Warum hier die PS5 mit einer Kaffeemaschine verglichen wird? Aus ähnlichen Gründen, warum die PS5 so designt wurde, wie sie designt wurde ¯\_(ツ)_/¯

Warum hier die PS5 mit einer Kaffeemaschine verglichen wird? Aus ähnlichen Gründen, warum die PS5 so designt wurde, wie sie designt wurde ¯\_(ツ)_/¯

© Gregor Gruber

Games

Sony PlayStation 5 im Test: Rütteln statt Next-Gen-Gefühl

Mit der PlayStation 5 ist ab 19. November Sonys Next-Gen-Konsole erhältlich. Sie wird in 2 Versionen erscheinen: Regulär (500 Euro) und in einer Digital Edition (400 Euro), die auf das Blu-ray-Laufwerk verzichtet.

Ich habe die reguläre PS5 getestet – und sie Moby Dick getauft.

Gewagtes Design

Das liegt nicht an meiner Liebe zur Literatur, sondern weil die weiße Konsole gerade wie ein gestrandeter Wal vor meiner TV-Ablage liegt. Noch habe ich nicht die Muse gefunden, alles darin umzuräumen, um Platz für die PS5 zu schaffen.

Sie ist nicht nur groß, sondern zu groß. Vertikal aufgestellt muss man mit Standfuß etwa 41cm Platz haben für den weiß-schwarzen Riesen. Horizontal sind es zwar „nur“ 39cm in der Breite, aber sie bleibt trotzdem ein Brocken. Sony empfiehlt zudem 10 cm Abstand in jede Richtung zu weiteren Geräten und Wänden.

Schönheit liegt sprichwörtlich im Auge des Betrachters. Allerdings gibt es eine Art Schönheit zu messen: Symmetrie. Und die fehlt bei der normalen PS5, da das Blu-ray-Laufwerk wie eine Beule an der Seite hervorsteht. Die Biegungen und die hervorstehenden, weißen Seitenteile lassen das Design zudem ineffizient wirken.

An der Ecke, an der es am weitesten hervorsteht, lässt es sich sehr leicht verbiegen. Es ist zwar schön, dass sich in dieser Ecke das LED-Licht in Blau (eingeschaltet) und Orange (Standby) spiegelt, aber es wirkt als hätte Sony versucht mit ein paar blinkenden Lichtern davon abzulenken, wie verbaut das Gehäuse ist.

Standfuß

Der Standuß ist im Lieferumfang enthalten. Die Konsole steht bzw. liegt auch ohne ihn. Im Stehen ist sie einigermaßen stabil. Wer Kinder, Katzen, Hunde oder rabiates Putzpersonal im Haus hat, sollte aber dennoch den Standuß anschrauben, um ein Umkippen zu verhindern.

Horizontal ist die PS5 ohne Standfuß wackelig, weshalb man diesen anstecken sollte. Vibrationen im Blu-ray-Laufwerk werden sonst teilweise übertragen. Stichwort Laufwerk: Horizontal gelagert ist der Schlitz dafür vom weißen Plastikrand bedeckt. Beim Rausziehen einer Disc nervt das etwas.

Geht man rein nach der Ästhetik, sollte man die PS5 vertikal ohne Standfuß aufstellen und so positionieren, dass man von der bevorzugten Sitzstelle aus frontal darauf blickt. So sieht die Konsole am besten aus. Zwar ein bisschen wie eine Mischung aus Vase und riesigem WLAN-Router, das ist aber immerhin besser als ein in der Sonne geschmolzenes Sitzkissen, das in der horizontalen Position imitiert wird.

Der neue Controller

Das Prunkstück der PS5 ist der neue Controller (offizieller Name: Dualsense Wireless Controller). Hier passt das weiß-schwarze Design ganz gut. Ungewohnt sind die Aktionstasten. Sie sind jetzt grau auf weißem Hintergrund. Außerdem sind die transparent – wie bei Microsofts Xbox One / Series X.

Die Analogsticks haben dieselbe Form wie beim PS4-Controller, aber eine Struktur am Rand. Viel hilft das nicht. Die Form begünstigt immer noch das Drüberrutschen mit der Fingerkuppe. Zudem mache ihr mir Sorgen, dass die Sticks genauso schnell abnützen werden, wie beim PS4-Controller.

Größerer Akku

Der Controller ist eine Spur größer als der PS4-Controller, aber auch gut für Erwachsene mit kleineren Händen zu halten. Kinder könnten allerdings ein Problem damit kriegen. Der PS5-Controller ist deutlich schwerer als sein Vorgänger. Bei längeren Spielesessions merkt man das.

