EU-Kommissar Günter Oettinger plädiert unter anderem für ein EU-weites Leistungsschutzrecht, durch das Konzerne wie Google und Facebook für Teaser von Medienunternehmen zahlen müssten
EU-Kommissar Günter Oettinger plädiert unter anderem für ein EU-weites Leistungsschutzrecht, durch das Konzerne wie Google und Facebook für Teaser von Medienunternehmen zahlen müssten
© APA/HANS PUNZ

WOLO 2015

Oettinger und Erdogan für "Scheiß Internet"-Preis nominiert

Am Samstag, 12. September, wird ab 20 Uhr der „WOLO 2015“, gestiftet und organisiert vom Wiener Künstler-Kollektiv monochrom, im Rahmen einer Gala im Barocksaal des Alten Rathauses (Wipplingerstraße 6-8, 1010 Wien) vergeben. Der "WOLO", der 2008 ins Leben gerufen wurde, soll an die denkwürdigen Aussagen des ehemaligen ORF-Programmdirektors Wolfgang Lorenz erinnern, der vom "Scheiß Internet" sprach, in das sich junge Menschen "verkriechen". Mit dem Preis werden neben Show-Einlagen wie dem Geheimdienstdosenschießen mit dem AK Vorrat "unqualifizierte Statements gegen das Informationszeitalter" gewürdigt.

Die Nominierten

Von einer Fachjury aus Medien, Wissenschaft und Technik werden diese Wort- und Texttäter aufs Korn genommen. Unter den Nominierten dieses Jahr sind unter anderem Josef Ostermayer und Wolfgang Brandstetter für die Einführung einer Speichermedienabgabe. Obwohl im digitalen Zeitalter fast keine Privatkopien mehr gemacht werden, zahlen Benutzer von Smartphones und Festplatten in Zukunft mit jedem Speichermedium und jedem Gerät, das einen Speicher besitzt, Festplattensteuer an die Verwertungsgesellschaften.

Auch EU-Digitalkommissar Günther Oettinger ist ein heißer WOLO15-Kandidat. Seine mehrfach inkompetenten Aussagen zum Internet, der Netzgemeinde und der Beschimpfung von Aktivisten und Journalisten als Taliban brachten ihn diese Nominierung ein.

Journalistin Elfriede Hammerl wurde für ihren originellen Gedankengang, dass gewalttätige Computerspiele den Charakter eines Menschen deformieren könnten, auf die Nominierungsliste aufgenommen. Die Agentur Modern Mind Marketing landete auf der Shortlist für den plumpen Versuch, die Meinung von Internetnutzern mit bezahlten Jubelpostings zu manipulieren. Hermann Petz, Vorsitzender der Tiroler Tageszeitung wurde wegen seiner Ansicht nominiert, dass Qualitätsjournalismus nur auf gedrucktem Papier existieren kann.

Ebenfalls nominiert ist der Verlag Rommerskirchen für den Titelschutz von „Blogosphäre“, Trendforscher Matthias Horx, sowie alle Smartphone-Hetzer, die sich öffentlich im Netz darüber aufregen, dass “arme Flüchtlinge” aus Kriegsgebieten Smartphones besitzen. Auch zahlreiche Promis wie Madonna oder Neil Young stehen neben Recep Tayyip Erdoğan, der vergangenes Jahr bereits den Publikumspreis eingeheimst hatte, zur Debatte. Im vergangen Jahr gewann der Verein für Antipiraterie (VAP) den Preis und holte ihn sich sogar ab. Von der Verleihung gibt es dieses Jahr auch (wieder) einen Live-Stream.

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