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Netzpolitik

Digitales Amt: Was wurde aus der Behörden-App?

Seit knapp eineinhalb Jahren gibt es das „Digitale Amt“ als App. Damit können einzelne Behördenwege in Österreich auch am Smartphone erledigt werden. Anfangs gab es viele Probleme damit. Android-Nutzer konnten sich etwa nicht wie geplant mit der Handy-Signatur einloggen und bekamen Fehlermeldungen ausgespuckt. Die Handy-Signatur ist Grundvoraussetzung, um mit der Behörden-App Anträge zu stellen.

Wahlkarten beantragen

Auch 602 von 2.668 Wahlkartenanfragen wurden bei der EU-Wahl aufgrund von Serverproblemen verzögert ausgestellt. Die Beantragung von Wahlkarten ist, neben der Wohnsitzänderung, eine der wichtigsten Anwendungen, die man mit der App digital erledigen kann. Die App sei weiter verbessert worden, sagt Robert Ledinger, eGovernment-Leiter im Digitalisierungsministerium, im Gespräch mit der futurezone.

Bei der Nationalratswahl und der EU-Wahl haben laut Ledinger rund 50.000 Personen Wahlkarten per App beantragt und es gab insgesamt 22.000 Ummeldungen des Wohnsitzes mit der App. Derzeit habe man zirka 300.000 aktive registrierte Nutzer. „Der Anteil zwischen den Apple- und Android-Nutzern ist sehr ausgewogen“, so Ledinger.  „Der Druck, Behörden-Prozesse aufs Smartphone zu bringen, ist sehr groß“, sagt der Experte. Die meisten Menschen würden die Dienste, die es auch im Web gibt, am Handy nutzen. Doch nicht alle angekündigten Vorhaben wurden bisher wie geplant umgesetzt.

Versprochen wurde zu Beginn etwa die digitale Beantragung des Reisepasses, die bis heute auf sich warten lässt. Stattdessen gibt es einen Erinnerungsservice, rechtzeitig bevor  der Reisepass abläuft. „Dieser wird sehr gut angenommen“, so Ledinger.  Die digitale Beantragung eines Reisepasses sei aber digital nicht so einfach abzubilden, weil diese mit biometrischen Daten verbunden sei, so der Experte. „Beim Meldewesen sind wir immer abhängig davon, wie sehr die zuständigen Behörden Vereinfachungen dieser Art zulassen, weil diese auch mit Sicherheitsfragen verbunden sind.“

 

Digitaler Führerschein

Beim digitalen Führerschein, der bis Ende 2019 angekündigt war, sieht es ähnlich aus. „Bei der Ausweisplattform sind uns der Regierungswechsel und die damit verbundene Budgetunsicherheit dazwischen gekommen. Derzeit läuft gerade die Ausschreibung“, sagt Ledinger. Der Pilot-Versuch dazu wird im Herbst 2021 starten.

Doch auch den Führerschein zu digitalisieren ist nicht einfach. Dazu müssen auch Gesetze angepasst werden. „Bei der Ausweisplattform, die wir planen, wird man aber nicht nur den Führerschein, sondern auch andere Ausweise abbilden können“, sagt Ledinger.  Viele Dinge seien auch im Hintergrund passiert und nicht nach außen sichtbar, so der Experte. Verbesserungen bei der App seien etwa im Meldewesen erfolgt, sowie bei der Möglichkeit, Bürger per Push-Benachrichtigung zu informieren. Demnächst kommt auch die Möglichkeit zur PDF-Signatur. „Aus der App heraus lassen sich damit Dokumente signieren, die man im Anschluss gleich weiter teilen kann“, erklärt Ledinger.

Elektronischer Ausweis

Ein großes Projekt, an dem man im Hintergrund gearbeitet habe, sei die E-ID, also die elektronische Identität. Derzeit haben rund 1,5 Millionen Bürger eine Handy-Signatur. Geplant sei, dass man diese auch im Rest von Europa nutzen kann, um sich beispielsweise in Frankreich oder Italien einzuloggen. Künftig soll auch jeder, der einen Reisepass bekommt, auch automatisch eine E-ID erhalten. „Das wird gerade gesetzlich vorbereitet“, sagt Ledinger.

Fazit nach 1,5 Jahren „Digitales Amt“: Die Digitalisierung schreitet voran, aber  alles dauert länger als geplant.

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Digitale Services

Wahlkartenbeantragung
Vor jeder Wahl, wie auch der bevorstehenden Wien-Wahl, lässt sich mit der App „Digitales Amt“ die Wahlkarte anfordern

Wohnsitz ändern
Zieht man um, muss man  sich binnen weniger Tage ummelden. Das kann  mit der App ganz bequem vom Handy aus erledigt werden

Reisepass-Erinnerung
Wenn man in der App seinen Reisepass hinterlegt, wird man automatisch erinnert, bevor dieser abläuft

PDF-Signatur
Ab Oktober können Dokumente aus der App heraus digital unterschrieben und sogleich weiterleitet werden

Vision
Alle Behördenwege sollen per App erledigt werden können

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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