Ein Grund dafür ist der größere Akku. Der ist von 800mAh bei der PS4 auf 1.500mAh angewachsen. Geladen wird per USB-C. Der Akku wurde vergrößert, weil die neuen Funktionen des Controllers stromhungrig sind. Je nachdem, welche Games man spielt, liegt die Laufzeit bei 8 bis 10 Stunden.

Wie alle Akkus wird aber auch dieser mit der Zeit an Leistung verlieren. Zum Laden ist im Lieferumfang ein USB-C-Kabel dabei, dies ist aber nicht lang genug, um während des Ladens weiterzuspielen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich ein 3 bis 5 Meter langes USB-C-Kabel zulegen.

Das Highlight der PS5

Der PS5-Controller hat ein Mikrofon eingebaut. Das kann für Sprachbefehle und schnelle Sprach-Chats genutzt werden. Passend dazu gibt es eine Stummschalt-Taste. Wird ein Headset verwendet, kann es mit dieser Taste ebenfalls stummgeschaltet werden. Langes Drücken der Taste schaltet die gesamte PS5 auf stumm.

Das wahre Highlight sind aber die vielen Motoren im PS5-Controller. Sie lassen ihn an unterschiedlichen Stellen vibrieren und schütteln, von heftigem Gerumpel bis zu ganz feinen Nuancen. Was der Controller alles kann, erlebt man im mitgelieferten Spiel „Astro’s Playroom“. Es ist unglaublich beeindruckend, wie etwa Regentropfen auf Astros Schirm als zarte Klopfer an verschiedenen Stellen im Controller wiedergegeben werden.

Der PS5-Controller hat noch einen weiteren Trick parat. Er kann den Widerstand der L2- und R2-Taste nahezu fließend erhöhen – so weit, dass die Taste nicht mehr drückbar ist. So spürt man bei Astro’s Playroom richtig, wie kraftvoll der Bogen gespannt wird. Falls das zu schwer wird: Im Einstellungsmenü der Konsole kann der Effekt in 3 Stufen ein- bzw. ganz abgeschaltet werden.

Zusammen mit dem Lautsprecher im Controller, der besser klingt als beim PS4-Controller, ist das ein neues Spielgefühl: das ist Next-Gen. Allerdings nur, wenn das Spiel Gebrauch von diesen Funktionen macht. „Marvel's Spider-Man: Miles Morales“, eines der ersten PS5-Spiele und von Sony selbst entwickelt, setzt die Möglichkeiten des Controllers nur sparsam ein. Spielt man Astro’s Playroom, in dem jeder Schritt ein Mini-Feedback hat und danach Spider-Man, wirkt letzteres fast „steril“. Hier muss man darauf hoffen, dass Entwickler künftig mehr darauf achten, die Fähigkeiten des PS5-Controllers auszunutzen.

Sollte man den neuen Controller gar nicht mögen, hat man Pech gehabt. Für PS5-Spiele wird er vorausgesetzt. Der PS4-Controller kann nur für PS4-Spiele (die meisten davon laufen auf der PS5) genutzt werden.

Anschlüsse und Speicher

Die PS5 hat einen USB-C- und einen USB-A-Port an der Vorderseite. An der Rückseite sind 2 weitere USB-A-Anschlüsse, der HDMI-2.1-Ausgang und eine Ethernet-Buchse. WiFi 6 wird unterstützt.

Die PS5 hat eine SSD eingebaut. Davon stehen 667 GB Speicher dem User zur Verfügung. Das ist wenig. Das PS4-Spiel „Call of Duty: Modern Warfare“ hat 170,4 GB Speicherbedarf. Wenn man davon ausgeht, dass künftige Games aufgrund von hochauflösenden Texturen ähnlich groß sein werden, wird man vermutlich nur 3 bis 4 Spiele gleichzeitig installieren können.

Laut Sony wird man den Speicher der PS5 selbst mit einem M.2-SSD-Speicher vergrößern können. Der Slot dazu befindet sich unter der Seitenplatte hinter einer Abdeckung, die mit einer Kreuzschraube gesichert ist. Sony will zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben, welche SSD-Speicher für die PS5 empfohlen sind.

PS4-Spiele können auf einem externen USB-Laufwerk abgespeichert werden, das an der PS5 angeschlossen ist. PS5-Spiele können aber nur auf der SSD abgespeichert werden.

Abwärtskompatible Spiele

Die PS5 ist nahezu zu allen PS4-Spielen abwärtskompatibel. Die im PS Store gekauften PS4-Spiele können ganz einfach auf der PS5 kostenlos erneut heruntergeladen werden.

