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PlayStation Classic im Test: Grüße aus der Pubertät der Videospiele

Nintendo hat in den vergangenen Jahren mit seinen Miniversionen der klassischen Spielekonsolen NES und SNES viel Geld und Lob eingeheimst. Nostalgisch veranlagte Fans zahlen gerne für die Möglichkeit, die Lieblingsspiele ihrer Kindheit wieder auf ihre Bildschirme zu holen. Das hat auch Sony bemerkt und Anfang Dezember eine geschrumpfte Version seiner PlayStation auf den Markt gebracht.

Die PlayStation Classic ist eine perfekte Kopie des Originals, passt aber in eine große Hand. Die Verarbeitung ist gut und auch Details wie die Stecker der Controller und die Memory-Card-Slots wurden optisch exakt kopiert. Wie auch Nintendos Minikonsolen macht sich die kleine PlayStation gut im Regal, sofern Retroschick gefällt.

Von außen macht die PlayStation Classic also einen guten Eindruck. Schon vor dem ersten Einschalten gibt es aber das erste Ärgernis: Die Konsole, die per HDMI an den TV angeschlossen wird, bezieht ihren Strom über ein USB-Kabel. Sony hat es nicht für nötig befunden, ein Netzteil mitzuliefern. Wer keinen USB-Anschluss am Fernseher hat, muss sich erst auf die Suche nach dem Netzteil eines Handyladegeräts machen. Was noch sofort nach dem Auspacken auffällt, ist, dass die Controllerkabel wohl für viele Wohnzimmer zu kurz sind. Wer nicht zwei Meter vor dem Schirm auf dem Boden sitzen will, muss hoffen, dass wie bei Nintendos Konsolen Verlängerungskabel auf den Markt kommen.

Erzwungene Titelauswahl

Das Anschließen der Konsole klappt dann problemlos. Nach dem Einschalten erscheint ein schlicht gehaltenes Menü. Neben den 20 Spielen gibt es ein paar Systemeinstellungen, die allerdings wenig Hilfreiches bieten. Anders als bei Nintendos Konsolen kann etwa an der Bildausgabe nichts verändert werden.

Die Titelauswahl ist für jeden Herausgeber eines "Best of" eine Gratwanderung. Allen Fans wird man es nie recht machen können. Sony hat hier im Vergleich mit Nintendo noch ein zusätzliches Problem: Während Nintendo die Rechte für seine Klassiker großteils selber hält, muss Sony vielfach mit externen Entwicklerstudios verhandeln. Das zeigt sich auch an der Auswahl, die offiziell nicht erweiterbar ist. Spiele wie Tomb Raider, Mortal Kombat und Crash Bandicoot, die für viele Spieler von damals wichtig waren, fehlen. Dafür sind einige Titel dabei, die die Meisten wohl nur von den Demo-CDs kennen, die mit der originalen PlayStation ausgeliefert wurden. Intelligent Qube ist so ein Fall. Einige essenzielle Games sind dann aber doch in der Sammlung, wie Resident Evil, Tekken 3, Metal Gear Solid oder Abe’s Oddysee.

Die Spiele

  • Battle Arena Toshinden   

  • Cool Boarders 2   

  • Destruction Derby   

  • Final Fantasy VII   

  • Grand Theft Auto   

  • Intelligent Qube   

  • Jumping Flash!   

  • Metal Gear Solid   

  • Mr. Driller   

  • Oddworld: Abe's Oddysee   

  • Rayman   

  • Resident Evil (Director's Cut)

  • Revelations: Persona   

  • Ridge Racer Type 4   

  • Super Puzzle Fighter II Turbo   

  • Syphon Filter   

  • Tekken 3   

  • Tom Clancy's Rainbow Six   

  • Twisted Metal   

  • Wild Arms   

 

Schwierige Phase für Games

Die Auswahl ist als Ganzes wohl einigermaßen repräsentativ für die Ära der Videospiele, der sie entstammt. An dieser Stelle kommt aber ein grundsätzlicher Nachteil ins Spiel, den Sony im Vergleich mit Nintendo im Kampf der Minikonsolen hat: Die originale PlayStation leitete einen Umbruch bei den Videospielen ein, den Sprung in die 3D-Ära. Während auf Nintendos Konsolen einfache Spiele liefern, die in 2D auch heute noch gut aussehen, muss die PlayStation Classic Games aus einer Zeit aufbereiten, in der die Komplexität der Spiele zunahm und die 3D-Grafik noch in den Kinderschuhen steckte. Gerade die prinzipielle Vergleichbarkeit mit moderner Konsolengrafik lässt viele PlayStation Classic Games sehr alt aussehen. In manchen Situationen ist nur mit viel Fantasie erkennbar, was da auf dem Bildschirm überhaupt passiert. Ein Spiel wie Battle Arena Toshinden ist heute wohl nur noch für Hardcorefans halbwegs verdaulich.

Dazu kommt, dass die Qualität der Emulation sehr bescheiden ist. Die Bilder sehen allgemein verwaschen aus. Die Ausgabe der PlayStation Classic erfolgt mit einer Auflösung von 720p. Dass keine weiteren Einstellungen möglich sind, ist ärgerlich, da diese bei den konkurrierenden Konsolen durchaus einen mitunter positiven Effekt auf die Darstellung haben. Während des Tests ist es wiederholt zu Bildfehlern gekommen, beispielsweise springenden Bildern, Ruckeln und Flackern. Die Steuerung ist positiv hervorzuheben: Sie funktioniert wie früher. Die Controller sind exakte Nachbauten Originale. Manch moderner Spieler wird die Analogsticks vermissen. Die gab es früher aber eben auch nicht.

Was nervt sind die häufigen “Loading”-Bildschirme, die PlayStation-Besitzer der ersten Stunde wohl in Altersmilde verdrängt haben. Zwar sind die Ladezeiten nicht so lang wie in den 90er-Jahren, aber es beschleicht einen das Gefühl, dass Sony hier geschludert hat. Nett ist dagegen, dass alle drei Knöpfe an der Konsole mit einer Funktion belegt sind. Der Power-Button behält seine Funktion, ein Drücken des Reset-Knopfs bringt den Spieler aus einem Game ins Hauptmenü und der Open-Knopf dient dazu, den Wechsel von CDs in großen Spielen wie Final Fantasy VII zu simulieren.

Fazit und Preis

Insgesamt wirkt Sonys Beitrag zum Minikonsolenmarkt etwas lieblos. Optik und Verarbeitung der Konsole sind gut, aber die Spieleauswahl und die Darstellungsqualität sind verbesserungswürdig. Wer ein Dekorationsobjekt mit 90er-Jahre-Charme sucht, ist hier richtig.

Liebhaber alter Spiele können die PlayStation-Klassiker aber über Sonys Online-Angebot in besserer Qualität spielen und finden dort auch eine größere Auswahl. Wenn es nicht Sony sein muss, bietet Nintendo zwei Minikonsolen, die in Sachen Spieleauswahl und grafischer Aufbereitung überzeugen können. Zudem sind sowohl der NES Mini als auch der SNES Mini günstiger zu haben. Die PlayStation Classic ist für rund 100 Euro erhältlich.

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Markus Keßler

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