Zuckerberg streitet Einfluss von Facebook auf US-Wahl ab
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Facebook ist für viele Mitglieder zu einer wichtigen Nachrichten- und Informationsquelle geworden. Hier stellt sich nun die Frage, wie viel Einfluss das Netzwerk auf den Ausgang der US-Wahl hatte? Facebook-Gründer Mark Zuckerberg glaubt: keinen wahlentscheidenden.
Zuckerberg weist Kritik zurück
„Ich persönlich halte es für eine ziemlich verrückte Idee, dass falsche News auf Facebook, die nur einen sehr geringen Anteil der Inhalte ausmachen, die Wahl auf irgendeine Weise beeinflusst haben könnten“, sagt Zuckerberg bei einem Auftritt auf der Konferenz „Techonomy“ in Kalifornien. Die Wähler hätten auf Grundlage ihrer Lebenserfahrung entschieden, so Zuckerberg. Damit reagiert der Facebook-Gründer auf die Kritik, dass das Netzwerk zu wenig gegen die Ausbreitung gefälschter Nachrichten-Artikeln vorgehen würde.
Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) spricht genau diese Problematik am Donnerstagabend bei seiner Rede am futurezone Award an: „Facebook und Google haben eine Bedeutung, die weit über die jedes einzelnen Mediums hinausgeht. Ich bin ein großer Anhänger des technischen Fortschritts, aber dieser muss nach Spielregeln erfolgen. Wir haben noch keinen Regulierungsrahmen dafür geschaffen“, so Kern. Während andere Medien wie futurezone oder KURIER für die Inhalte, die sie veröffentlichen, verantwortlich seien, nehme Facebook eine derartige inhaltliche Verantwortung nicht wahr.
Dabei ist es er praktisch erwiesen, dass sich Falschmeldungen in den Köpfen von Menschen festsetzen, je öfter sie diese vorgesetzt bekommen. Die Website „Politifact“ hat im Zuge des US-Wahlkampfs analysiert, wie viele Aussagen von Donald Trump der Wahrheit entsprochen haben und wie viele falsch oder teilweise falsch waren. Die Relation: 14 Prozent wahr, 60 Prozent zum Großteil oder ganz falsch.
Echokammern und Filterbubble
Die angeblichen Berichte auf Facebook gossen meist Wasser auf die Mühlen des republikanischen Präsidentschaftsanwärters Donald Trump. Eine beliebte Falschmeldung, die sich auf Facebook vehement hielt, war etwa, dass der Papst die Kandidatur von Donald Trump unterstützt hätte. Aus Mangel an alternativen Quellen und Berichten prägte sich diese Meldung bei vielen Nutzern ein. Dazu kommen noch die sogenannten „Echokammern“.
Zuckerberg bestreitet aber auch die Bildung dieser Echokammern und einer Filterblase durch den Newsfeed. Dabei ist es mit mehreren Studien erwiesen, dass Nutzer vor allem die Nachrichten anklicken, die zu ihren eigenen Ansichten passen. Menschen klicken immer seltener auf Überschriften, die nicht mit ihrer Meinung übereinstimmen. Diese Vorgänge passieren unbewusst.
Was kann man tun?
Dieses Phänomen muss auch Zuckerberg eingestehen. Man neige dazu, Dinge auszublenden, die nicht zur eigenen Weltsicht passen, so Zuckerberg. „Ich weiß nicht, was man dagegen unternehmen kann.“ Die Medienjournalistin Ingrid Brodnig erklärte in ihrem Vortrag auf der Republica, wie man als einzelner Facebook-Nutzer mit diesem Phänomen umgehen kann - in dem man Falschaussagen beispielsweise nicht bewusst mit einer Vereinung wiederholt, sondern stattdessen die Aussage richtig stellt und die Wahrheit weiterverbreitet.
Auch Brodnig fordert mehr inhaltliche Verantwortung von Unternehmen wie Facebook ein, was Falschaussagen im Netz betrifft. Solange Mark Zuckerberg allerdings keinen Grund zur Sorge sieht und keinen gröberen, geballten Druck mehrerer Staaten kriegt, wird sich hier wohl so schnell nicht viel tun.
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