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So kann man ohne Gebühren Restgeld aus dem Urlaub wechseln

Es gehört zu den kleinen Ärgernissen, die einen Reisenden nach der Heimkehr aus dem Urlaub quälen: In der Hosentasche oder Geldbörse findet man noch ein paar Kuna, Lira oder ägyptische Pfund, die man am Flughafen noch gut in ein Souvenir hätte investieren können – stattdessen landet das Kleingeld aber irgendwo im Marmeladenglas und blickt ungewissen Zeit entgegen. Denn während man größere Beträge bei der Bank wechseln kann, ist dies vor allem mit Münzen nicht möglich und bei kleineren Beträgen bleibt abzüglich der Bearbeitungsgebühren der Banken kaum noch etwas übrig.

Genau in diese Kerbe schlägt seit kurzem die Plattform jojmoney.com aus Österreich – wobei „joj“ für „Jar of Jam“, also das eingangs erwähnte Marmeladenglas, steht. Hier können Privatpersonen miteinander Fremdwährungen gegen Euro eintauschen, indem der Verkäufer das Angebot einstellt und der Käufer sich das passende Angebot aussucht. Das Geld wird dann per Post verschickt. Dabei sind alle gültigen Scheine und Münzen mit einem Gesamtwert zwischen zehn und 75 Euro erlaubt. Häufig genutzte Währungen wie Kuna, US-Dollar oder Schweizer Franken werden meist innerhalb eines Tages verkauft, bei anderen Währungen – wie etwa thailändischen Baht – ist die Nachfrage saisonabhängig.

Die typischen Gebühren und Kosten einer Bank entfallen bei Jojmoney.com. Wer allerdings für sein Restgeld einen Käufer finden will, der sollte die Fremdwährung zu einem etwas günstigeren Wechselkurs anbieten als bei einer Bankomat-Abhebung oder einer Wechselstube im Urlaubsland. Außerdem zahlt der Verkäufer das Porto, wie Werner Noisternigg, Gründer von jojmoney.com, erläutert. Die Briefe werden meist nicht versichert, aber eingeschrieben verschickt. Der Verkäufer kann beim Onlinestellen außerdem festlegen, in welchen Ländern sein Angebot angezeigt wird: So kann er das Porto minimieren, indem er zum Beispiel das Geld nur innerhalb Österreichs versendet.

Fokus auf Sicherheit

Der Verkäufer wiederum hat den Vorteil, dass er den Wechselkurs fix festlegt und der Käufer sich danach richten muss – anders als zum Beispiel bei willhaben.at, wo es oft bei der Abholung eines Produkts vor Ort noch oft zu Preisverhandlungen kommt. Die Fremdwährung wird vom Verkäufer außerdem erst verschickt, wenn das Geld des Käufers auf dem Konto eingelangt ist. Der Käufer kann derzeit über PayPal oder via Überweisung vom Bankkonto bezahlen, künftig sollen Alipay und Amazon Pay hinzukommen.

Damit es dabei nicht zu Betrügereien kommt, registrieren sich Käufer und Verkäufer mit ihrer Wohnadresse und müssen außerdem ihre Handynummer via SMS-Verifikation bestätigen. Zudem, so Noisternegg, verleiten die vergleichsweise geringen Beträge von durchschnittlich 37 Euro nicht zum Betrug: „Das ist weniger als der Wert eines Hotelgutscheins oder eines Konzerttickets, die man auf Plattformen wie willhaben kauft.“

Premium-Accounts geplant

Derzeit verzeichnet Jojmoney.com rund 1500 User, die bisher über 1700 Transaktionen durchgeführt haben. Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um Europäer: Rund zehn Anmeldungen pro Tag bekommt Noisternigg derzeit von den Philippinen, wo anscheinend ein Medienbericht für entsprechenden Zustrom sorgt – daher auch der Ausbau auf das Bezahlsystem Alipay.

Derzeit macht Noisternigg mit der Plattform noch keinen Umsatz. Ab Mitte 2019 ist aber eine kostenpflichtige Version für jene „PowerSeller“ geplant, die über fünf Transaktionen pro Jahr tätigen. Die Kosten dafür setzt Noisternigg mit jährlich 4,99 Euro an.

Keine Banklizenz

Eine Banklizenz hat Noisternigg nicht – und er braucht auch keine, wie er sagt. Denn bei einer ausgiebigen Prüfung durch einen Anwalt und einen internationalen Payment-Experten wurden unter anderem jene Faktoren ausgemacht, mit denen die Notwendigkeit einer solchen Lizenz umgangen werden kann. Dazu gehört erstens, dass Jojmoney.com selbst mit dem Geld nicht in Berührung kommt, sondern dieses nur zwischen Käufer und Verkäufer wechselt. Zweitens liegen die gehandelten Beträge weit unter der Geringfügigkeitsgrenze. „Die meisten Menschen bringen weit weniger als hundert Euro aus dem Urlaub mit“, sagt Noisternigg: „Denn größere Beträge vergisst man ja nicht einfach so.“

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Stefan Mey

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