Xbox Series X gegen PS5: Die Next-Gen-Konsolen im Duell
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Einmal mehr messen sich Microsoft und Sony mit ihren Videospielkonsolen. Mit nur 9 Tagen Unterschied haben beide ihre Next-Gen-Konsolen veröffentlicht: Die Xbox Series X und die PlayStation 5.
Nachdem ich beiden separat Zeit gewidmet habe (hier zum Test der PS5 und Xbox Series X), treten sie jetzt im Duell an.
Preis
Im Geldbörserl wird dieser Kampf nicht entschieden: Die Xbox Series X und PS5 kosten beide 500 Euro. Den Unterschied machen hier die Zweit-Konsolen aus, die zum selben Zeitpunkt erschienen sind, wie die Hauptkonsolen. Das sind die Xbox Series S um 300 Euro und PS5 Digital Edition (hier im Test) um 400 Euro.
Beide verzichten auf das Blu-ray-Laufwerk. Die PS5 Digital Edition ist ansonsten mit der regulären PS5 ident, was die Leistung angeht. Die Xbox Series S hat eine schwächere Grafikleistung und einen kleineren Speicher. 340 GB sind witzlos, wenn manche aktuelle Spiele schon bis zu 150 GB Speicherplatz benötigen.
Einerseits ist es nett von Microsoft, dass sie Next-Gen-Gaming auch für weniger Geld anbieten wollen. Andererseits finde ich es furchtbar, den Kunden ein so abgespecktes Gerät als eine Art „Next-Gen-Konsole für FullHD-TVs“ anzudrehen. Deshalb geht dieser Punkt an die PS5, aufgrund der 100 Euro günstigeren, aber gleich leistungsstarken, PS5 Digital Edition.
Xbox Series X vs. PS5: 0:1
Design
Wenn die Xbox Series X zum ersten Mal vertikal im Wohnzimmer steht, fällt es schwer, nicht an diese legendäre Szene aus 2001: A Space Odyssey zu denken:
Schwarz und mächtig steht sie da, simpel und effizient. Sie muss nicht auffallen, sie weiß, was sie kann. Das Designhighlight ist der nach oben gerichtete Lüfter mit grünen Inlays.
Bei der PS5 denkt man höchstens an diesen Clip. Eine Hommage darauf, wie eine Konsole auszusehen hat:
Sie ist absurd groß und das geschwungene Gehäuse ist wegen des Blu-ray-Laufwerks asymmetrisch. Horizontal gelagert (niemand hat Platz im TV-Kasten um dieses Monstrum aufzustellen) rutscht sie regelmäßig vom Standfuß, wenn man sie verschiebt oder Kabel/USB-Geräte an- und absteckt. Das weiße Gehäuse zieht Staub an, der glänzend schwarze Mittelteil Fingerabdrücke. Die PS5 Digital Edition ist ohne dem Disc-Laufwerk symmetrisch und dadurch ansehnlicher, die restlichen Defizite bleiben aber.
Xbox Series X vs. PS5: 1:1
Controller
Auf den ersten Blick ist die Entscheidung hier einfach. Der PS5-Controller (70 Euro bei Amazon) gewinnt klar, aufgrund seiner genialen Vibrationseffekte und der Schultertasten mit Widerstand. Aber: Abgesehen von „Astro’s Playroom“, dem Demonstrationsspiel für die neuen Controller-Funktionen, nutzt derzeit kein reguläres Game die Funktionen voll aus. Zudem ist der Controller relativ schwer und groß. Einen PS4-Controller kann man stattdessen nur verwenden, wenn man PS4-Spiele spielt.
Der neue Xbox-Controller (61 Euro bei Amazon) ist in Nuancen besser als sein Vorgängermodell. Er liegt sehr gut in der Hand, die Form der Analogsticks ist besser als bei der PS5 und er rüttelt etwas mehr – wenn auch nicht so differenziert wie der PS5-Controller. Außerdem kann man die bisherigen Xbox One-Controller für die Xbox Series X weiterverwenden.
Geht dieser Punkt überraschend an das Team Xbox? Nein! Denn Microsoft gibt immer noch keinen Akku zum Controller dazu. Es ist das Jahr 2020 und der Controller wird mit nicht aufladbaren AA-Batterien ausgeliefert. Schäm dich Microsoft.
Xbox Series X vs. PS5: 1:2
Das Menü
Hier ist es leider eine klare Sache. Microsoft hält auch bei der neuen Konsolen-Generation am bekannten Kachel-Look fest. Wer es schon von der Xbox One kennt, ist das Leid wenigstens gewöhnt.
