© Vienna Open, Emanuel Jesse

Festival

Vienna Open: Tarnen, basteln, reparieren

"Wenn ich verstehe, wie Dinge funktionieren, habe ich eine ganz andere Beziehung zu ihnen", sagt Gerin Trautenberger. "Wir versuchen zu zeigen, wie Produkte gebaut sind, wie man sie reparieren kann und wie man sie auch selber machen kann. Trautenberger nennt das "neuen Materialismus". Das von ihm heuer bereits zum dritten Mal veranstaltete Festival Vienna Open widmet sich der Lust am Gerät und am gemeinsamen Produzieren in aller Ausführlichkeit.

Vom 16. Oktober bis zum 2. November wird an wechselnden Orten in Wien der Frage nachgegangen, wie Technik fair und offen gestaltet werden kann. In Workshops und Vorträgen werden auch Möglichkeiten offener Zusammenarbeit erörtert und Antworten auf die Überwachung gesucht. Die Maker-Bewegung ist dabei ebenso Thema, wie das Reparieren und Upcyclen, Smart Meter, Open Data, Smart City und offene Geschäftsmodelle.

Schminke gegen Überwachung

Zum Auftakt wird der US-Künstler Adam Harvey (futurezone-Interview) zeigen wie Überwachungs- und Gesichtserkennungstechnik funktioniert und wie man sich dagegen mit Kleidung und Schminke wehren kann. Der im New Yorker Stadtteil Brooklyn lebende Künstler wird auch über sein neues Projekt "Privacy Happy Hour" sprechen, bei dem eine App dabei helfen soll, Techniken zur Gesichtserkennung zu unterlaufen.

Maker Days

Dass es in Wien ein breites Angebot an Maker-Initiativen und offenen Werkstätten gibt zeigen die Maker Days innerhalb des Festivals. Vertreten sind etwa das Wiener Happylab mit einem eigens für das Festival eingerichteten Pop-up-FabLab sowie der Maker Space, der am 11. Oktober in der Wiener Schönbrunner Strasse eröffnen wird. Auch das FabLab Barcelona wird sich bei dem Festival präsentieren.

Daneben stellen sich auch zahlreiche Initiativen vor. Etwa die Harvest M.A.P. Vienna, die ein Verzeichnis von Baumaterialien erstellen will, die nicht mehr gebraucht und neuen Nutzungen zugeführt werden können. Oder das Stammbäumchen, das ausgemusterten Textilien neues Leben einhaucht, indem es sie zu Kinderkleidung verarbeitet. Die in Wien für die Abfallwirtschaft zuständige Magistratsabteilung 48 (MA 48) wird unter anderem Möglichkeiten der Wiederverwertung von alten Handys erörtern.

Bei einer Micro Make Fair werden die während des Festivals in Workshops erabeiteten Projekte präsentiert. Dabei werden auch aus alten Elektronikteilen gebastelte Musikinstrumente zu hören sein.

In Workshops und Vorträgen widmet sich das Festival auch dem Thema Reparieren. Das seit 2013 in Wien aktive energie & reperatur cafe lädt zum gemeinsamen Reparieren alter Elektrogeräte. Matthias Huisken von der Initiative ifixitwird erläutern, "wie Reparieren und hilft unser Denken zu ändern und dabei etwas über die Welt herauszufinden".

Faire Smart Cities

Thema des Festivals werden aber auch offene Strategien im Zusammenhang mit dem vieldiskutieretn Schlagwort der Smart City sein. Marleen Stikker (futurezone Interview) von der niederländischen Waag Society wird die Fair Meter Inititiative vorstellen, die sich um fair produzierte Smart Meter oder intelligente Stromzähler bemüht. Bei einem Workshop wird dabei auch ein Smart Meter geöffnet und in seine Bestandteile zerlegt.

Stadtentwicklung mit Minecraft

Wie das Online-Spiel Minecraft als Werkzeug zur Stadtentwicklung zum Einsatz kommen kann, zeigt das Stockholmer Projekt Blockholm, bei dem rund 15.000 Teilnehmer die schwedische Hauptstadt in Minecraft nach und neu bauten. Auch bei einer LAN-Party in Wien werden die Initiatoren Markus Bohm und Mats Karlson gemeinsam mit den Teilnehmern Häuser bauen, die anschließend auch am 3D-Drucker ausgedruckt werden können.

Auch die Theorie kommt nicht zu kurz. Armen Avanessian wird über Angewante Akzeleration sprechen. Im "Technopolitics Salon" wird der Frage nachgegangen, was nach der Informationsgesellschaft kommt. Auch neue Formen der offenen Gesellschaft und offene Wirtschaftsmodelle werden erörtert.

"Keine Modeerscheinungen"

FabLabs, gemeinsames Wirtschaften, reparieren und Upcycling seien keine Modeerscheinungen, sondern Ausdruck eines grundlegenden Bedürfnisses der Selbstermächtigung einer breiten gesellschaftlichen Bewegung, sagt Trautenberger: "Wir wollen zeigen, wie man Offenheit in einer durch und durch digitalen Gesellschaft leben kann."


Vienna Open findet von 16. Oktober bis 2. November im Mobilen Stadtlabor am Karlsplatz, im Packhaus in der Marxergasse 24 und im Raum D im Museumsquartier statt. Der Eintritt zu den zahlreichen Workshops, Vorträgen und Panels ist frei. Detaillierte Informationen zum Programm finden sich unter viennaopen.net.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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