Apple Arcade im Test: Das kann das Spiele-Abo zum Kampfpreis
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Der 25. März war für Apple von ganz besonderer Bedeutung. Während das Unternehmen bisher immer relativ planbar seine Hardware-Events und die WWDC ansetzte, wusste man trotz vieler Gerüchte nicht hundertprozentig, was auf diesem außergewöhnlichen Event am Anfang des Jahres präsentiert werden würde. Nach sinkenden Verkaufszahlen und stetiger Kritik, dass die wichtigste Sparte des Apfel-Konzerns, das iPhone, zum Problem werden könnte, sollte die Präsentation noch deutlicher machen, wie sehr Apple seinen Fokus Richtung Services verschiebt. Präsentiert wurden dann bei diesem März-Event unter anderem eine News-Flatrate und der hauseigene Netflix-Konkurrent Apple TV Plus.
Als dritter, anfangs etwas unterschätzter Service, war dann noch Apple Arcade zu sehen. Um das Portfolio an möglichen Flatrates möglichst breit aufzustellen, brachte der Konzern eine Art Gaming-Abonnement. Knapp sechs Monate später ist der damals mit massig Demos angekündigte Dienst nun endlich verfügbar. Und hat in den ersten paaren Tagen sogar schon Reaktionen der Konkurrenz aus Mountain View ausgelöst.
Schwierige Branche
Als die ersten Gerüchte zu Apples Gaming-Flatrate aufkamen, war das Echo gespalten. Zwar konnten sich viele Experten und Kommentatoren in den sozialen Netzwerken gut vorstellen, dass hier etwas ganz besonderes entstehen könnte. So recht dran glauben wollten aber nur wenige. Spiele für mobile Plattformen haben es nämlich nicht unbedingt leicht. Zwar kommen gerade für iOS oft genug einzigartige Titel raus, die ein besonderes Erlebnis liefern. Der Wille, hierfür Geld auszugeben, scheint bei vielen Nutzern aber relativ begrenzt. Gerade Free-to-Play Titel stoßen deshalb oft auf mehr Gegenliebe, lassen aber gerne mal Qualität und tieferen Inhalt vermissen.
Apple Arcade versucht deshalb gleich mehrere Problemstellungen abzudecken und Gaming auf den hauseigenen Plattformen stärker in den Fokus zu rücken. Das Unternehmen aus Cupertino möchte mit den exklusiv verfügbaren Spielen ein Alleinstellungsmermal schaffen. Außerdem soll durch die intensivere Zusammenarbeit mit dem Studios stärker Einfluss darauf genommen werden, welche Inhalte Apples Plattform definieren.
Das Konzept von Apple Arcade ist grundsätzlich nicht ganz neu. Exklusive Inhalte von höherer Qualität sind beispielsweise bei Playstation und Xbox gang und gebe. Auch gibt es unterschiedlichste Angebote wie etwa den Game Pass von Microsoft, der gleich eine Reihe Spiele mitliefert und das uneingeschränkte Zocken über die Abonnement-Dauer hinweg ermöglicht. Und doch scheint Apple mit Arcade eine interessante Entwicklung angestoßen zu haben, wie bereits Googles Reaktion mit dem Play Pass zeigt.
Attraktiver Preis
Für initial 4,99 Euro ist die Flatrate bei Apple verfügbar. Ein Preis, der auf den ersten Blick äußerst attraktiv wirkt. Unterbietet man doch die fast schon standardmäßigen rund zehn Euro, die von Musik- und Video-Streamingdiensten gleichermaßen verlangt werden. Selbstverständlich hängt das aber auch sehr stark von den Inhalten ab. Wer gerne und viel auf dem Handy zockt, wird Arcade sicherlich ohne großartiges Nachdenken abonnieren.
Wer mit mobile Gaming üblicherweise gar nichts am Hut hat, bekommt aber die Möglichkeit, kostenlos reinzuschnuppern. Grundsätzlich ist Arcade aber nicht nur auf iPhones und iPads beschränkt. Auch auf Apple TV und Macs werden die Inhalte spielbar sein, wobei Apple hier noch auf die entsprechenden Software-Updates warten lässt.
Arcade kann von Kunden einen Monat kostenlos getestet werden. Abrufen lässt sich das ganze direkt über den App Store. Hier hat Apple mit iOS 13 einen eigenen Arcade-Reiter eingeführt, der zum Unmut mancher die App-Update-Sektion eine Ebene tiefer verschoben hat. Unter dem neuen Reiter lassen sich sämtliche Informationen zu Apples neuem Service gesammelt abrufen.
