Die Plastiglomerate wurden auf einer brasilianischen Insel gefunden. 

Die Plastiglomerate wurden auf einer brasilianischen Insel gefunden. 

© REUTERS/RODOLFO BUHRER

Science

Beunruhigender Fund: Forscher entdecken Plastikgestein auf Insel

Die Menschheit hat ein Plastikproblem. Jedes Jahr gelangen bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastik in unsere Weltmeere. Mit schwerwiegenden Folgen. Denn die Plastikpartikel sind in winziger Form schlecht für Pflanzen, Tiere und den Menschen. 

Wie drastisch Plastik unser Ökosystem tatsächlich beeinflusst, zeigt ein neuer Fund von Wissenschaftler*innen auf der brasilianischen Insel Vulkaninsel Trindade. Forschende haben dort sogenannte "Plastiglomerate" gefunden. Eine Bezeichnung für mit geschmolzenem Plastik durchzogenes Gestein. 

"Neu und erschreckend zugleich"

Wie CNN berichtet, bestehen die Steine aus einer Mischung aus Sedimentkörnern und anderem Geröll, die von Kunststoff zusammengehalten werden. Sie wurden rund 1.000 Kilometer entfernt von dem südöstlichen Bundesstaat Espirito Santo gefunden. „Das ist neu und erschreckend zugleich, weil die Verschmutzung die Gesteinsbildung erreicht hat“, sagt Fernanda Avelar Santos, Geologin an der Federal University of Parana.

Santos und ihr Team versuchten herauszufinden, aus welchen Kunststoffen sich die Plastiglomerate genau zusammensetzen. „Wir haben festgestellt, dass [die Verschmutzung] hauptsächlich von Fischernetzen stammt, die an den Stränden von Trindade sehr häufig vorkommen“, erklärt Santos. Die Meeresströmung reiße die Netze mit, wodurch diese sich am Strand ansammeln würden. "Wenn die Temperatur steigt, schmilzt dieser Kunststoff und bettet sich in das natürliche Material des Strandes ein“, so die Wissenschaftlerin.

Wichtiger Zufluchtsort verseucht

Trindade ist eines der weltweit wichtigsten Schutzgebiete für die Grüne Meeresschildkröte. Jedes Jahr kommen tausende Exemplare auf die Insel, um an ihrem Strand zu brüten. Die einzigen menschlichen Bewohner auf Trindade sind Mitglieder der brasilianischen Marine, die einen Stützpunkt auf der Insel unterhält und die nistenden Schildkröten schützt.

Trindade "ist der unberührteste Ort, den ich je gesehen habe", so Santos über die Insel. "Zu sehen, wie anfällig sie für die Verschmutzung unserer Ozeane durch Müll ist, zeigt, wie weit verbreitet das Problem weltweit ist". 

Paradigmenwechsel

Bei ihren Nachforschungen fand die Wissenschaftlerin heraus, dass ähnliche felsenartige Plastikformationen seit 2014 unter anderem auf Hawaii, in Großbritannien, Italien und Japan gemeldet worden waren.

Santos sieht darin einen Beweis dafür, dass der Mensch nun auch auf die geologischen Zyklen der Erde einen überbordenden Einfluss hat. Die Plastiglomerate würden einen Paradigmenwechsel in der Geologie darstellen.

"Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der Mensch jetzt als geologischer Akteur agiert und Prozesse beeinflusst, die vorher völlig natürlich waren, wie eben die Gesteinsbildung", sagt Santos. "Die Eingriffe des Menschen sind inzwischen so allgegenwärtig, dass man sich fragen muss, was wirklich natürlich ist".

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