Was sich 2019 beim Laden von E-Autos ändert
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Wiener Besitzer von Elektroautos können sich auf mehr Möglichkeiten zum Stromtanken freuen. Denn Wien Energie wird im Auftrag der Stadt Wien die Zahl der Ladestationen in der Bundeshauptstadt stark ausbauen. Waren es Ende 2018 noch 250 Ladestationen, so sollen bis 2020 weitere 1000 E-Ladestellen im öffentlichen Bereich hinzukommen. Dann wird kein Punkt in der Stadt weiter als 400 Meter von einer E-Tankstelle entfernt sein. Das Projekt kostet laut Wien Energie sieben Millionen Euro.
Allein 2019 werden durch Wien Energie in der Stadt und im Umland 550 neue Ladestellen errichtet. Davon entfallen 400 auf den öffentlichen Raum, sowie 150 auf den halböffentlichen Raum, wie etwa Supermärkte oder Tiefgaragen. Hinzu kommt, dass auch andere Anbieter Ladestationen aufstellen: Smatrics, eine Kooperation von Verbund, OMV und Siemens, betreibt in Wien zum Beispiel unter eigenem Namen aktuell 69 Ladestationen, außerdem werden Ladestationen für Firmenkunden wie die ÖBB oder die Post errichtet. Unternehmen würden zusehends den Mehrwert der Ladelösungen sehen, heißt es von Smatrics.
„Boom“ bei E-Autos
Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie, erwartet in den nächsten Jahren „einen regelrechten E-Auto-Boom“, deshalb werde Wien Energie beim Ausbau der Ladestellen zulegen. Laut einer Studie der TU Wien im Auftrag der Wien Energie wird es im Jahr 2030 bei aktiver Förderung und Ausbau des Ladestellennetzes über 80.000 E-Autos in Wien geben. Eine Unterstützung für diese Entwicklung dürfte es auch durch EU-Umweltvorgaben für die Autoindustrie geben. Der Grenzwert für den CO2-Flottenausstoß darf ab 2021 pro Autohersteller nur noch 95 Gramm pro Kilometer betragen. Vor wenigen Wochen haben sich die EU-Staaten auf einen um 37,5 Prozent geringeren CO2-Ausstoß ab 2030 im Vergleich zu heute geeinigt.
Zahlen der Statistik Austria zeigen wiederum, dass das Interesse an E-Autos zuletzt nachgelassen hat: Stiegen die Anmeldungen 2017 noch um 42 Prozent, so waren es 2018 rund 24 Prozent. In Wien wurden im Vorjahr 928 E-Autos angemeldet.
Rechtliche Probleme bei Mehrparteienhäusern
Allerdings laden neun von zehn Elektroauto-Besitzer ihre Fahrzeuge nicht unterwegs, sondern zuhause auf, wie es im einem Bericht des Ö1-Morgenjournal am 14. Jänner heißt. Kein Problem gibt es, wenn sich die entsprechende Steckdose in einem Einfamilienhaus befindet – problematischer wird es jedoch, wenn sich in einem Mehrparteienhaus mehrere Eigentümer eine Garage teilen. Denn derzeit kann ein einzelner Wohnungseigentümer per Einspruch verhindern, dass sein Nachbar in der Garage eine Ladestation errichtet, heißt es in dem Radiobericht. Die Regierung plant dazu Änderungen im Wohnrecht, im Verkehrs- und Justizministerium werden dazu Gespräche geführt, noch 2019 soll es einen entsprechenden Beschluss geben.
Seitens Wien Energie wird hinzugefügt, dass mit der neuen EU-Gebäuderichtlinie die Mitgliedsstaaten zu Verbesserungen der regulatorischen Rahmenbedingungen für den Ladinfrastrukturausbau verpflichtet werden. Eine Änderung des Wohnungseigentumsrechts wäre eine derartige Verbesserung, heißt es aus dem Unternehmen. Weiters schreibt die EU-Gebäuderichtlinie vor, dass auf jedem Stellplatz in Wohngaragen Leitungsinfrastruktur zur Verfügung stehen muss. Ohne eine Anpassung des Wohnungseigentumsrechts könnte diese Verpflichtung in Österreich aber nicht erfüllt werden.
Auch ist es möglich, dass die Bauordnung der Länder derart geändert wird, dass Supermärkte und Einkaufszentren verpflichtet werden, Stromtankstellen auf ihren Parkplätzen zu errichten. Die Bauordnung in Niederösterreich sieht laut Birgit Wildburger, Pressesprecherin von Smatrics, vor, dass neue Parkplätze ab einer Größe von 50 Stellplätzen mit einer Ladeinfrastruktur für E-Autos ausgestattet werden müssen. „Wir fordern, dass dies auch auf andere Bundesländer ausgerollt wird“, sagt Wildburger im Morgenjournal.
Herausforderungen beim Payment
Hinzu kommt, dass auch die Bezahlung noch nicht einheitlich geregelt ist, jeder Anbieter setzt auf eine separate Payment-Lösung. Eine gemeinsame Kundenkarte würde das Aufladen für die Kunden erleichtern, wie Roland Ziegler, Vorstandsmitglied des Bundesverbands für Elektromobilität Österreich (BEÖ), im Morgenjournal ausführt: Durch eine solche könnte man mit einem Vertrag unterschiedliche Anbieter in Österreich und dem angrenzenden Ausland zu nutzen. „Das wird sicher im Lauf des Jahres einiges passieren“, sagt Ziegler.
Bei der Lösung von Wien Energie sorgte indes für Unmut, dass der zu zahlende Geldbetrag beim Laden des Autos nicht ersichtlich ist und erst mit der Quartalsrechnung abgerechnet wird – unter Umständen kann dies zu bösen Überraschungen führen. Hier heißt es seitens Wien Energie, dass die Ladezeit in der begleitenden App bereits ersichtlich ist. Im nächsten Schritt wird die geladene Menge in Kilowattstunden ersichtlich sein. Die schrittweise Umsetzung hat technische Gründe. „Auch eichgesetzliche Bestimmungen, die nicht in unserem Bereich sind, müssen noch angepasst werden. Hier können wir den Behörden nicht vorgreifen“, heißt es seitens Wien Energie. Die Tarife können schon jetzt online abgerufen werden. Eine Lösung, den Preis neben dem Internet auch in der App auszuweisen, ist geplant. Das hat technische Gründe, und auch hier müssen rechtliche Hürden rund um das Mess- und Eichgesetz genommen werden. Seitens des Unternehmens heißt es, dass man auch hier intensiv an Lösungen arbeite.
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