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Digital Life

„WhatsApp-Morde“ sorgen in Indien für Aufregung

Bevor am vergangenen Sonntag in dem Ort Dhule fünf Menschen gelyncht wurden, zirkulierte auf dem Messaging-Dienst ein Video, das zeigt, wie ein Kind von zwei Männern auf einem Motorrad entführt wird. Dass es sich dabei um Ausschnitte aus einem pakistanischen Film zum Thema Kindersicherheit handelte, tat nichts zur Sache. Auf WhatsApp wurde vorgegeben, das Video stamme von Überwachungskameras.

Die Opfer, die an einer Bushaltestelle dabei beobachtet wurden, wie sie mit einem Mädchen sprachen, wurden verdächtig Kindesentführer zu sein, von einem Mob umringt und totgeschlagen, berichtet der "Guardian".

Kampf gegen Fake News

Die Polizei und Regionalregierungen kämpfen gegen die Verbreitung der Fake News an, bislang allerdings erfolglos. Bei einem der Lynchjustizopfer handelte es sich sogar um einen Regierungsangestellten, der mit einem Megaphon durch die Dörfer zog, um Gerüchte über Kindesentführungen zu zerstreuen.

Im vergangenen Jahr seien mehr als 30 Leute, die verdächtigt wurden, Kinder entführt zu haben, ermordet worden, berichtet die Zeitung weiter.  WhatsApp wird in Indien von 200 Millionen Leuten genutzt.

Falschmeldungen, die über die Plattform verbreitet werden, sorgen auch in anderen Ländern, etwa in Brasilien oder Indonesien für Probleme. So blutige Folgen wie in Indien haben sie anderswo aber nicht.

WhatsApp verweist darauf, dass es kaum Möglichkeiten habe, die Verbreitung solcher Fake News einzudämmen. In der vergangenen Woche führte der Dienst eine Funktion ein, die Gruppenadministratoren mehr Rechte gibt. Der Messaging-Dienst testet auch die Kennzeichnung weitergeleiteter Nachrichten, um Nutzer für Inhalte, die nicht selbst erstellt wurden, zu sensibilisieren.

Hotlines

Vor den Wahlen in Indien im kommenden Jahr will die Plattform auch mit Fact-Checking-Organisationen zusammenarbeiten. Das war auch bereits in Mexiko der Fall. Dort wurden Nutzer aufgerufen, Falschmeldungen an solche Organisationen zu schicken, um sie auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Auch die indischen Behörden richteten bereits Hotlines ein, die dabei helfen sollen Falschmeldungen zu entlarven.

Zu drastischeren Mitteln griffen die Behörden vergangene Woche in der Region Tripuras, in der Dorfbewohner reisende Händler angriffen. Die Polizei feuerte Warnschüsse und setzte Tränengas ein, um den Mob zu vertreiben. Zudem wurden Internet- und SMS-Verbindungen in der Gegend vorübergehend gekappt, um die weitere Verbreitung von Gerüchten zu unterbinden.

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