Sony hat das Menü hingegen noch mehr getrimmt, als es schon bei der PS4 der Fall war. Es ist schlank, übersichtlich und elegant.
Xbox Series X vs. PS5: 1:3
Speicher
Hier bekleckern sich beide nicht gerade mit Ruhm. Bei der Xbox Series X stehen dem User 800 GB zur Verfügung, bei der PS5 667 GB. Im direkten Vergleich mit nicht für die neuen Konsolen optimierten Games sind die Ladezeiten bei der Xbox Series X eine Spur kürzer, was auf einen schnelleren SSD-Speicher hinweist.
Spannend wird es bei der Speichererweiterung. Bei der Xbox Series X ist der Slot von außen zugänglich. Einfach den Speicher anstecken, fertig. Der Nachteil: 1 TB kostet 250 Euro.
Die PS5 hat einen Standard-M.2-Slot für eine SSD unter dem Gehäuse hinter einer Abdeckung versteckt. Das heißt 1 TB-Speicher könnte man schon um 100 Euro bekommen. Allerdings ist der Slot derzeit deaktiviert und wird erst später mit einem Firmware-Update freigegeben. Die einzige Möglichkeit den Speicher der PS5 derzeit zu erweitern, ist eine SSD oder Festplatte per USB anzuschließen. Darauf lassen sich aber nur PS4-Spiele installieren.
Dieser Punkt geht deshalb an Microsoft. Die Speichererweiterung ist zwar überteuert, aber wenigstens gibt es eine.
Xbox Series X vs. PS5: 2:3
Die Games
Der Knackpunkt, die Gretchenfrage, das Alpha und Omega: Am Schluss läuft es auf Games heraus. Das Thema ist dieses Jahr komplex. Da beide Konsolen abwärtskompatibel zu ihren Vorgängerkonsolen sind, gibt es bereits haufenweise Games, die man auf Xbox Series X und PS5 spielen kann. Und wenn man diese Games auf den schnellen SSD-Speichern installiert, sind noch dazu die Ladezeiten kürzer.
Allerdings gibt es keine „echten“ Next-Gen-Titel. Mit der PS5 sind zwar etwa auch „Spider-Man: Miles Morales“ und „Sackboy“ erschienen, aber beide gibt es auch für die PS4. Zur Xbox Series X ist kein einziges neues, exklusives Game erschienen.
Stattdessen gibt es „optimierte“ Games. Also bereits veröffentlichte Spiele, die per Updates für die Xbox Series X und PS5 angepasst wurden. Neue Games, die jetzt für alle Konsolen erscheinen, wie „Assassins Creed: Valhalla“, „DiRT 5“ oder „Call of Duty: Black Ops Cold War” sind im Grunde auch nur optimierte Spiele. Deshalb: Unentschieden
Xbox Series X vs. PS5: 3:4
Das gilt aus dem Blickwinkel der Launch-Situation. Denn es geht nicht nur um die Games, die jetzt da sind, sondern die, die noch kommen. Und deshalb heißt es schlussendlich: Wem vertraue ich mehr bei Exklusiv-Titeln, auf was freue ich mich mehr? Ich bin hier gespaltet: Forza (Xbox Series X) spiele ich lieber als Gran Turismo (PS5), aber das neue Event Horizon (PS5) reizt mich mehr als das nächste Halo (Xbox Series X). Bei den letzten First-Party-Titeln hat mich Sony gleichermaßen enttäuscht (The Last of Us 2) und begeistert (Ghost of Tsushima). Hier wage ich nicht eine Prognose zu treffen, auf welcher Konsole Exklusiv-Games künftig besser sein werden.
Games im Abo
Abgesehen von den Neuerscheinungen wird ein Service immer mehr an Bedeutung gewinnen: Games im Abo. Bei der Xbox Series X ist das der Game Pass, bei der PS5 PlayStation Now.
Der Games Pass Ultimate kostet 13 Euro im Monat, beinhaltet Xbox Live Gold (wird zum Onlinespielen benötigt) und EA Play (Spielebibliothek mit EA-Spielen). Derzeit sind zwar „nur“ über 100 Games enthalten, die kann man dafür auch am PC spielen und auf Android-Smartphones streamen. Zudem sind Microsofts First-Party-Games sofort beim Verkaufsstart enthalten. „Halo: Infinite“ muss man also nicht extra um 70 Euro kaufen, wenn es 2021 kommt, sondern kann es mit dem Game Pass sofort am Tag des Erscheinens herunterladen und spielen.
