
Eine russische FPV-Drohne greift einen Leopard-Panzer an.
Ukraine: Leopard 1 hält fast einem Dutzend Drohnenangriffe stand
Ein alter Kampfpanzer aus der Zeit des Kalten Krieges soll in der Ukraine einem Dutzend russischer Drohnenangriffe standgehalten haben. Der Leopard 1A5 wurde extra modernisiert, um Drohnenattacken besser abwehren zu können.
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Ein russischer Betreiber von Kampfdrohnen veröffentlichte ein Video mit zahlreichen Schäden am Panzer:
Das Video zeigt den Panzer in einem Waldstück. Dabei wurden russische Drohnen auf ihn aufmerksam und attackierten ihn. Dabei soll er von 7 FPV-Drohnen getroffen worden sein. 3 Treffer wurden an der Front verzeichnet, sowie jeweils 2 an der linken Seite und am Heck der Wanne.
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Danach soll sich der Panzer den Gefahrenbereich entlassen und entlang einer Straße bewegt haben. Dort hielt er aus unbestimmten Gründen an und wurde erneut von 3 Drohnen angegriffen, die ihn oberhalb des Motors trafen. Daraufhin setzte sich der Panzer wieder in Bewegung, wobei 2 weitere Treffer an derselben Stelle den Panzer zum Stillstand brachten und wohl ein Feuer auslösten, wie das ukrainische Medium Militarnyi schreibt.
Schicksal der Besatzung ist unklar
Was mit der Besatzung passiert ist, ist nicht bekannt. Laut Militarnyi hätte sie allerdings eine gute Chance gehabt, die Angriffe zu überleben. Der Teil, wo sich die Besatzung im Panzer befindet, wurde nämlich nicht direkt angegriffen. Außerdem gab es zwischen den Drohnenangriffen genügend Zeit, damit die Soldaten den Panzer verlassen konnten.
Im Leopard 1 sind normalerweise 4 Personen unterwegs: der Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze und der Fahrer. Der Kampfpanzer wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland entwickelt und zwischen 1964 und 1984 gebaut. Fast 2.000 Stück von den 4.700 gebauten Panzern wurden exportiert. Im Rahmen des russischen Überfalls auf die Ukraine wurden insgesamt 103 Leopard 1A5 an die ukrainischen Streitkräfte geliefert.
Leopard 1 mit schwacher Panzerung
Dabei hat der Leopard 1 allerdings eine Schwäche, nämlich die Panzerung. Diese beträgt an den Seiten gerade einmal 30 bis 35 Millimeter, am Heck ist sie mit 20 bis 25 Millimeter noch dünner. Beim Leopard 1 wurde nämlich auf hohe Feuerkraft und Mobilität Wert gelegt - laut der deutschen Bundeswehr kann er im Gelände bis zu 65 km/h schnell fahren. Andere Panzertypen erreichen hier nur Höchstgeschwindigkeiten von 45 km/h. Daher musste man bei Leopard 1 allerdings auch Einbußen bei der Panzerung in Kauf nehmen, um ihn leichter zu machen.
Um die Schwächen auszugleichen, mussten die ukrainischen Streitkräfte den Panzer nachrüsten. Am Auffälligsten ist dabei der Cope Cage - ein Metallkäfig auf dem Dach des Panzers, der ihn vor Angriffen von oben schützen soll.
An diesen Käfigen sollen Kamikaze-Drohnen und von Drohnen abgeworfene Mörsergranaten abprallen bzw. vorzeitig explodieren. Zusätzlichen Schutz gegen Drohnen soll ein Netz bieten, das über den Käfig gespannt ist. Der Aufbau lässt sich innerhalb kürzester Zeit auf- und wieder einklappen.
Ähnliche Schutzmaßnahmen werden auch bei anderen Panzern wie beim M1A1SA Abrams eingesetzt. Erst kürzlich überstand ein solcher Panzer 6 Drohnenangriffe in der Kursk-Region. "Ohne den zusätzlichen Schutz und den Netzen auf der Turmoberseite wären wir definitiv gestorben", sagte der Panzerkommandant nach dem Angriff zu Militarnyi.
Käfigpanzerung und Reaktivpanzerung
Die Ukraine stattete den Leopard nicht nur mit einem Cope Cage aus, sondern verstärkte den verletzlicheren hinteren Teil der Wanne mit einer Käfigpanzerung. An ihr sollen Hohlladungsgeschosse wie Panzerabwehrwaffen noch vor dem Auftreffen auf die eigentliche Panzerung explodieren.
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Der Vorteil dieser Käfigpanzerung ist das geringe Gewicht und die schnelle und günstige Nachrüstung. Andererseits bietet sie aber auch nur Schutz gegen bestimmte Hohlladungsgeschosse. Gegen andere Munitionsarten nützt sie aber kaum.
Eine weitere Verstärkung, die im Video allerdings kaum zu sehen ist, ist Reaktivpanzerung. Diese explodiert nach außen, bevor ein Geschoss die Panzerwanne trifft. Die Gegenexplosion kann die Wirkung der Waffe mindern oder sie komplett zerstören.
Keine elektronischen Kampfmittel
Auf elektronische Kampfmittel muss der Leopard 1 leider verzichten. Viele Kampffahrzeuge - sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite - setzen auf Jammer und Co. Diese blockieren die elektronischen Signale der Drohnen in einem gewissen Umkreis der Panzer. Somit können sie in der letzten Phase des Angriffs nicht von außen gesteuert werden. Russland setzt allerdings zunehmend FPV-Dohnen ein, die per Glasfaserkabel mit einer Bodenstation verbunden sind und dadurch gesteuert werden. Diese Drohnen sind gegen elektronische Kriegsführung geschützt.
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