FILE PHOTO: Workers adjust a hoarding of the newly launched iPhone XS in Ahmedabad
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Meinung

Apples lausige Ausreden für fade, überteuerte iPhones

Tim Cook ist es nicht gewohnt, schlechte Nachrichten zu überbringen. Das merkt man dem Apple-CEO in seinem Interview mit dem US-Sender CNBC deutlich an. Erstmals in der iPhone-Ära musste der US-Konzern seine Umsatzerwartung senken – und das ausgerechnet im sonst stets erfolgreichen Weihnachtsquartal. Statt neue Rekorde zu vermelden, muss Cook auf einmal Gründe nennen, warum der fast zwölf Jahre lange Höhenflug plötzlich vorbei ist.

Und hier holt er weit aus, fast so, als würde er die Features eines neuen Apple-Produkts aufzählen: Das magere Wirtschaftswachstum in China, der starke US-Dollar, der verbilligte Akkutausch für alte iPhones, zu lange Lieferzeiten durch Probleme in der Produktionskette und vieles mehr. Die Grundaussage: Wir sind nicht schuld, dass ihr unsere neuen Geräte nicht kauft.

Niemand ist "too big to fail"

Eigentlich schon. Apple hat in den vergangenen Jahren mit seiner „too big to fail“-Politik die Wünsche seiner Kunden konstant ignoriert. Und lange Zeit schien es tatsächlich so, dass den Konsumenten Fehltritte und mangelnde Innovation egal waren und die Produkte des US-Konzerns trotzdem gekauft werden. Doch 2018 dürfte man mit seinem wichtigsten Produkt, dem iPhone, eine Grenze überschritten haben. Die Preise für das Flaggschiff iPhone Xs – bis zu 1649 Euro – ließen selbst eingefleischte Apple-Fans das Blut in den Adern gefrieren.

Die Preise mögen aus der Sicht von Apple und vieler Personen, die die Geräte dennoch gekauft haben, gerechtfertigt sein. Doch viele Konsumenten haben sich dann doch die Frage gestellt: Muss ein Smartphone so viel Geld kosten? Offenbar lautet diese Antwort immer öfter Nein. Das macht schon die Entwicklung in China deutlich, jener Markt, dem Apple die Schuld am Umsatzrückgang gibt. Während Huawei, Vivo, Oppo und Xiaomi mit leistbaren Geräten in den vergangenen Quartalen Markanteile gewinnen konnten, fiel Apple immer weiter zurück. Und auch in den USA und Europa greifen immer mehr Nutzer zu günstigeren Geräten dieser Hersteller oder behalten einfach ihr altes Smartphone - es ist ja schließlich immer noch gut genug.

Innovation statt Preiserhöhungen

Eine Aussage von Cook macht dann doch Hoffnung, dass Apple wieder in die Spur zurückfinden könnte: „Es passieren gerade ein paar Dinge, manche geschehen auf der makroökonomischen Ebene, andere sind Apple-spezifisch. Wir werden nicht herumsitzen und darauf warten, dass sich die großen Probleme von selbst lösen lassen.“ Ein Anfang wäre mit Sicherheit, leistbare und innovativere Geräte anzubieten statt sich auf den 103 Milliarden US-Dollar an Cash-Reserven, seinem App Store und dem bewährten Line-Up auszuruhen.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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