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Haben die das wirklich gemacht?! Ja, haben sie.

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Das sind die größten Smartphone-Fails der Geschichte

Das Samsung Galaxy Fold ist noch nicht mal erhältlich und schon droht es in die Geschichte einzugehen. Nicht, weil es das erste Seriengerät mit faltbarem Display ist, sondern weil es schon nach einem Tag kaputt wird. Das sich anbahnende Drama ist aber kein Einzelfall. Wir haben für euch die größten Fails in der Geschichte der Smartphones zusammengestellt und in umgekehrter, chronologischer Reihenfolge gelistet.

2019: Kaputt gefaltet

Samsung Galaxy Fold erscheint offiziell am 3. Mai und kostet 2000 Euro. Doch schon jetzt gibt es gravierende Probleme mit dem Gerät. In den USA haben ausgewählte Medien das Smartphone mit faltbarem Display zum Testen bekommen. Mehrere Geräte sind bereits defekt.

Bei einigen Usern begann der faltbare Bildschirm bereits nach einem Tag auszufallen oder zu flimmern. Bei anderen bildeten sich Beulen im Falt-Display. Ein Teil des Problems dürfte auf die Schutzfolie zurückzuführen sein. Diese kann man abnehmen, darf man laut Samsung aber nicht. Allerdings berichten mehrere der Tester, dass die Displayprobleme auch auftreten, wenn die Folie nicht abgenommen wurde.

Das tatsächliche Ausmaß von „Foldgate“ ist noch nicht absehbar. Samsung könnte einfach hoffen, dass die Tester zufällig defekte Geräte bekommen haben. Es ist aber auch möglich, dass der südkoreanische Hersteller jetzt noch die Notbremse zieht und den für den 3. Mai geplanten Start verschiebt. Das könnte eine teure und peinliche Rückrufaktion vermeiden.

Das Essential Phone

2017: Hurra, der Notch ist da

Der Begriff „Notch“ wird fest mit dem iPhone X verknüpft, das im September 2017 angekündigt wurde. Doch schon im Mai 2017 wurde das Essential Phone offiziell vorgestellt – mit Regentropfen-Notch. Hinter dem Smartphone steckt Andy Rubin, der Mitgründer von Android.

Entsprechend hoch waren die Erwartungen an das Gerät. Nach mehreren Verzögerungen wurden Ende August 2017 die ersten Geräte ausgeliefert. Das Titan-Keramik-Gehäuse gefiel, die Kameraleistung konnte die Tester aber nicht überzeugen. Berichten zufolge wurden nur etwa 20.000 Stück des Android-Smartphones zum Preis von 699 US-Dollar verkauft. Danach wurde der Preis auf 499 US-Dollar gesenkt und weitere 150.000 Stück verkauft. Beim Amazon Prime Day 2018 wurde das Smartphone um 250 US-Dollar angeboten.

Kurios war die Ankündigung eines 3,5mm-Klinkensteckers zum Nachrüsten. Dieser wurde für 150 US-Dollar verkauft und war dicker als das eigentliche Smartphone. Im Dezember 2018 gab Andy Rubin schließlich auf. Das Essential Phone wird nicht mehr produziert. Man wolle stattdessen am nächsten Produkt arbeiten. Ob dies ein Smartphone, ein Wearable oder etwas ganz Anderes ist, ist bis heute nicht bekannt.

2016: Burn Note, burn!

Am 19. August 2016 ist das Samsung Galaxy Note 7 offiziell erschienen. Es sollte der Start einer Smartphone-Katastrophe werden, die bis heute Spuren hinterlassen hat. „Sollte ihr Gerät heiß werden oder zu rauchen beginnen, wenden sie sich an das Bordpersonal“, ist heute in jedem Linienflug zu hören.

Schon kurz nach dem Verkaufsstart tauchen erste Berichte auf, wonach das Note 7 explodiert sei oder zu brennen begonnen habe. Anfang September 2016 erfolgte schließlich ein Verkaufsstopp und eine freiwillige Rückrufaktion. Die Kunden bekamen Note-7-Modelle mit neuen Akkus. Die Freude währte nur kurz.

