Wie Apple seit Jahren ein universelles Ladegerät verhindert
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Im Juni 2009 hat die EU-Kommission erstmals ein einheitliches Ladegerät für alle Mobiltelefone angestrebt. Noch im selben Monat wurde eine Absichtserklärung von zehn Herstellern dazu unterschrieben. Neben dem damaligen Marktführer Nokia waren auch Samsung und Apple mit dabei. Seitdem hat Apple den Ladestecker-Standard aber konsequent blockiert, berichtet netzpolitik.org. Das Portal hat nach dem Informationsfreiheitsgesetz der EU 150 E-Mails, Gesprächsnotizen und Berichte bekommen, die Apples Lobbyarbeit gegen einen gemeinsamen Ladestecker beleuchten.
Die ursprüngliche Absichtserklärung war eigentlich ein Erfolg. Netzgerät und Kabel wurden getrennt. Wird eines von beiden kaputt, muss man nicht alles neukaufen. Das spart Kosten für den Konsumenten und schont die Umwelt. 2011 wurde zudem beschlossen, auf den Micro-USB-Standard zu setzen. Ab hier machte Apple aber nicht mehr mit. Zwar ist auch beim iPhone-Hersteller Netzgerät und Kabel getrennt, Micro-USB wird aber konsequent verweigert.
Kostenpflichtige Adapter
Um das zu rechtfertigen, wurde auf Druck von Apple die ursprüngliche Absichtserklärung ergänzt. Laut dieser neuen Passage dürfen Hersteller ein eigenes Kabel verwenden, wenn ein optionaler Adapter angeboten wird. Dieser muss extra hergestellt werden und kostet Geld. Es widerspricht also dem, weshalb die EU eigentlich das einheitliche Ladegerät einführen wollte.
Ein Jahr später, 2012, brachte Apple dann doch einen neuen Stecker für seine Smartphones. Allerdings wurde es dadurch nicht besser. Dabei handelte es sich um den Lightning-Anschluss, der ein geschütztes Apple-Patent ist. Wer ihn verwenden will, benötigt die Zustimmung von Apple.
Zahnlose EU
Die EU-Kommission schweigt über Apples Lightning und die Absichtserklärung zum gemeinsamen Ladegerät. Formell hält sich Apple aber an die Absichtserklärung, dank der hineinreklamierten Adapter-Passage. Einige Beamte der EU konfrontieren Apples Lobbyisten aber dennoch mit dem Vorwurf, sich nicht daran zu halten. Apple argumentiert, dass ein neuer Anschluss ein völlig neues iPhone-Design erfordern würde. Das behindere die Innovation.
EU-Beamte bezweifeln dies. Die Größe und Leistung der Smartphones am Markt sei vergleichbar, unabhängig vom Ladegerät. Marktbeobachter argumentieren zudem, dass Apple ohnehin jedes Jahr das iPhone neu designen würde. Apples Motivation dahinter sei viel mehr die Gewinnmaximierung. Ein offizielles Lightning-Kabel kostet 25 Euro – ohne Netzgerät. Das kostet nochmal 35 Euro.
USB-C vs. Lightning
2014 gibt es einen neuen Anlauf. Abgeordnete fordern von der EU-Kommission einen Rechtsakt, der einen neuen Standard beschließt. Dieser soll USB-C werden. Im Herbst 2016 sind schließlich die meisten Smartphone-Hersteller bereit, sich auf USB-C zu einigen – nur Apple nicht. 2018 wird Apple von der EU-Kommissarin Margrethe Vestager kritisiert, weil es beim einheitlichen Ladegerät noch immer auf der Bremse steht.
In einer Stellungnahme warnt Apple die EU-Kommission vor einer solchen Regulierung. Es gebe über eine Milliarde Geräte mit Lightning-Anschluss. Deren Kabeln würden durch das neue Gesetz obsolet werden. Apple argumentiert das Beharren auf seinem eigenen Standard also damit, dass man trotz der ursprünglichen Absichtserklärung einen eigenen Standard gemacht hat, anstatt damals auf Micro-USB umzustellen.
Ausblick
Was jetzt kommt, ist eine Folgeabschätzung der EU, die voraussichtlich im September 2019 fertiggestellt ist. Erst danach wird wieder über einen eventuell gesetzlich-bindenden Ladegerät-Standard diskutiert. Immerhin gibt es noch einen Hoffnungsschimmer: Gerüchten zufolge wird Apple beim iPhone 11 freiwillig auf USB-C umstellen. Beim iPad Pro (2018) ist der Umstieg bereits erfolgt.
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