Nintendo Mini SNES im Test: Durch die 90er schummeln
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Wer vor hat das „Nintendo Classic Mini: Super Nintendo Entertainment System” (folgend Mini SNES genannt) zu kaufen, weiß, worauf er oder sie sich einlässt. Wie schon der erste Mini Nintendo ist es eine Hardware zum Emulieren von vorinstallierten Games. Um es mit etwas mehr Emotionen zu sagen: „Mei, ist der süß!“
Der Mini SNES (100 Euro) ist ein liebevolles Replik des Super Nintendo im Kleinformat. Die On/Off-Taste ist genauso ein Schiebeschalter wie beim Original und die Reset-Taste ist ähnlich schwergängig, wie man sie als Kind in Erinnerung hat. Die Eject-Taste ist natürlich nicht funktionsfähig, da auch der angedeutete Modulschacht nur zu dekorativen Zwecken vorhanden ist. Original-SNES-Module lassen sich mit dem Miniatur-Revival nicht nutzen.
Nur Deko sind auch die Controller Ports – leider. Eine echte Mini-Version der SNES-Controller-Anschlüsse wäre toll gewesen – wenn auch technisch gesehen unnötig. Hinter der Deko-Klappe befinden sich dieselben zwei Controller-Anschlüsse, die schon der Mini NES hatte. Ein Plus des Mini SNES gegenüber des Mini NES: Im Lieferumfang sind zwei statt nur ein Controller enthalten.
Ebenfalls enthalten: Ein HDMI- und ein Micro-USB-Kabel für die Stromversorgung. Ein Netzstecker ist nicht Teil des Lieferumfangs, deshalb nimmt man einfach den Netzstecker des Smartphones.
Kurz geraten
Die Controller sind akkurat dem Original nachgebildet. Die Farben wirken zwar eine Spur heller, dies kann aber auch sein, weil sich die abgegriffenen und abgespielten Controller während der 90er-Jahre in die Kindheitserinnerung eingebrannt haben. Durch das geringe Gewicht fühlen sich die Controller anfangs fragiler an als in der Erinnerung. Beim Betätigen des Steuerkreuz und der Tasten kribbelt aber Nostalgie durch die Fingerspitzen.
Mit 1,40 Meter sind die Kabel der Controller zwar länger als beim Mini NES, aber immer noch zu kurz für das Durchschnitts-Wohnzimmer der Österreicher. In Europa waren die Kabel des echten Super Nintendo 2,30 Meter lang. Immerhin hat sich Nintendo hier nicht an den Maßen des Super Famicon, wie der SNES in Japan hieß, orientiert. Dort waren die Kabel etwa 60 cm kurz.
Findige Hersteller bieten bereits Verlängerungskabel an, bzw. kabellose Versionen des Controllers. Tipp: Stattdessen sollte man lieber ein längeres HDMI-Kabel kaufen, um die gesamte Konsole näher zur Couch zu bringen. Denn die Reset-Taste ist essenziell für die Verwendung des Mini SNES. Und wenn man jedes Mal vom Sofa aufstehen oder sich extrem strecken muss, um diese zu drücken, wird es nervig.
Ein bisschen cheaten
Neu ist die Zurückspul-Funktion. Nach dem Drücken der Reset-Taste kann man das aktuelle Game bis zu einer Minute zurückspulen und zum gewünschten Zeitpunkt das Spiel fortsetzen. So lässt sich Frust vermeiden. Anstatt das ganze Level von vorne spielen zu müssen oder wegen einer Fehleinschätzung der Situation eine Stunde Fortschritt bei Secret of Mana zu verlieren, spult man einfach zurück und macht es besser.
Das fühlt sich zwar ein bisschen wie cheaten an, aber seien wir realistisch: Wir, die kaufkräftige Zielgruppe, sind keine Kinder mehr und haben leider nicht mehr die Zeit, um den ganzen Tag SNES zu spielen (damn you Adulthood). Vielleicht schafft man sogar mit der Rückspul-Funktion endlich den Boss zu besiegen, an dem man als Kind immer gescheitert ist. Ist es also cheaten, mit der Funktion späte Rache zu nehmen? Eigentlich schon. Aber wer nicht will, muss sie ja nicht verwenden.
Games
Hier sind die Games des Mini SNES. Wie schon beim Mini NES können keine weiteren Spiele installiert werden:
- Contra III The Alien Wars (europäischer Titel: Super Probotector: Alien Rebels)
- Donkey Kong Country
- EarthBound
- Final Fantasy III (japanischer Titel: Final Fantasy VI)
- F-ZERO
- Kirby Super Star (europäischer Titel: Kirby’s Fun Pack)
- Kirby’s Dream Course
- The Legend of Zelda: A Link to the Past
- Mega Man X
- Secret of Mana
- Star Fox (europäischer Titel: Starwing)
- Star Fox 2
- Street Fighter II Turbo: Hyper Fighting
- Super Castlevania IV
- Super Ghouls ’n Ghosts
- Super Mario Kart
- Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars
- Super Mario World
- Super Metroid
- Super Punch-Out!!
- Yoshi’s Island
Ich finde es schade, dass zu wenige Coop-Games enthalten sind. Wenn Nintendo schon einen zweiten Controller zum Mini SNES dazugibt, wäre ein größerer Fokus auf Mehrspieler nett gewesen. Super Bomberman, Zombie Ate My Neighbors, Super Double Dragon, Wild Guns, NBA JAM Tournament Edition… genügend Auswahl hätte es gegeben. Immerhin ist Contra 3 und Secret of Mana vorhanden.
Abgesehen davon hat der Mini SNES für mich mehr potenzielle Lebensdauer als der Mini NES. Mit Games wie Super Mario RPG, Secret of Mana, EarthBound, Super Castlevania IV und A Link to the Past ist man eine Weile beschäftigt.
Vorhang statt Balken
Weil bei 4:3 auf einem 16:9-TV schwarze Balken zu sehen sind, können verschiedene Zierhintergründe gewählt werden. Diese sehen etwa wie ein TV mit Holzrahmen aus oder ein roter Vorhang – Mario Bros 3 lässt grüßen.
Durch das Rendering in 720p sehen viele der alten Games auch auf FullHD- und UHD-TVs überraschend gut aus. Super Mario World und Yoshis Island sind beispielsweise sehr gut gealtert. Star Fox, Mario Kart und F-ZERO sind dafür optisch nur schwer erträglich.
Fazit
Zwar sind die Kabel wieder zu kurz und die Chance ist hoch, dass bei den 21 vorinstallierten Games nicht das Lieblingsspiel von damals dabei ist. Dennoch macht es Spaß die 16-Bit-Ära wieder aufleben zu lassen – ohne dem Installieren von Emulatoren und dem Finden eines USB-Controllers, der dem Original-Mini-SNES zumindest nahe kommt.
Der Mini SNES macht genau was er sollte: Plug-and-Play-Nostalgie liefern. Die 80 bis 100 Euro, die seriöse Händler dafür verlangen, sind es wert. Wucherpreise auf eBay und anderen Portalen sollte man dafür aber keinesfalls bezahlen.
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