030 dann 30 Prozent. Plastikflaschen können also gut wiederverwertet werden. Insgesamt lassen sich Kunststoffe, die in Österreich in gelben Säcken oder gelben Tonnen gesammelt werden, allerdings aktuell nur zu etwa 40 Prozent recyceln. Der Rest wird thermisch verwertet, also verbrannt, etwa für Fernwärme oder Industrieprozesse. Auch dabei entstehen CO2-Emissionen.

Neue Verfahren im Kommen

Bei Recyclingverfahren gebe es aber ständige Verbesserungen. Laut Mayer sollen man schon in wenigen Jahren 20 bis 40 Prozent mehr vom Kunststoffmüll wiederverwerten können. Derzeit sind mechanische Verfahren noch am häufigsten verbreitet. Dabei wird Plastik zerkleinert, zu Granulat gemacht und für die Plastikproduktion eingeschmolzen. Wenn Plastikvarianten nicht sortenrein getrennt werden können, stoßen solche Verfahren aber an Grenzen.

Es gebe auch lösungsmittelbasierte Verfahren und chemisches Recycling, erklären Silvia Apprich und Manuel Pfitzner vom Fachbereich Verpackungs- und Ressourcenmanagement der FH Campus Wien. "Dabei werden Stoffe auf molekularer Ebene neu aufgebaut", sagt Apprich. An der Technologie arbeite etwa die OMV. Sie will altes Plastik mittels "ReOil"-Verfahren wieder zu Rohöl machen.

Mehrweg ist am besten

Ein 100-prozentiges Recycling gebe es aber nicht, sind sich alle Experten einig. Momentan kann Plastik keine endlosen Zyklen durchlaufen. Mit jedem Recycling-Durchlauf nehme die Qualität des Materials ab. Mehrwegprodukte und Sammelsysteme für diese seien insofern die beste Lösung, sagt Pfitzner.

International stehe der Umgang mit Plastikmüll noch vor großen Herausforderungen, sind sich die Experten einig. Den meisten Plastikabfall pro Kopf erzeugen Industrieländer. Sie haben auch das notwendige Geld und die Infrastruktur, um Sammelsysteme auszubauen, energieeffiziente Recyclingtechniken und Alternativen zu Plastik zu entwickeln, sowie Produkte und ihre Verpackungen so zu designen, dass sie möglichst gut wiederverwertet werden können.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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