Anfang Oktober häuften sich die Berichte, dass auch die Ersatzgeräte zu brennen beginnen. Samsung kündigte an, den Verkauf und die Produktion des Note 7 permanent einzustellen und die Geräte weltweit zurückzurufen. Es folgte ein gesetzlicher Rückruf in den USA. Nahezu alle Fluglinien sprachen ein Verbot für das Note 7 an Bord aus. Zuvor durften Passagiere das Smartphone zumindest ausgeschaltet mit an Bord nehmen.

Wie Samsung später bestätigte, war die Ursache für die Brandfälle ein Fehler im Design. Der Akku hatte zu wenig Platz im Gehäuse, was zu Beschädigungen und Kurzschlüssen führen konnte. Der Imageschaden war so groß, dass Samsung überlegte, die Marke „Note“ einzustampfen. Das ist aber nicht passiert. Das Note 8 und Note 9 sind erschienen. Beide sind sehr gute, nicht-explodierende Smartphones.

2013 – 2016: Der modulare Traum

Wieso sich jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen? Man könnte doch einfach nur die veralteten Komponenten austauschen. Das spart Geld und reduziert den Elektromüll. Diese Vision verfolgte Project Ara.

Das Ziel war ein modulares Smartphone zu kreieren. Komponenten tauschen sollte so einfach sein, wie Lego-Bausteine zusammenstecken. Drei Jahre teaste Google diese Idee – dann wurde das Projekt eingestellt. Als Hauptgrund wurde genannt, dass der angepeilte Verkaufspreis nicht eingehalten werden konnte. Ursprünglich sollte die Basisversion von Ara um die 100 US-Dollar kosten. Wäre das modulare Smartphone aber 2016 auf den Markt gekommen, hätte es so viel wie ein Premium-Handy gekostet.

2014: Das Bendgate

Bevor es faltbare Smartphones gab, gab es biegbare – wenn auch unfreiwillig. Am 19. September 2014 erschien das iPhone 6 und 6 Plus. Über zehn Millionen Geräte wurden in den ersten drei Tagen nach dem Start verkauft. In den folgenden Wochen häuften sich die Beschwerden der Kunden, dass sich ihre neuen iPhones verbogen hatten.

Apple reagiert wie üblich: Alles wurde abgestritten. Die iPhones seien sorgfältig geprüft worden und würden die Qualitätsstandard erfüllen oder übertreffen und den Alltagsgebrauch aushalten. 2018 kamen interne Apple-Dokumente ans Tageslicht. Laut denen wusste Apple vor dem Verkaufsstart, dass sich die Smartphones leichter biegen lassen. Das iPhone 6 sei 3,3 mal anfälliger für Biegen als das iPhone 5s. Beim iPhone 6 Plus sind es sogar 7,2 mal.

Bendgate sorgte auch für Spätfolgen. Anfang 2016 tauchen Berichte über die „Touch Disease“ auf. Der Touchscreen des iPhone 6 und 6 Plus reagierte nicht mehr auf Berührungen, bei einigen war auch ein grauer Balken zu sehen. Schuld daran ist der „Touch IC“-Chip, der sich vom Logic Board löste. Das Ganze passiert laut Tech-Experten, weil sich das iPhone 6 und 6 Plus im Alltagsgebrauch zu leicht biegen und so der Chip locker wird.

Und wie reagierte Apple? Wie üblich zu Beginn gar nicht. Erst im November 2016 wurde das Problem des „Touch Disease“ anerkannt. Und weil Apple so gütig ist, wurden in den USA die Reparaturkosten dafür von 349 US-Dollar auf 149 US-Dollar gesenkt. Und ja, Apple kannte den Designfehler. Denn im Mai 2016, also Monate, nachdem die ersten Touch-Disease-Beschwerden aufkamen, wurde in neu produzierten iPhone 6 und 6 Plus eine Änderung vorgenommen, die den Touch-IC-Chip stabilisiert. Bekannt gemacht hat Apple diese Änderung natürlich nicht.

