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Netzpolitik

Neuer Ethik-Standard für das Entwicklen fairer Systeme

Am Mittwoch wird vom größten Industrieverband der Welt, der weltweit mehr als 420.000 Mitglieder hat, ein neuer Standard vorgestellt. Das Gremium gibt seit der Erfindung der Glühbirne Standards heraus. IEEE 7000 heißt der neue Standard, der die Basis für ethische und faire autonome und intelligente Systeme bilden soll. Er wurde bereits mit Start-ups in der Praxis erprobt.

Sarah Spiekermann von der WU Wien hat in den vergangenen Jahren mit ihrem Team und Leuten von allen Kontintenten als Vice Chair an dem neuen Standard gearbeitet. Die Wirtschaftsinformatik-Professorin hofft, dass der neue Standard mehr zu fairen Systemen beitragen kann als jede Regulierung, die es auf EU-Ebene geben wird.

Im Prozess mitdenken, statt im Nachhinein regulieren

Statt Systeme im Nachhinein zu regulieren, müsse man bereits bei der Entwicklung ansetzen, so die Devise. Denn der „Code ist Gesetz“. Entwickler*innen und Unternehmer*innen sollen mit dem neuen Standard klare Anleitungen finden, an denen sie sich bei der Programmierung und Konzeption orientieren können.

Der IEEE 7000 soll Unternehmen dabei helfen, Innovationsprozesse neu aufzusetzen, wenn es um intelligente Systeme geht. Der Standard versteht sich als Guideline und Orientierung dafür, sich zu fragen, welche menschlichen und sozialen Werte mit Technologie umgesetzt werden sollen. Der Standard soll laut Spiekermann dazu beitragen, Technologie für Menschen zu entwicklen, anstatt für Machtträger*innen. „Eine gute Welt“ soll im Vordergrund stehen. Spiekermann hat auf der WU-Website auch ein Video zum neuen "Value Based Engineering"-Standard veröffentlicht.

Vorteile statt Verpflichtung

Wie bei jedem Standard gibt es aber auch hier keine Verpflichtung für Unternehmer*innen und Entwickler*innen, diesen einzusetzen. Diese müssen sich freiwillig dafür entscheiden, einen Digitalisierungsprozess mit einem intelligenten System ethisch aufzusetzen. Spiekermann ist dennoch überzeugt davon, dass dies von vielen gemacht werden wird. Einerseits, weil auch Banken und Risikokapitalgeber*innen darauf Wert legen, andererseits weil man Technik damit wesentlich nachhaltiger gestaltet. „Es gibt keine Gründe, das nicht zu nutzen“, sagt die WU-Professorin.

Entwickler*innen, die den IEEE 7000 Standard bereits genutzt haben, erklären in einem Video der WU Wien, dass sie den Standard auf jeden Fall wieder nutzen wollen. Eine klare Empfehlung sei er für alle, sie den Schutz der Privatsphäre erstnehmen und die Technologie wieder in die Hände der Menschen legen möchten, sagt etwa Lohan Spies, CTO of Yoma.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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