Wahlappell einer 89-Jährigen millionenfach geklickt
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Gut eine Woche vor der österreichischen Bundespräsidentenwahl verbreitet sich eine Videobotschaft wie ein Lauffeuer auf Facebook und Twitter. Einen Tag nach der Veröffentlichung auf der Facebook-Seite von Alexander van der Bellen wurde das Video bereits 1,2 Millionen Mal angeklickt und fast 30.000 Mal geteilt. Selbst große deutsche Medien wie die Welt berichten über den bewegenden Wahlappell.
Video-Statement von Gertrude„Für mich ist es wahrscheinlich die letzte Wahl“ – Gertrude, 89 und aus Wien, hat uns ersucht, dieses Video-Statement zu veröffentlichen:
Posted by Alexander Van der Bellen on Donnerstag, 24. November 2016
Subtile Botschaft
In dem Video, das ohne musikalische Effekte und ohne ein entsprechendes Branding des Präsidentschaftskandidaten auskommt, teilt die 89-jährige Wienerin ihre Sorgen über jüngste gesellschaftliche und politische Entwicklungen. Sie berichtet davon, wie sie die heutige Zeit an die 30er-Jahre erinnern. Auch damals sei der Spruch "so wahr mir Gott helfe", den zuletzt FPÖ-Kandidat Hofer auf Wahlplakate schrieb, verwendet worden.
"Keine Achtung vor den anderen. Das Niedrigste aus dem Volk, aus den Leuten herausholen, nicht das Anständige, sondern das Niedrigste. Und das war schon einmal der Fall", fasst die nur mit ihrem Vornamen Gertrude vorgestellte Frau ihre Ängste zusammen. Auch Straches umstrittene Äußerung, dass die Aufnahme von Migranten zum Bürgerkrieg in Österreich führen könnte, hat die Holocaust-Überlebende entsetzt. Ihre bewegende Geschichte wurde im März dieses Jahres von radio klassik dokumentiert.
Bewegende Worte
Dass die Worte der 89-Jährigen, die im Video von ihrer "vermutlich letzten Wahl" spricht und junge Menschen zum Wählen auffordert, offensichtlich Tausende bewegt, wird aus den emotionalen Kommentaren auf Facebook deutlich. Obwohl manche kritisieren, dass das Video von van der Bellen als Wahlempfehlung verwendet wird, zollen selbst bekennende Hofer-Wähler der Dame und ihrer Lebensgeschichte Respekt. Einige Facebook-User geben in Kommentaren zu verstehen, dass sie überhaupt nicht wählen gehen wollten, sich nun aber ihrer Verantwortung bewusst geworden seien.
Laut dem Wahlkampfteam von van der Bellen habe sich die Dame selbst gemeldet, weil sie einen Beitrag zur Wahl leisten und ihre Erlebnisse teilen wollte. Dass in diesem langen Wahlkampf, der nicht selten unter der Gürtellinie geführt wurde, ausgerechnet eine schlichte Videobotschaft einer unbekannten Frau so den Nerv Hunderttausender Menschen beider Lager trifft, dürfte wohl beide Wahlkampfteams überrascht haben.
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