Digital Roadmap: Hoffentlich mehr als Buzzword-Bingo
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„Das ist kein PR-Event“ hieß es heute bei der Präsentation des Diskussionspapiers zur Digital Roadmap. Es fielen bei der Präsentation allerdings erstaunlich viele Buzzwords und Floskeln wie etwa „Cybermobbing. Hasspostings. Das Internet ist wie der Wilde Westen“ (Staatssekretärin Sonja Steßl) oder „Österreich muss ein wettbewerbsfähiger Digitalstandort werden“ (Staatssekretär Harald Mahrer).
Es ging relativ wenig um die Inhalte, die im Laufe des Tages beim dazu gehörigen IKT-Konvent (der übrigens von A1, T-Mobile, Hutchison Drei, Microsoft, A-Trust, WH Medien, CSC, SAP, Hewlett Packard Enterprise und Nokia gesponsort wurde) diskutiert wurden. Lediglich beim Programmieren als Schulfach oder dem „Grundrecht auf Bargeld“ wurde es etwas konkreter. Eine Journalistin merkte nach der Pressekonferenz etwas ratlos an: „Jetzt kann ich mir absolut nichts darunter vorstellen, was eigentlich geplant ist.“ Das Diskussionspapier (hier als PDF) gab es selbst für interessierte Journalistinnen und Journalisten nicht vorab.
OER und MOOCS
Dabei stehen darin durchaus auch vernünftige Dinge (neben weniger vernünftigen Dingen wie "Breitbandinternet" mit 100 Mbit/s) . Es werden etwa Open Educational Resources (OER) und „Massive Open Online Courses (MOOCS) erwähnt und deren Wichtigkeit betont. Offene und freie Bildungsinhalte sollen verstärkt als Unterrichtsmittel eingesetzt werden.
Im Bereich der Wissenschaft sollen bis 2025 im Rahmen der Open Access Strategie alle wissenschaftlichen Publikationen offen zugänglich werden. Datenschutz soll im Bereich des Konsumentenschutzes angesiedelt sein und es soll zu einem Ausbau der Beratung für Bürgerinnen und Bürger im Hinblick auf die Rechtsdurchsetzung kommen. Auch der Fachbegriff Resilienz wird erwähnt und zwar mit Verweis auf "Maßnahmen zur Vorbereitung auf nicht vorhersehbare Katastrophen wie Blackouts". (Cyber kommt übrigens "nur" 29 Mal vor).
Echte Bürgerbeteiligung?
Neben Stakeholdern, Wirtschaft, Industrie und Politik sollen nun jetzt auch die Bürger zu Wort kommen. Die breite Bevölkerung hat die Chance, bis 13. März mitzudiskutieren. Leider wird es einem durch die Floskel-Flut und einem Online-Kommentarsystem, das eher durch Unübersichtlichkeit als durch Nutzerfreundlichkeit glänzt, etwas schwer gemacht, tatsächlich Vorschläge einzubringen.
Es bleibt daher zu hoffen, dass der Konsultationsprozess zur „Digital Roadmap“ am Ende wirklich mehr wird als ein Buzzword-Bingo. Eine Chance hat das Projekt nämlich verdient - dazu ist die Digitalisierung viel zu wichtig. Plus noch ein kleiner Hint: Wenn aus den Ergebnissen dann auch wirklich "coole Projekte" werden sollen, wie sich die beiden Staatssekretäre wünschen, wird es wohl auch das entsprechende Budget dafür brauchen.
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