Wenn der Psychiater als Facebook-Freund vorgeschlagen wird
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Facebooks Freundesvorschläge sind hin und wieder geradezu unheimlich. Kaum trifft man einen Menschen, wird er einem bereits als möglicher Facebook-Freund vorgeschlagen. So nützlich das hin und wieder sein mag, in einigen Fällen kann das auch heikel werden. Fusion berichtet, dass eine Psychiaterin in den USA plötzlich Patienten als mögliche Facebook-Freunde empfohlen wurde, obwohl sie das Soziale Netzwerk kaum nutzt. "Ich habe meine E-Mail und Telefon-Kontakte nicht an Facebook weitergegeben", so die Psychiaterin, die anonym bleiben wollte.
Auch Patienten sahen einander
Es wurde allerdings noch schlimmer. Ein Patient erklärte ihr in einer Sitzung, dass er seit kurzer Zeit Freundesvorschläge erhält, die er sich nicht erklären konnte. "Er lachte und sagte 'Ich kenne keinen dieser Menschen, die auf meiner Liste aufscheinen - ich nehme mal an, dass das ihre Patienten sind.' Er zeigte mir die Liste und ich habe einige meiner Patienten erkannt." Sie bestätigte seinen Verdacht aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht nicht. Eine weitere Patientin sprach sie auch darauf an, nachdem sie einen Patienten im Lift erkannte, der ihr auch auf Facebook vorgeschlagen wurde.
"Es ist ein gewaltiger Datenschutz-Fail", erklärt die Psychiaterin. "Ich behandle Patienten mit HIV, Menschen die Selbstmordversuche hinter sich haben und Frauen in gewalttätigen Beziehungen." Sie hat sich auf die Suche nach einer möglichen Ursache für die Empfehlungen begeben, wurde aber bislang nicht fündig. Laut Facebook zeigt das Tool "anhand gemeinsamer Freunde, Ausbildungs- und Berufsinformationen, Netzwerken, denen du angehörst, Kontakten, die du importiert hast, und vielen anderen Faktoren Personen an". Zuletzt gab es Unklarheit, ob Facebook auch Standortdaten dafür heranzieht. Der US-Konzern dementierte dementsprechende Berichte jedoch und behauptete, dass man im Vorjahr die Funktion lediglich getestet hatte.
Datenbank wird größer
Laut der Psychiaterin hatte sie aber offenbar Facebook irgendwann ihre Telefonnummer weitergegeben. Das könnte auch der Grund für die Verbindung mit ihren Patienten sein, die wohl auch ihre Telefonnummer eingespeichert haben. Die dazugehörige Datenbank mitsamt Verknüpfungen könnte künftig noch größer werden. Zuletzt gab es Aufregung, als WhatsApp seine Nutzungsbedingungen änderte und ankündigte, dass künftig Telefonnummern von Kontakten mit Eigentümer Facebook geteilt werden. WhatsApp-Nutzer können die Weitergabe nicht verhindern, lediglich der Nutzung zu Werbezwecken widersprechen.
Laut Facebook könne man diesem konkreten Fall nicht näher nachgehen, sofern man keine weiteren Informationen halte. Die lokale Ärzteschaft hat mittlerweile empfohlen, dass über Datenschutz besorgte Patienten sich nicht in Facebook oder andere Social-Media-Dienste einloggen, wenn sie in der Nähe einer Arztpraxis sind. Im besten Fall solle man sogar sein Smartphone zu Terminen nicht mitnehmen.
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