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Wien ist neuer Brennpunkt des "Havanna-Syndroms"

Wien soll nach einem Bericht des US-Magazins The New Yorker ein neuer Brennpunkt des "Havanna-Syndroms" sein. Rund zwei Dutzend US-Geheimdienstmitarbeiter*innen, Diplomat*innen und andere Regierungsbeamte sollen unter geheimnisvollen Beschwerden leiden, wie sie zunächst Ende 2016 in der kubanischen Hauptstadt aufgetreten waren. US-Behörden verstärken nun dem Bericht zufolge die Suche nach der Ursache des Phänomens, das zunächst auf "Akustikattacken" zurückgeführt worden war.

Seit Joe Bidens Amtsübernahme

In Wien sei die zweitgrößte Anzahl an Fällen außerhalb Havannas gemeldet worden, schreibt das Magazin, das Wien als internationale Drehscheibe der Spionage darstellt. Der erste Fall sei einige Monate nach der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden aufgetreten. Man habe die Fälle zunächst geheim gehalten, um die Ermittlungen der US-Behörden nicht zu behindern, schreibt das US-Magazin.

Kopfschmerzen in Kuba

In der kubanischen Hauptstadt hatten vornehmlich in der Zeit zwischen Ende 2016 und Sommer 2017 zahlreiche Mitarbeiter*innen der US-Botschaft oder deren Angehörige berichtet, sie hätten ungewöhnliche Geräusche wahrgenommen. Sie klagten über Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hörprobleme, Orientierungslosigkeit und Konzentrationsschwäche. Als Reaktion auf die mutmaßlichen "Akustikattacken" zogen die USA mehr als die Hälfte ihres Botschaftspersonals aus Havanna ab. Es gab aber auch alternative Erklärungsweisen, etwa ein psychisches Massenphänomen oder Grillengeräusche.

Bald tauchten auch einige Fälle unter Angehörigen von US-Behörden, Geheimdiensten oder Militärs außerhalb Havannas auf, etwa in China, Russland, Kolumbien, Usbekistan oder den USA selbst. Die genaue Verbreitung ist unklar, der "New Yorker" berichtet von etwa 130 gemeldeten Fällen. Allerdings werden demnach auch immer wieder Fälle von der Liste gestrichen, weil andere Ursachen für die Beschwerden ausgemacht werden konnten.

Abenteuerliche Erklärungsansätze

In vielen Fällen liegt die Ursache aber weiter im Dunkeln. Das US-Magazin berichtet über abenteuerliche Erklärungsansätze wie Angriffe mit Mikrowellenstrahlung, um Daten von Smartphones und Computern zu stehlen. Die US-Regierungsbehörden sprechen offiziell von "außergewöhnlichen" oder "unerklärten Gesundheitsvorfällen". Hinter vorgehaltener Hand bezeichne William Burns, Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, die Vorfälle aber eher als "Attacken", schreibt der "New Yorker". Er habe eine spezielle Einheit zusammengestellt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auch andere US-Behörden und das US-Außenministerium sollen der Sache nun wieder verstärkt nachgehen.

Einige ungenannte Mitglieder der US-Regierung von Präsident Biden gehen dem US-Magazin zufolge davon aus, dass Russland hinter den Ereignissen stecken könnte. Spekuliert wird in dem Bericht über Zusammenhänge mit US-Versuchen, das traditionell Russland gegenüber freundliche Österreich stärker auf die Seite der westlichen Allianz zu ziehen. Erinnert wird auch an einen Cyberangriff auf das österreichische Außenministerium in Wien im Vorjahr, der von Russland ausgegangen sein könnte. Auswirkungen auf die US-Botschaft dürften die Ereignisse vorerst nicht haben. Ein Abzug von Personal, wie in Havanna, sei derzeit nicht zu beobachten, berichtet der "New Yorker".

Aufklärung hat höchste Priorität

Ein Sprecher des US-Außenministeriums erklärte laut einer der APA am Samstagabend übermittelten Stellungnahme: "In Zusammenarbeit mit unseren Partnern in allen Ressorts der US-Regierung arbeiten wir mit höchster Priorität an der Aufklärung möglicher ungeklärter Krankheitsfälle unter der Belegschaft der US-Botschaft in Wien, oder wo immer über solche Fälle berichtet wurde." Alle Mitglieder der Botschaft, die einen ungeklärten Krankheitsfall vermuteten, hätten "umgehend angemessene medizinische Betreuung" erhalten.

"Allgemein gesagt haben diese Krankheitsfälle oberste Priorität für Außenminister (Antony) Blinken. Er hat genaue Richtlinien für die Health Incident Response Task Force festgelegt, um die Kommunikation mit den Mitarbeitern zu verstärken, die Betreuung aller betroffenen Mitarbeiter*innen und deren Angehörigen zu garantieren, und um besseren Schutz vor zukünftigen Fällen bieten zu können." Es werde "eng mit allen Ressorts" gearbeitet, "um die Ursache für diese ungeklärten Krankheitsfälle zu klären".

Außenministerium sagt Unterstützung zu

Das Außenministerium in Wien schrieb in einer Reaktion gegenüber der APA, man nehme "diese Berichte sehr ernst" und arbeite "gemäß unserer Rolle als Gaststaat mit den US-Behörden an einer gemeinsamen Aufklärung. Die Sicherheit der nach Österreich entsandten Diplomat*innen und ihrer Familien hat für uns oberste Priorität."

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