Gibt es das PS4-Spiel in einer PS5-Version, wird bei bestimmten Titeln automatisch und kostenlos auf die PS5-Variante upgegradet – auch wenn dieses auf Disc gekauft wurde. Wie lange dieses Angebot gilt und für welche Titel, hängt vom jeweiligen Publisher ab.

Spielstände können per Ethernet, WLAN, USB-Stick oder über den Cloud-Speicher von PS Plus von der PS4 auf die PS5 übertragen werden. Man kann also auf der neuen Konsole dort weitermachen, wo man auf der PS4 aufgehört hat.

Übersichtliches Menü

Das Menü der PS5 ist angenehm übersichtlich. Die obere Leiste zeigt die installierten Spiele und wichtigsten Apps. Entertainment-Apps, wie YouTube, Disney+, Netflix und Co, sind in einem eigenen Medien-Menü untergebracht, das ganz oben angewählt werden kann.

Die Mitte des Bildschirms ist für eine neue PS5-Funktion reserviert. Hier sieht man „Karten“ zu dem Spiel, das gerade oben ausgewählt ist. Bei PS5-Spielen werden etwa Missionen angezeigt, die auch direkt ausgewählt werden können, oder Levels und Checkpoints, die bei Auswahl der Karte gestartet werden.

Drückt man im Spiel die PS-Taste am Controller, werden ebenfalls diese Karten angezeigt. Bei einigen PS5-Games sollen hier auch Karten angezeigt werden, die Bild-in-Bild-Videos starten. So soll man sich etwa ein YouTube-Video ansehen können, dass verrät, wie man Secret in dem Level findet, in dem man sich gerade befindet – während man nebenher selbst spielt. Bei PS4-Spielen werden etwa Community-Videos zum Spiel vorgeschlagen. Diese sind aber nicht Level-spezifisch, sondern etwa generelle Lets-Play-Videos.

Drückt man im Homescreen oder im Spiel die PS-Taste, sieht man unten eine Schnellleiste. Hier sind Shortcuts zu einigen Einstellungen, wie Ton, Mikrofon, Controller und Ein-/Ausschalten. Leider gibt es hier keinen Shortcut zum generellen Einstellungs-Menü. Dazu muss man im Homescreen nach oben rechts navigieren, was wenig intuitiv ist. Dort befinden sich auch die Icons für die Suche und das eigene Profil.

Weniger Ladezeiten

Wie Microsoft bei seiner Xbox Series X, verspricht der Einsatz einer SSD auch bei der PS5 geringere Ladezeiten. Ist die PS5 ausgeschaltet, benötigt sie 21 Sekunden bis zum Homescreen. Aus dem Standby-Modus sind es 11 Sekunden.

Vom Homescreen bis zum Herumschwingen in New York dauert es bei Spider-Man nur 14 Sekunden. Eine Schnellreise in Spider-Man ist in 2 Sekunden erledigt. Während des Spiels sieht man kein einziges Mal einen Ladebalken, weil alles so flott ist.

PS4-Spiele laden ebenfalls schneller. Bei einigen Games sind es bis zu 50 Prozent. Je geringer die Ladezeit auf der PS4 ist, desto geringer fällt der Geschwindigkeits-Boost auf der PS5 aus. Deshalb wirkt es so, als sei nur die SSD für das schnellere Laden verantwortlich, während RAM, GPU und CPU nicht wirklich etwas zur Performance beitragen.

Ein Gegenstück zur genialen „Quick Resume“-Funktion der Xbox Series X gibt es nicht. Zwar ist in der Schnellleiste ein „Wechsler“ zu sehen, der beendet aber immer das aktuell laufende Spiel, wenn man hier ein anderes Game anwählt.

Sharing und Streaming

Die PS5 kann mit Twitch verknüpft werden. In den Einstellungen gibt es mehrere Optionen zum Justieren der Kamera und von Overlays: Die PS5 ist also vorbereitet für Streamer. Die maximale Auflösung dabei ist 1920 x 1080.

Screenshots und Videos werden per „Create-Taste” am Controller aufgenommen. Manuelle Videoaufnahmen sind in der 4K-Auflösung möglich. Die PS5 nimmt außerdem automatisch eine Stunde Video in FullHD auf. Durch Drücken der Create-Taste und wählen von „Aktuelles Spiel speichern“ kann dann ein Videoclip mit einer Länge zwischen 15 Sekunden und einer Stunde daraus permanent abgespeichert werden. Alternativ kann per Schnellbefehl durch Doppeltdrücken der Create-Taste das zuletzt Passierte als Video abgespeichert werden. Die Inhalte können an Freunde geschickt, oder auf Twitter, YouTube und Twitch hochgeladen werden.

