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Analyse

Apple ist nicht so leicht umzubringen

Über keinen Technologie-Konzern ist in den vergangenen Jahren so emotional geschrieben und spekuliert worden wie über Apple. Der Hype rund um iPod, iPhone und schließlich das iPad war grenzenlos. In den vergangenen zwei Jahren begann der Mythos schließlich zu bröckeln, Apple nach Steve Jobs sei zu wenig innovativ, die Produkte, allen voran iPhone und iPad, würden zu wenig Neues bieten, so der Tenor vieler Journalisten und Analysten. Konkurrenten wie Samsung nutzten den Gegenwind -nicht zuletzt durch attraktive eigene Produkte - vorübergehend geschickt aus.

Dauerbrenner iPhone

Die am Dienstag präsentierten Quartalszahlen sind abgesehen von nicht ganz erfüllten Umsatzerwartungen und einem Minus bei den iPad-Verkäufen in vielerlei Hinsicht interessant. Mit 35,2 Millionen verkauften iPhones konnte Apple im Vergleich zum Vorjahresquartal um 13 Prozent zulegen. Zum gesteigerten Geräteabsatz trug offenbar nicht nur das Highend-Modell 5S, sondern auch das vielgescholtene Plastik-Pendant iPhone 5C bei.

Damit relativieren sich auch Kritikpunkte wie dass das iPhone zu teuer und das Display im Vergleich zur Konkurrenz zu klein sei. Auch die von einigen Usern kritisierte grafische Überarbeitung von iOS dürfte die Begeisterung für das Apple-Smartphone nicht geschmälert haben.

Apple stärkster PC-Hersteller

Beeindruckend sind auch die Mac-Absatzzahlen, die ausgelöst durch die populäre Macbook-Air-Linie ein Plus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichneten. Das ist umso erstaunlicher, da der Gesamt-Computer-Markt laut dem Marktforscher IDC derzeit um einige Prozentpunkte schrumpft, wie Apple-Chef Tim Cook in der nachfolgenden Telefonrunde mit Analysten anmerkte. Laut dem Asymco-Analysten Horace Dediu konnte sich Apple gar in den vergangenen drei Quartalen als umsatzstärkster Computer-Verkäufer der Welt positionieren, noch vor HP oder Lenovo.

Umsatzbringer App Store

Beruhigend für die Konzernspitze entwickeln sich zudem die Erlöse durch iTunes Store, Apps und andere Services. Hier zeigt die Wachstumskurve mit plus 12 Prozent verglichen mit Googles Play Store noch stärker als beim Android-Pendant nach oben.

Das ist mittel- und langfristig betrachtet ein gutes Zeichen, denn solange Entwickler mit Apps für iPhone und iPad so viel Geld verdienen können, werden sie die Plattform auch weiterhin bevorzugt bedienen. Wie der Finanzanalyst Benedict Evans ausgerechnet hat, konnte Apple in den vergangenen zwölf Monaten mit 10 Milliarden Dollar etwa doppelt so viel Geld an Entwickler ausschütten als Google, das in den 13 Monaten zwischen den letzten beiden Entwicklerkonferenzen für fünf Milliarden Dollar an Erträgen sorgte. Vor allem Microsoft hat an der Dominanz von iOS und Android sowie den dadurch ausbleibenden Entwicklern schwer zu knabbern.

Sorgenkind iPad

Bleiben ironischerweise die mit minus neun Prozent doch recht stark sinkenden iPad-Zahlen, die wie die steigenden iPhone-Verkäufe unter Analysten für Verwunderung sorgen. Apple-CEO Cook führt die vorübergehende Schwäche auf die allgemeine Tablet-Flaute im Markt (minus fünf Prozent in den USA) und das nicht ausgeschöpfte Potenzial unter Business-Usern zurück.

Während etwa das iPhone im Business-Segment das geschafft hat, wovon Microsoft mit Windows Phone (Marketingschlagwort „Produktivität“) gerne träumt - allein die NASA hat 26.000 iPhones im Einsatz – ist die Durchdringung von Tablets an Business-Arbeitsplätzen laut Cook nur bei 20 Prozent. Verglichen zu Notebooks, die auf 60 Prozent aller Arbeitsplätze in den USA Standard sind, ist hier noch Luft nach oben, die Apple mithilfe der neuen IBM-Kooperation und entsprechender Business-Apps ausfüllen möchte.

Nebel lichten sich

Ohne die vergangenen drei Quartalsergebnisse Apples überbewerten zu wollen, rücken die nackten Zahlen doch einige medial verstärkte Eindrücke in ein anderes Licht. Angesichts dessen, dass der vorübergehende Überfliegerkonkurrent Samsung vor dem schwächsten Quartal seit zwei Jahren warnte und sich auch am Tablet-Markt kein Hersteller mit einem Alleinstellungs-Produkt positionieren konnte, zeigt sich einmal mehr, dass auch die Android-Konkurrenz nur mit Wasser kocht (von Microsoft ganz zu schweigen) und Apple auf einem stärkeren Fundament steht, als von vielen vermutet.

Vielmehr hat sich für Apple die traditionell sehr fokussierte Markenstrategie auf wenige iPhone-Modelle als goldrichtig erwiesen, zumal die Marke offenbar auch in Wachstumsmärkten wie China, Indien und dem Nahen Osten von ihrem Ruf profitiert. Außer Samsung, das mit der Galaxy-S-Reihe eine Marke mit Wiedererkennungswert aufbauen konnte, ist es bisher keinem anderen Hersteller gelungen, eine derartige Kundenbindung zu einer Modellreihe aufzubauen.

Erschwerend kommt für die Android-Hersteller hinzu, dass Google die Partner für seine mitentwickelte Nexus-Reihe in regelmäßigen Abständen wechselt, um eine Marktkonzentration auf einen Hersteller und eine übermäßige Profilierung desselben zu verhindern. Angesichts der Ebenbürtigkeit von Android und iOS und vergleichbaren Hardware-Spezifikationen aller Hersteller hat Apple mit seiner etablierten Marke und dem alleinigen Betriebssystem folglich auch für die Zukunft gute Karten.

Konkurrenz muss sich warm anziehen

Vor allem das schwierige Sommerquartal könnte im Oktober spannende Hinweise liefern, wie Apple tatsächlich im Markt aufgestellt ist. Denn gerade Apple hat kurz vor der Vorstellung seiner neuen iPhones und iPads im Herbst mit der Kaufzurückhaltung seiner Kunden zu kämpfen. Dass Apple aktuell so gut dasteht, obwohl das iPhone 6 mit größerem Display oder auch andere Produkte wie die sagenumwobene iWatch noch gar nicht auf dem Markt sind, sollte der Konkurrenz jedenfalls zu denken geben.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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