Spieleentwicklung: „Nicht jeder muss Österreich verlassen“
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Österreich ist für seine Musiker, Schauspieler und Sportler bekannt. Doch dass hinter den populärsten Videospielen oftmals auch Österreicher stehen, dürften nur wenige wissen. Still und heimlich hat sich Österreich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer Talenteschmiede für die mittlerweile 78 Milliarden Euro schwere Branche entwickelt.
An mittlerweile neun österreichischen Hochschulen werden Programmierer, Grafiker sowie Sound- und 3D-Designer für die Games-Branche ausgebildet. Viele davon gehen in die Selbstständigkeit oder heuern bei einer der rund 100 heimischen Firmen an, manche wagen aber auch den Sprung ins Ausland.
Schnell ins Ausland
So zum Beispiel Markus Friedl, Senior Producer beim dänischen Entwickler IO Interactive. Dort arbeitet er seit mehr als einem Jahrzehnt an international erfolgreichen Titeln wie der „Hitman“-Reihe und „Kane & Lynch“. Nachdem er erste Erfahrungen bei heimischen Studios wie Sproing sammelte, wechselte er ins Ausland. Der Umstieg sei ihm dabei nicht schwergefallen: „Die Qualität der heimischen Branche und das Niveau der Teams braucht - im Gegensatz zum Fußball - den Vergleich mit anderen europäischen und internationalen Branchen sicherlich nicht zu scheuen.“
Überrascht von Österreichs Studios
Die wohl bekanntesten österreichischen Spiele der vergangenen Jahre kamen von eher kleinen Studios. So wurde das vom Wiener Indie-Studio „Broken Rules“ entwickelte „Old Man’s Journey“ im Mai von der internationalen Fachpresse gefeiert und sogar von Apple mit einem Design Award ausgezeichnet. Auch das von den Wiener „Kunabi Brothers“ entwickelte Puzzle-Spiel „Blek“ landete in mehr als 50 Ländern auf Platz eins der beliebtesten Apps und verzeichnete Millionen-Umsätze. Mit „Ori and the Blind Forest“ konnten die Wiener „Moon Studios“ zudem auf der Xbox One einen großen Erfolg feiern, ein Nachfolger ist bereits in Arbeit.
Messe für Games-Branche
Dass die österreichische Videospiel-Branche mehr als Glücksspiel zu bieten hat, soll nun eine Veranstaltung beweisen. Am 15. und 16. September findet mit der Play Austria die erste Messe der österreichischen Game-Szene statt. Dort werden sich bei freiem Eintritt 60 Studios sowie Ausbildungsstätten aus ganz Österreich präsentieren. Die Veranstaltung, die im Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste stattfinden wird, wird von Jogi Neufeld organisiert. Neufeld vernetzt bereits seit mehreren Jahren mit seinen Veranstaltungsreihen „Arcademy“ und „Pro Games“ die heimische Branche, die meisten Treffen haben rund 100 Teilnehmer.
Hoffen auf alte Größe
Langfristig soll auch die österreichische Branche wieder zu alter Größe zurückfinden. Mit Marken wie JoWooD und Rockstar Vienna (davor Neo Software) mischte Österreich lange Zeit an der internationalen Spitze mit. Zuletzt hat sich die Branche nach der Insolvenz von Sproing und Cliffhanger wieder erholt, beide Firmen wurden mit kleinerer Mannschaft saniert. Daher rät Leander Schock, Lead Animator bei Eidos in Montreal, auch jedem dazu, sein Glück in Österreich zu versuchen. „Das ist ein großer Schritt und nicht jeder möchte oder muss Österreich verlassen“, so Schock. „Aber wenn das für jemanden in Frage kommen sollte, dann wohl am besten sobald sich das Gefühl einstellt, bei der Arbeit in Österreich nicht mehr genug dazu zu lernen.“
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