Wiener Taxifahrer protestieren gegen Fahrdienst Uber
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Gelb-schwarzer Taxiauflauf auf der Wiener Mariahilfer Straße: Um gegen das Geschäftsmodell des US-Fahrdienstes Uber zu protestieren, versammelten sich am Dienstag mehrere Taxler auf der Einkaufsstraße. Sie kritisierten die fehlende Gewerbelizenz des Unternehmens und die Preisgestaltung per Smartphone.
Uber ließ sich davon wenig beeindrucken und gab bekannt, seine Dienste weiterhin anzubieten.
Preisgestaltung in der Kritik
„Grundsätzlich haben wir nichts gegen neue Vermittler und Mitbewerber, aber man muss sich an die geltenden Spielregeln halten“, betonte Gökhan Keskin, stellvertretender Obmann der Fachgruppe Beförderungsgewerbe in der Wirtschaftskammer Wien und Vorsitzender der Fachgruppe Taxi- und Mietwagen im Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Wien.
Vor allem die Preisgestaltung des neuen Fahrdienstes ärgert Keskin: „Sie wollen selbst Preise diktieren, das ist in Wien nicht erlaubt.“ In Wien gelte ein verbindlich festgelegter Taxitarif, den Uber nun zu unterlaufen versuche.
Die Gewerbeordnung
Denn folge man der Gewerbeordnung, gebe es große Unterschiede zwischen Taxis und Mietwagen. Während Taxis mit geeichten Messgeräten für Kilometer oder Minuten unterwegs sind, müssen Mietwagen schon vor Fahrtantritt wissen, wer der Kunde sei und wohin die Fahrt gehen wird.
Der Preis muss ebenfalls vor Beginn der Fahrt feststehen, Berechnungen im Auto oder etwa das Mitnehmen von weiteren Kunden ist ebenso wenig erlaubt wie das Halten auf öffentlichen Stellplätzen.
Unterschriftensammlung
Genau hier sieht Keskin das Problem, denn Uber kooperiert als Vermittler mit Mietwagenunternehmern, berechnet seine Fahrpreise aber dennoch nach Minuten bzw. Kilometern. „Mietwagen dürfen nur einem geschlossenen Kundenkreis zur Verfügung stehen“, meinte Keskin.
Um dem US-Konzern Einhalt zu gebieten, sammelt der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Wien (SWV) nun Unterschriften - immerhin seien rund 5.000 Taxler täglich in Wien unterwegs. Diese will man dann im Wirtschaftsministerium sowie in der Wirtschaftskammer deponieren.
Verbot nicht angestrebt
Ein Verbot will man damit nicht erreichen, nur die geltenden Spielregeln durchsetzen, meinte Keskin: „Mit solchen Methoden nicht.“ Problematisch ist laut Keskin auch, dass Uber seinen Informationen nach noch kein Vermittler- oder Reisebüro-Gewerbe angemeldet hat und damit derzeit gar nicht berechtigt sei, diese Dienste anzubieten.
Die versammelten Taxifahrer protestieren derzeit allerdings mehr gegen ein Schreckgespenst als gegen einen tatsächlichen Konkurrenten: „Die Kunden werden einem gestohlen“, empört sich etwa Taxifahrer Osman Dogan im Gespräch mit der APA. Uber kennt er allerdings bis jetzt nur „vom Hören“ und einen Kundenrückgang hat er auch noch nicht bemerkt. „Aber wenn die gut organisiert sind, ist das nach dem Nachtbus und der Nacht-U-Bahn der nächste Kundenverlust“, befürchtete er.
Uber wie ein "Heuschreckenschwarm"
Die gute Organisation ist es auch, die Peko Baxant, Geschäftsführer des SWV, besonders stört: „Es kann nicht sein, dass ein übermachtiger Player mit internationalen Konzernen im Rücken wie ein Heuschreckenschwarm über mehrere Länder hereinbricht und dort alles zerstört, was aufgebaut wurde.“ Er fürchtet vor allem um die Jobs der Ein-Personen-Unternehmer und ortet einen Angriff auf den Wirtschaftsstandort Wien. „Die Stadt hat gar nichts von Uber, die Gewinne fließen an die Konzerne dahinter und über bleiben arbeitslose Taxifahrer“, erklärte er.
Ungerührt von den Protesten zeigte sich die Geschäftsführung von Uber Wien in einer Aussendung: „Trotz der heutigen Proteste wird Uber seine beiden Services - UberBLACK und UberX - auch weiterhin hier in Wien anbieten“, hieß es. Gerne stelle man die Vermittlungssoftware auch Kooperationspartner wie den Wiener Taxifahrern zur Verfügung, damit auch sie Auslastung und Verdienst erhöhen können, teilte Johannes Wesemann, General Manager von Uber in Wien, schriftlich mit.
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