Die neuen Funktion „Bildschirm teilen“ (bis zu 16 Party-Mitglieder schauen live zu) und „Share Play“ (Zuschauer kann die Kontrolle über das Spiel unternehmen) konnten noch nicht getestet werden. Diese Funktionen waren zum Zeitpunkt des Tests nicht verfügbar. Mit Share Play soll es zukünftig auch möglich sein, dass ein Spieler dem lokalen Multiplayer-Modus aus der Ferne beitritt, auch wenn dieser das Spiel nicht besitzt.

Leistung

Wie auch bei der Xbox Series X verspricht die PS5 auf der Verpackung „8K“ und „4K 120 Hz“. Die erste Ernüchterung kommt im Einstellungsmenü. Bei den Videoinformationen sieht man zwar, dass der 8K-TV 4K mit bis zu 120 Hz unterstützt, wählen kann man aber nur die 4K-Auflösung. Die Bildwiederholrate lässt sich gar nicht auswählen und ist standardmäßig auf 60 Hz eingestellt.

Ernüchterung Nummer 2 kommt bei Spider-Man. Hier kann man in den Grafikeinstellungen die volle 4K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde (fps) wählen oder eine Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde. Spider-Man ist Sonys Vorzeigespiel für die PS5 und es gibt keinen 120-fps-Modus. Hier kann man nur hoffen, dass zukünftige Games die Ressourcen der PS5 besser einsetzen.

Das heißt nicht, dass Spider-Man schlecht aussieht. Im Gegenteil: In der vollen 4K-Auflösung ist es eindrucksvoll hübsch und detailliert. Aber man muss nicht im vollen Tempo durch die Stadt schwingen, um sich nicht zumindest 60fps zu wünschen. Es reicht schon, wenn man nur auf einem Wolkenkratzer sitzt und sich langsam umsieht und das Bild dabei leicht ruckelt.

Lüfter, Laufwerk, Audio

Der Lüfter der PS5 ist leise, aber hörbar. Da er gleichmäßig schnell läuft, ist das nicht allzu störend. Das Blu-ray-Laufwerk macht dafür ordentlich Radau. Sieht man sich etwa eine 4K-Blu-ray an, ist der Lärmpegel bei ruhigeren Szenen störend.

Film-Fans könnte noch stören, dass die PS5 kein Dolby Atmos unterstützt. Das gilt nicht nur für Blu-rays, sondern generell. Sony bietet dafür mit Tempest 3D AudioTech einen eigenen Standard für virtuellen Raumklang an. Dieser ist derzeit aber nur für Stereo-Kopfhörer verfügbar und nicht für TV-Lautsprecher, Soundbars oder 2.1-Systeme.

Sony empfiehlt für den optimalen Klang das hauseigene „PULSE 3D Wireless-Headset“ um 100 Euro (Amazon). Für diesen Test stand es nicht zur Verfügung. Wie gut dann die 3D-Effekte klingen, hängt wieder von den Entwicklern ab, da sie diesen Audio-Standard in ihre Games einbauen und umsetzen müssen.

Fazit

Bei so viel physischer Größe hätte ich mehr erwartet. Das Vorzeige-Spiel Spider-Man schafft nur 30fps bei 4K und nutzt nicht das volle Potenzial des genialen PS5-Controllers. Dafür gibt es kaum Ladezeiten – zumindest bei den PS5-Games von Sony.

So richtig will das Next-Gen-Gefühl bei der PlayStation 5 jetzt noch nicht aufkommen, vor allem nicht, nachdem man die Leistung der Xbox Series X erlebt hat. Bei Sonys PS4-Spielen, die per Patch für die PS5 optimiert wurden, sind die Unterschiede zum Original nur gering. So lädt etwa Ghost of Tsushima schneller, aber grafisch sieht es weit nicht so gut aus, wie das neue Spider-Man-Game.

Hat man eine PS4 Pro, gibt es derzeit keinen wirklichen Grund, auf die PS5 zu wechseln. Ist die normale PS4 schon am Eingehen und der 4K-TV unterfordert, macht ein Upgrade mehr Sinn. Wucherpreise von Wiederverkäufern (zum Start wird die PS5 vermutlich schnell vergriffen sein) sollte man aber nicht zahlen. Kauft man sich eine PS5 erst nächstes Jahr, wenn „Gran Turismo 7“ und „Horizon Forbidden West“ verfügbar sind, ist es früh genug.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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