2014: Das Smartphone von Amazon

Kindle, Fire TV, Fire Tablets: Amazon hatte einen guten Lauf als Hardware-Hersteller. Warum also nicht das Ökosystem erweitern? Am 18. Juni 2014 wurde das Fire Phone vorgestellt. Es war fünf Jahre lang in Entwicklung. Es hatte fünf Kameras, um ein 3D-Display zu simulieren, konnte abfotografiere Objekte erkennen und in die Amazon-Einkaufsliste geben und war auch sonst potent ausgestattet.

Allerdings nutzte es Amazons eigene Version von Android, FireOS. Deshalb gab es keinen offiziellen Zugang zu Googles Play Store. Das Interesse der Kunden war nicht besonders groß. Schon sechs Wochen nach dem Erscheinen des Smartphones wurde Preis für das Fire Phone von 200 US-Dollar auf 0,99 US-Dollar gesenkt (mit Vertrag).

Ein Jahr später wurde die Produktion und in Folge der Verkauf eingestellt. Amazon machte 170 Millionen US-Dollar Verlust mit dem Fire Phone.

2013: Das Facebook Phone

Im Jahr 2013 war die Welt für Facebook noch in Ordnung. Das soziale Netzwerk knackte die Marke von 1,1 Milliarden Usern pro Monat. Über 870 Millionen nutzten Facebook mobil. Diese große potenzielle Zielgruppe sollte mit dem „Facebook Phone“ angesprochen werden.

Die Gerüchteküche brodelte. Wenn jemand, mit so einem großen Nutzerstamm und so viel Geld wie Facebook ein Smartphone herausbringt, muss es ja ein iPhone Killer werden. Was Facebook am 4. April 2013 schließlich ankündigte, war das HTC First. Es war ein Android-Handy im niedrigen Midrange-Segment, mit einem angepassten Launcher.

Dieser Launcher wurde „Facebook Home“ genannt. Der Homescreen und Lockscreen zeigte aktuelle Meldungen von Facebook-Freunden an. Die sogenannten „Chat Heads“ ermöglichten das Anschreiben von Facebook-Usern aus jeder App heraus. Dazu wurde ihr Userbild als Overlay eingeblendet. Diese Funktion wurde später in die Facebook-Messenger-App übernommen.

Im ersten Monat nach dem Start senkte der Mobilfunker AT&T den Preis von 99 US-Dollar auf 0,99 US-Dollar (mit Vertrag). Angeblich wurden lediglich 15.000 Stück in diesem Zeitraum verkauft. Das First verschwand danach relativ bald aus dem Sortiment und wurde von mehreren US-Medien als Technik-Flop des Jahres und Enttäuschung des Jahres bezeichnet.

2010 – 2019: Es war einen Versuch wert

Im Oktober 2010 stellte Microsoft Windows Phone vor. Das Design war radikal anders. Große Kacheln statt Mini-Icons und Live-Ansichten am Startbildschirm. Ein Jahr später, im Oktober 2011, erschien dann auch noch das Nokia Lumia 800. Das Design des Smartphones war perfekt auf Windows Phone abgestimmt. Was konnte da noch schiefgehen?

Es fehlte an Apps. In einer Welt die von Google Maps, Gmail und Chrome dominiert war, konnten Here, Hotmail und Internet Explorer die User nicht überzeugen. Auch andere, für viele User essenzielle Apps, fehlten bei Windows Phone. Instagram kam etwa erst Ende 2013 für Windows Phone – drei Jahre, nachdem die Foto-App gestartet war. Einige populäre Apps schafften es nie auf Windows Phone. So gab es etwa keine offizielle YouTube-App für Windows Phone. Hier liegt natürlich der Verdacht nahe, dass Google das aktiv verhindert hat. Schließlich war Windows Phone ein Konkurrent für Android.