PlayStation Now kostet 10 Euro im Monat oder 60 Euro im Jahr. Will man Games online spielen, die nicht in PlayStation Now enthalten sind, benötigt man zusätzlich PS Plus (9 Euro im Monat oder 60 Euro im Jahr). Der Katalog umfasst über 300 PS4-Spiele. Da ist viel Schrott dabei, was aber auch amüsant sein kann. Außerdem gibt es noch 400 PS3- und PS2-Spiele, die gestreamt werden. Bei manchen Games klappt das ganz gut, bei anderen wiederum nicht. Auch das Streaming am Computer der PlayStation-Now-Games funktioniert zwar, ist aber von der Qualität her weit schlechter, als wenn man ein PS4-Spiel auf der Konsole herunterlädt und dort spielt.
Selbst Sonys eigene Top-Titel kommen erst nach etwa einem Jahr in den Katalog von PlayStation Now. Hier hat Microsoft mit aktuellen Titeln die Nase vorne. Zudem sind, auch wenn weniger Titel in der Bibliothek sind, mehr Highlights dabei – und eben auch die EA-Spiele.
Xbox Series X vs. PS5: 4:4
Leistung
Die Xbox Series X gibt im Vollbetrieb keinen Mucks von sich, während die PS5 ein deutlich hörbares Lüftergeräusch hat. Das heißt nicht zwangsläufig, dass die PS5 härter arbeitet. Games auf der Xbox Series X laden etwas schneller.
Bei der Grafik ist es von Game zu Game verschieden. Bei „NBA2K21“ sehen die Lichteffekte und Details auf der Xbox Series X einen Tick besser aus, bei „Assassins Creed:Valhalla“ gibt es dafür keinen sichtbaren Unterschied. Dafür laufen Microsofts eigene Spiele, die für die Series X optimiert wurden, flüssiger als Sonys First-Party-Games.
Rein auf dem Papier hat Die Xbox Series X 18 Prozent mehr Leistung. Die Ansätze davon sind zwar schon bemerkbar, aber es wird vermutlich noch eine Weile dauern, bis die Spieleentwickler das Maximum aus der neuen Hardware rausholen können.
Xbox Series X vs. PS5: 5:4
Das Next-Gen-Feeling
Das ist der „X-Faktor“: Die Kleinigkeiten, die aber doch etwas ausmachen. Bei der Xbox Series X ist es das Quick Resume. Man kann zwischen bis zu 5 Games hin- und herwechseln, mitten im Level. Selbst wenn man die Konsole ausschaltet, ist man am nächsten Tag wieder genau da, wo man zuvor aufgehört hat: In nur 14 Sekunden von dem Moment an, wo man die Konsole einschaltet. Keine langen Ladezeiten und ohne zum letzten Speicherpunkt zurückversetzt zu werden.
Die PS5 braucht aus dem Standby-Modus heraus 11 Sekunden zum Booten und nochmal 14 Sekunden, bis man direkt bei Spider-Man herumschwingen kann. Ein Gegenstück zur Quick Resume gibt es nicht. Dafür gibt es in Spider-Man und Sackboy aber nur noch Ladezeiten, die maximal 3 Sekunden lang sind.
Das sind aber beides Sony-Games, die von Beginn an für die PS5 optimiert wurden. Bei anderen Sony-Games, die per Patch optimiert wurden, gibt es immer noch Ladezeiten und bei Third-Party-Spielen sowieso. Allerdings funktioniert Quick Resume auf der Xbox Series X auch nur bei Games, die für die Xbox Series X optimiert wurden.
Trotzdem ist Quick Resume genial. Innerhalb von 13 Sekunden von einem Game ins andere zu springen, ist beeindruckend. Das ist das gesuchte Next-Gen-Feeling.
Bonus: Die Xbox Series X unterstützt Dolby Atmos. Sony hat bei der PS5 einen eigenen 3D-Audiostandard, der derzeit aber nur mit Kopfhörern nutzbar ist. Ein Update für TV-Lautsprecher und Soundbars soll später folgen.
Xbox Series X vs. PS5: 6:4
Fazit
Es sieht zwar wie ein klarer Sieg für Microsoft aus, doch in vielen Kategorien sind es nur Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Zudem sind für einige User bestimmte Aspekte wichtiger als andere, die dann den Ausschlag geben, welche der neuen Konsolen man sich holt.
Full Disclosure: In der jetzt zur Last-Gen gewordenen Konsolengeneration war ich Team Sony. Ich habe Spiele primär und lieber auf der PS4 und dann der PS4 Pro getestet, als auf der Xbox One. Bei dieser Generation wird wohl die Xbox Series X meine bevorzugte Konsole für Spieletests werden, die auf beiden Systemen erscheinen.
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