FILE PHOTO: An Air France Airbus A320 airplane takes off at the Charles-de-Gaulle airport in Roissy
© REUTERS / Christian Hartmann

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So verhalten sich Piloten, wenn das Flugzeug gehackt wird

Moderne Passagierflugzeuge sind mit zahlreichen Systemen ausgestattet, die den Flug sicherer gestalten sollen. Manche davon können jedoch mit relativ einfachen technischen Mitteln von außen gestört werden. Eine Untersuchung an der Universität von Oxford wollte nun herausfinden, wie Piloten auf derartige Störungen von essenziellen Funktionen reagieren.

Konkret wurden 30 Airbus-A320-Piloten mittels Flugsimulator überprüft. Die Studienautoren haben anschließend mehrere Sicherheitsfeatures gehackt, damit sie falsche Signale geben. Konkret ging es um drei Elemente: Das Instrumentenlandesystem (Instrument Landing System – ILS), das Bodenannäherungs-Warnsystem (Ground Proximity Warning System – GPWS) und das Kollisionswarnsystem (Traffic Collision Avoidance System – TCAS), wie The Register berichtet. Jene wurden so manipuliert, dass sie zwar falsche Daten ausspucken, der Fehler aber ansonsten nicht direkt sichtbar war.

Die gute Nachricht: Alle 30 Piloten konnten das Flugzeug sicher landen. So bemerkten sie etwa beim Landeanflug, dass die gehackten Systeme keine akkuraten Daten liefern und ignorierten sie. Zwar führte das zumeist dazu, dass der Anflug abgebrochen und durchgestartet werden musste, beim zweiten Versuch landeten aber alle sicher. Ganz ohne Konsequenzen ist ein solcher Go-Around aber nicht, er kostet der Airline Treibstoff und Zeit.

Gute Schulung

Die Autoren der Studie stellen den Piloten ein gutes Zeugnis aus. "Die Piloten sind umfassend geschult, um mit den vielen Fehlern umzugehen, die beim Fliegen eines Flugzeugs auftreten können“, heißt es in dem Paper.

Der leitende Forscher Matt Smith erklärte gegenüber The Register: "Wir wissen, dass es diese Angriffe gibt, aber wir wussten nicht, was passieren würde, wenn sie auftreten.“

PULL UP!

In dem ersten Szenario warnte das GPWS fälschlicherweise vor einer niedrigen Flughöhe. Dabei ertönt ein Warnsignal im Cockpit und eine Computerstimme fordert den Piloten dazu auf, den Steuerknüppel hoch zu ziehen. In diesem Video hört man, wie das GPWS klingt:

Zwei Drittel getesteten Piloten brachen beim Ertönen den eingeleiteten Landeanflug ab und starteten durch. Die Hälfte dieser Piloten schaltete das GPWS beim zweiten Anflug ab.

Im zweiten Szenario wurde das TCAS gestört. Das System erkennt Flugzeuge auf Kollisionskurs und gibt dem Piloten Anweisungen, wie ein Unfall verhindert werden kann bzw. ob er steigen oder sinken soll. Die Piloten wurden so fälschlicherweise kurz nach dem Start aufgefordert zu sinken. Zwar befolgten die Piloten die Anweisung in der Regel zuerst, reagierten aber sehr rasch auf die falschen Warnungen bzw regulierten das System manuell.

Im dritten Szenario wurde das Instrumentenlandesystem so manipuliert, dass das Flugzeug zu spät auf der Landebahn aufsetzt. Vier der 30 Piloten landeten dennoch, der Rest wechselte auf andere System oder landete auf Sicht.

Checklisten

Smith meint trotz der erfreulichen Studienergebnisse, dass die Flugzeugindustrie sich mit derartigen Szenarien beschäftigen müsse und entsprechende mögliche Angriffe auf die Systeme simulieren solle. So könne man die Piloten noch besser darauf vorbereiten und vielleicht sogar Checklisten für den Ernstfall erstellen.

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