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BETRIEBSSYSTEM

"Chrome OS wird ohne Tablet kein Erfolg"

Am 7. Dezember präsentiert Google in San Francisco "Neuigkeiten über Chrome", heißt es in einer offiziellen Ankündigung des Unternehmens. Voraussichtlich handelt es sich dabei um ein eigenes Google-Netbook mit Chrome OS als Betriebssystem sowie die offizielle Veröffentlichung des Chrome App Stores.

Das offene Betriebssystem für Netbooks wurde von Google in Zeiten des Booms für die kleinen Mini-Notebooks entwickelt. Firmenchef Eric Schmidt betonte erst vor kurzem auf dem Web 2.0 Summit, dass sich das Betriebssystem derzeit nicht für einen Einsatz auf Tablet-PCs eignet, sondern für Eingaben per Tastatur konzipiert wurde. Weiters hatte Schmidt angemerkt, dass Chrome OS erst "in einigen Monaten" für die Markteinführung auf Netbooks bereit sei.

"Konsumenten wollen keine Netbooks mehr"

Die Forschungsdirektorin von Gartner, Anette Jump, sieht dadurch die Chancen für Chrome OS, sich am Markt zu behaupten, schrumpfen. "Die erste Begeisterung für Googles Chrome OS bei den Hardware-Herstellern hat sich bereits wieder gelegt. Und ohne der Hilfe der PC-Anbieter wird Chrome OS nicht erfolgreich werden," meint Jump gegenüber der FUTUREZONE.

Während die Nachfrage nach Netbooks im Jahr 2009 noch um 150 Prozent gewachsen ist, sind es im Jahr 2010 nur noch schlappe fünf Prozent, berichtet die Garnter-Analystin. "Der Hype ist vorbei, die Konsumenten sind nicht mehr übermäßig an Netbooks interessiert."

"Ohne Tablet-PCs wird es Chrome schwer haben"

Jump glaubt daher, dass Google mit der bisherigen Strategie für Chrome OS etwas spät dran sei und es stark auf den Preis des Geräts, die Vermarktungskanäle und den Support der Anbieter ankäme, ob das neue Google-Netbook mit Chrome OS noch ein Erfolg werde. Die Analystin sieht es als großen Nachteil, dass das Betriebssystem nicht für Tablet-PCs vorgesehen sei. "Das ist etwas, woran Google arbeiten muss. Der Markt für Tablet-PCs wächst rasant und ohne diesen wird es Google schwer haben", - und zwar gerade dann, wenn Google auf Web-Apps setzen möchte.

Web-App-Konzept für Netbooks

Bereits letzte Woche hat Google mit Chrome 8 eine aktualisierte Version des Google-Browsers veröffentlicht. Dieser ermöglicht den Zugriff auf den Chrome App Store. Noch ist er leer, aber er soll mit Web-Apps, also kleinen, webbasierten Programmen, bestückt werden. Das Store-Konzept soll ähnlich wie der Android Market bei der Smartphone-Plattform von Google aufgebaut sein. Doch funktioniert ein App-Konzept tatsächlich auf einem klassischen PC oder Netbook? Bisher kam dieser Ansatz nur auf Smartphones und Tablets zum Einsatz.

Auch hier zeigt sich die Gartner-Analystin skeptisch. "Tablets sind die Geräte, die man früher oder später dazu benutzen wird, Inhalte zu konsumieren", gibt sie sich überzeugt. Derzeit kommt auf Tablets wie dem Samsung Galaxy Tab das mobile Betriebssystem Android von Google zum Einsatz. "Hier müssen Android und Chrome zusammenwachsen. Es würde ein gemeinsames Store-Konzept ausreichen", meint Jump.

Chrome-Netbook nicht für alle

Laut einem Bericht von Engadget soll das für Dienstag erwartete Chrome-Netbook von Google mit einem Atom-Prozessor ausgestattet sein. Es sei allerdings vorerst nicht für den Massenmarkt gedacht. Nur 65.000 Geräte sollen produziert werden, die in erster Linie dem Google-Umfeld zugänglich gemacht werden sollen. Engadget berichtet zudem, dass es von Chrome OS nach wie vor keine stabile Version, die für den Massenmarkt tauglich wäre, geben soll.

Das Besondere am Betriebssystem Chrome OS ist, dass die Daten, die der Nutzer erzeugt, nicht auf einer Festplatte gespeichert werden, sondern auf Internetservern. Auch Programme wie die Textverarbeitung laufen auf Webbasis. Die Software soll nach eigenen Angaben in weniger als sieben Sekunden hochgefahren und einsetzbar sein. Bereits im letzten Jahr hatte Google den Code von Chrome OS für externe Entwickler freigegeben.

Tatsache ist, dass sich einige große PC-Hersteller das Interesse an Google Chrome bereits wieder verloren haben. Der PC-Hersteller Hewlett-Packard (HP) verzichtet etwa darauf, Chrome OS-Netbooks zu veröffentlichen, berichtet die "Financial Times Deutschland". HP wurde noch im Sommer 2009 von Google als Hardware-Partner genannt.

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(Barbara Wimmer)

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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