Nachdem das Test-Abonnement abgeschlossen wurde, erhalten wir ohne Umschweife Zugriff auf die Arcade-Bibliothek. Wer Probe-Abos gleich nach Abschluss kündigt, um auf Nummer sicher zu gehen, sei aber gewarnt. Statt das Abonnement über den vollen Monat laufen zu lassen, sperrt Apple den Zugang sofort. Eine Praxis, die eher unüblich ist. Und einige Tester bereits verärgert hat.
Bunter Mix
Sofern wir nicht in diese Falle getappt sind, können wir nun in die Spiele-Bibliothek von Apple eintauchen. Die Arcade-Abteilung im App Store fühlt sich grundsätzlich wie ein ganz eigener Store. Mit bunten Grafiken, jeder Menge Videos und einem Haufen redaktioneller Inhalte versucht Apple, die zur Verfügung gestellten Games ins optimale Licht zu rücken.
Auf den ersten Blick lässt sich in Sachen Genre kein Muster erkennen. Stattdessen scheint es hier einen bunten Mix aus allen Richtungen zu geben. Puzzle und Adventure sind genauso vertreten, wie die einfache Rennsimulation. Wer durch die Spiele blättert, wird aber relativ schnell feststellen, dass hier nichts Bahnbrechendes passiert. Auch bei Arcade handelt es sich um ganz normale Titel wie beispielsweise Sayonara Wild Hearts oder Shinsekai Into the Depths.
Die für Apple Arcade vermeintlich exklusiv entwickelten Inhalte wirken allesamt hochwertig und können unter keinen Umständen in die Kategorie Trash-Games eingeordnet werden. Am Ende sind es aber dann doch „nur“ Spiele, wie viele andere auch. Interessieren wir uns für eines der Spiele und tippen wir darauf, liefert die Arcade-Abteilung jede Menge Zusatzinfos zu den jeweiligen Games. Neben der gewohnten Aufbereitung mit Screenshots, Videos und Rezensionen, hat Apple hier auch noch eine Übersicht mit Infos implementiert, wie sie etwa auf der Rückseite von Konsolen-Spielen oftmals zu finden ist.
Angaben über Altersfreigabe, Kategorie und Sprache lassen sich hier unter anderem ablesen. Für viele nicht ganz unwichtig ist auch die Größe der jeweiligen Spiele, die hier prominent dargestellt wird. Auch die maximale Spieleranzahl lässt sich hier ablesen. Dank des seit iOS 13 eingeführt Supports von Xbox- und PS4-Controllern, ist das Gaming mit Freunden nämlich auch auf iPhone, iPad und Co. noch einmal deutlich interessanter geworden.
Pseudo-Exklusiv
Von vielen fälschlicherweise als Streaming-Service bezeichnet, ist Apple Aracde aber nichts dergleichen. Sämtliche Spiele können jederzeit heruntergeladen werden und sind auch offline spielbar. Auch werden die Spiele aus keinem eigenen Hub oder ähnlichem gestartet. Wie normal erworbene Games und Apps werden auch Arcade-Spiele auf dem Homescreen abgelegt.
Beim Start eines Spieles, dass über die Flatrate geladen wurde, erscheint ein eigener Splash-Screeen von Apple zusammen mit der Game-Center-Benachrichtigung. Abseits dieses Startbildschirms gibt es aber keinerlei Unterschiede zu anderen Kauf-Games. In Zusammenhang mit der Flatrate lässt Apple auch noch einige Fragen unbeantwortet. So gab es bisher noch keine offiziellen Aussagen, inwiefern Spiel aus dem Angebot einfach verschwinden können.
Auch die Exklusivität der Spiele ist nicht vollends geklärt. Zwar sollen die Inhalte nicht auf anderen mobilen Plattformen erscheinen, „Shantae 5“ wird aber beispielsweise neben Arcade auch für Konsolen erhältlich sein, darunter auch auf der Nintendo Switch. Interessant wird außerdem, inwieweit das Angebot sich mit der Zeit weiterentwickelt. Zum Start wurden von Apple mehr als 100 Titel angekündigt, wie stark der Service wachsen kann, wird sich aber wohl erst nach mehreren Monaten bzw. Jahren zeigen.
Fazit
Als eher nebensächlich bei der Präsentation angesehen, ist Apple Arcade alles andere als uninteressant. Die Auswahl an Spielen zusammen mit dem äußerst niedrigen Preis macht das Angebot für Intensiv-Gamer sowie Gelegenheitszocker gleichermaßen interessant. Wie sehr sich das Spiele-Abo etablieren kann, wird letztendlich aber auch von der Weiterentwicklung des Katalogs und den angebotenen Inhalten abhängen.
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