© Reducept

Games

VR-Game zur Schmerz-Therapie erhält Digitalpreis

Das niederländische Start-up Reducept hat ein VR-Spiel entwickelt, das bei der Schmerztherapie von chronisch kranken Menschen helfen. So schießt beispielsweise die 61-Jährige Schmerz-Therapie-Patientin Jolanda Bouma, die unter chronischen Rückenbeschwerden leidet, regelmäßig auf weiß-lila Knoten. Die Knoten sind virtuelle Nachbildungen von Nervenimpulsen, die Auslöser ihrer Schmerzen

Mit Hilfe der VR-Brille und einer App, die Reducept zusammen mit Spielentwicklern in diesem Jahr für Endkunden auf den Markt gebracht hat, kann Bouma in ihr eigenes Nervensystem reisen. Dabei lernt sie nicht nur, wie Schmerz entsteht, sondern auch, wie sie sich davon befreit. Es brauchte nur eine Woche Training, damit sie nach eigenen Angaben auf Medikamente verzichten und wieder durchschlafen konnte.

Virtuelle Reise in den Körper

Die Reducept-Gründer, der Psychologe Louis Zantema und die Innovationsspezialistin Margryt Fennema, machen sich eine grundlegende Eigenschaft von Schmerz zu Eigen: Er entsteht im Gehirn, weshalb er sich durch gezieltes Mentaltraining reduzieren oder sogar ganz beseitigen lässt. Die virtuelle Reise in den Körper ist als Spiel aufgesetzt, arbeitet aber mit Visualisierungstechniken und mit Elementen aus Trauma-, Entspannungs- und kognitiver Verhaltenstherapie. Betroffene lernen so, ihr überreiztes Alarmsystem zu beruhigen.

„Die Menschen verstehen, dass Tabletten keine nachhaltige Lösung sind. Sie kontrollieren ihre Schmerzen und helfen sich selbst“, sagt Gründer Zantema. Inzwischen nutzen über hundert Kliniken in den Niederlanden die Reducept-Lösung. Für Privatkunden kostet die App rund 15 Euro im Monat (erschienen für iOS und Android). Ab April wird sie neben Englisch und Holländisch auch auf Deutsch verfügbar sein. 

Digitalpreis World Summit

Künftig wollen Zantema und Fennema auch Allergien und Depressionen mit ihrem Spiel eindämmen. Das niederländische Start-up ist eines von 45 "sozialen Techpreneurs“ die zwischen 9. und 11. März ihre Lösungen für Inklusion, Gesundheit, Klimaschutz oder Gleichberechtigung am Erste Campus in Wien präsentieren und dafür den DigitalpreisWorld Summit Award“ (WSA) erhalten. Eine international zusammengesetzte Jury hat sie aus über 400 Nominierungen und 182 teilnehmenden Ländern ausgewählt.

Unter den WSA-Gewinnern ist auch die indische Künstlerin Leena Kejriwal. In ihrem Spiel „Missing - Game for a Cause“ schlüpfen Spieler in die Rolle eines zur Sexarbeit gezwungenen Mädchens. Das mehrfach ausgezeichnete Handygame soll auf das Schicksal von geschätzt 16 Millionen Sexsklavinnen in Indien aufmerksam machen.

Über die gesellschaftliche Wirkung solcher „Serious Games“, von Spielen mit Sinn, wird Damien Marchi, Emmy-Preisträger und Marketing-Vizepräsident des weltgrößten Videospielentwicklers Gameloft, in seiner Keynote eingehen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare