© Jakob Steinschaden

Kinder-Star

Puck: Das Wunderkind der Software-Welt

PHP, QR-Codes, Interface, Linux und Business-Modell: So leicht ihm diese Fachbegriffe über die Lippen kommen, so schnell verliert ein nicht Eingeweihter den roten Faden. Vom Programmierer-Profi unterscheidet sich der Niederländer Puck Meerburg aus Delft bei Den Haag eigentlich nur in einem Punkt: Er ist erst zwölf Jahre alt und wird derzeit als der erste Kinderstar der europäischen Internet-Welt gehandelt.

Bereits im Alter von sieben hat Puck begonnen, zu programmieren - damals bastelte er am iMac seiner Eltern ein simples Computer-Spiel für die Schule. Diese Woche hat er bereits seine dritte App zum Download unter seinem Firmennamen “Puckipedia” - http://puckipedia.nl/portfolio/ -  veröffentlicht und wird (in Begleitung seines Vaters Erik Meerburg) von Internet-Konferenz zu Internet-Konferenz gereicht.

"Wie eine Sprache lernen"
“Programmieren lernen ist für mich wie eine Sprache lernen”, sagt Puck im Rahmen der SIME-Konferenz in Stockholm zur futurezone - in fließendem Englisch, wohlgemerkt. Für Sprachen hat er ein außergewöhnliches Talent: Im Alleingang hat er sich Englisch und Programmierung am väterlichen Computer beigebracht, wie seine Eltern eines Tages überrascht feststellten. Seine Software-Kreationen “TafelTrainer” (gratis) bzw. “TafelTrainer+” (79 Cent, mehr Funktionen) hilft jungen iPhone-Nutzern dabei, das kleine Einmaleins zu meistern, indem es Rechenaufgaben in einer vorgegebenen Zeit stellt. Anderen Kinder beim Lernen zu helfen, ist generell Pucks Anliegen. So hat er seine App auch für geistig beeinträchtigte Kinder adapiert, außerdem will er die Initiative “One Laptop Per Child” (OLPC), die günstige Notebooks in Entwicklungsländern verteilen wird, künftig unterstützen. “Damit sollen die Kinder aber nicht programmieren, sondern Sachen lernen”, sagt Puck.

Entwicklerkurs auf der Uni
“Wenn du siehst, dass dein Kind Fußball gerne mag, gibst du ihm einen Ball. Wenn du siehst, dass es Computer interessieren, gibst du ihm einen Computer”, sagt Pucks Vater Erik Meerburg. “Vor einem Jahr hat er sich für das iPhone zu interessieren begonnen, und deswegen haben wir ihm einen zweitägigen Entwicklerkurs an der Uni ermöglicht.” Während er mit kleinen Lern-Games begonnen hat, ist es jetzt sein erklärtes Ziel, ein umfangreiches Computer-Spiel zu entwerfen. Schließlich heißt sein Vorbild weder Steve Jobs noch Mark Zuckerberg, sondern Markus “Notch” Persson: Der unabhängige Spiele-Entwickler aus Schweden hat das derzeit sehr populäre Spiel “Minecraft” entworfen und empfing Puck kürzlich in seinem Stockholmer Büro. Puck hat derweil den ersten Schritt in Richtung “Game” gemacht und seine dritte iPad-App “The Quizzer” veröffentlicht: Sie erlaubt es dem Nutzer, auf einfache Weise Rätsel zu entwerfen, die andere User knacken müssen - Multiplayer-Modus mit mehreren Geräten inklusive.

"Kinderspiel"
“Viele Entwickler beschweren sich über den schwierigen Apple-Code”, sagt Erik Meerburg. “Programmieren ist für Puck wie ein Puzzle, für das er eine Lösung finden muss - offensichtlich ein Kinderspiel.” Für seinen Sohn sei das Wichtigste, die fertige Software online zu stellen, ob sie wer benutze, sei eine andere Sache - denn dann arbeitet der Zwölfjährige bereits an der nächsten App. Doch bei Apple-Software wird es nicht bleiben: Puck hat bereits eine Vorab-Version des kommenden Betriebssystems Windows 8 ergattert und ist vor allem von dessen Unterstützung für berührungssensible Displays begeistert. In Kombination mit Microsofts Touchscreen-Tisch “Surface” würden sich neue Möglichkeiten auftun. “Meine TafelTrainer-App könnten dann acht Leute gleichzeitig gegeneinander spielen.”

Sonderregelung in der Schule
Pucks Eltern wollen die öffentlichen Auftritte aber nicht überhand kommen lassen. Für den November hat man mit der Schule eine Sonderregelung vereinbart, die es Puck erlaubt, Konferenzen und Software-Firmen zu besuchen - danach geht es zurück in den regulären Unterricht. “Er ist ein hervorragender Schüler”, so sein Vater. “Wir müssen aber schon darauf schauen, dass er seine Hausaufgaben erledigt, weil er eigentlich ganz andere Interessen hat.”

Für technische Details bleibt Puck derzeit oft nur der Austausch mit Erwachsenen über. “Es gibt nicht viele andere in seiner schulischen Umgebung, die auch programmieren können, da ist er schon ein wenig der Außenseiter”, sagt Meerburg. Allerdings würden sich die Zeiten ändern: Die Computer-Freaks von früher würden immer mehr zu den coolen Typen werden.

Weiteres Wunderkind
In den USA sorgt derzeit übrigens ein ähnliches Talent für Furore: Der ebenfalls 12-jährige Thomas Suarez entwickelte im Alleingang ein Stimmungsabrometer in Weltkugel-Form namens “Earth Fortune” und das Game “Bustin Jieber”, das den bekannten Popsänger auf die Schippe nimmt. Das Video von einer TEDx-Konferenz in Manhattan begeistert Seher vor allem wegen  professionellen Art, wie Juarez sich und seine Software vor Publikum präsentiert. Inspirieren dürfte ihn dazu wohl sein großes Vorbild, der kürzlich verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs.

Wunderkind Puck jedenfalls dürfte eine große Zukunft erwarten. Talente wie er sind bei Software-Firmen stark gefragt, und der Nachwuchs-Entwickler verlagert seine Präferenzen täglich neu zwischen Google, Apple und Microsof, so sein Vater. “Ich würde es gern sehen, wenn er Informatik oder Computer-Wissenschaften studiert, aber wenn er nach der Schule zu arbeiten beginnen oder eine eigene Firma gründen will, werde ich ihn dabei unterstützen.”

Dokumentarfilm
Pucks Geschichte hat die niederländische Filmemacherin Tessa Boerman so begeistert, dass sie jetzt einen Dokumentarfilm über das junge Genie drehen will. Zwei Jahre wird sie ihn mit der Kamera begleiten. “Puck ist das perfekte Beispiel dafür, wie Technologie und Software zu einem Spielplatz werden”, sagt Boerman. “Er ist ein Wunderkind, ein Perfektionist und ein außergewöhnlicher Charakter, der genau weiß, was er will.” Sie sieht Puck als Stellvertreter einer Generation, die sich bereits intensiv mit neuen Technologien auseinander setzen muss. Boerman: “Programmieren muss Teil des Schulunterrichts werden, damit der Nachwuchs versteht, wie die Welt funktioniert, in der sie leben.”

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