Der mangelnde Erfolg von Windows Phone ließ nicht nur Software-, sondern auch Hardware-Hersteller fernbleiben. Im Grunde hätte man das Betriebssystem bereits vor ein paar Jahren für Tod erklären können. Als eine Art Rettungsversuch kaufte Microsoft die Mobiltelefonsparte von Nokia im April 2014. Ein Jahr später, im August 2015, lag der Marktanteil von Windows Phone bei 2,5 Prozent. Von da an ging es stetig abwärts. Im einem letzten Versuch wurde Ende 2015 aus Windows Phone das Betriebssystem Windows 10 Mobile. 2017 wurde die Weiterentwicklung von Windows 10 Mobile beendet. Am 10. Dezember 2019 wird offiziell der Support dafür eingestellt.

2010: Du hälst das iPhone falsch!

Das iPhone 4 sorgte dafür, dass die „Gate“-Bezeichnungen Einzug in die IT-Welt hielten. Am 24. Juni 2010 erschien das iPhone 4 und leitete eine neue Designära für Apple ein. Damit trotz des eleganten Aluminiumrahmens die Sendeleistung erhalten bleibt, muss dieser durch kleine Plastikeinlagen links und rechts durchzogen sein.

Schon kurz nach dem Verkaufsstart bemerkten Nutzer, dass beim iPhone 4 ungewöhnlich oft Anrufe abbrechen. Sie stellten fest, dass die Sendeleistung sinkt, wenn man das Smartphone an der Unterseite hält und die Antennenöffnung im Aluminiumrahmen mit den Fingern abdeckt. Die erste Reaktion von Apple dazu war beispielhaft dafür, wie der US-Konzern auf Kundenbeschwerden reagiert. Direkt am Tag des Verkaufsstarts antwortet Steve Jobs per Mail einem Kunden, der fragte, ob eine Lösung für das Problem angedacht ist. Der Apple-Chef schrieb: „Halte es einfach anders“.

Daraus entwickelte sich das Meme: „You’re holding it wrong!“ – „Ihr haltet es falsch!“. In weiterer Folge wurde der Begriff des „Deathgrip“ – der Todesgriff – etabliert, in Anlehnung an Darth Vaders Macht-Würgegriff. Apple nahm sich dann doch dem Problem an, indem es die Software aktualisierte. Die Balken bei der Sendeleistung in der Statusleiste verschwanden jetzt weniger schnell, wenn man das iPhone 4 in der Hand hielt. Die tatsächliche Sendeleistung wurde natürlich nicht besser.

Apple legte nach. Im Juli hielt Steve Jobs eine Pressekonferenz zu Antennagate. Darin wurde gezeigt, dass das Problem bei allen anderen Smartphones auch existiert – es sei also ganz normal. Weil man die Kunden aber liebe, gab es dann doch eine Lösung: Ein kostenloses Gummiringerl, aka: „Bumper Case“. Dieses normalerweise 29 US-Dollar teure Schutzutensil bedeckt den schicken Aluminiumrahmen mit einer Gummischicht. Das iPhone 4 wurde bis September 2013 verkauft. Die Hardware wurde nie geändert, um Antennagate zu beheben.

2010: Kennt ihr Kin?

Am 14. Mai 2010 erschien Kin One und Kin Two in den USA. Kennt ihr nicht? Muss man auch nicht. Diese Microsoft-Smartphones wurden in den USA nur zwei Monate von Providern angeboten, weil sie niemand haben wollte. Der Europa-Start wurde komplett gestrichen.

Beide Geräte hatten eine physische Tastatur zum Herausschieben und einen Touchscreen. Das Betriebssystem war KinOS, das auf Windows CE basierte. Es gab keinen App Store. Das Installieren von Apps von Drittherstellern war nicht mal vorgesehen. Obwohl die Geräte für eine junge Zielgruppe gedacht waren, gab es keine Spiele dafür. Und das in Zeiten, in denen das iPhone seit drei Jahren und Android seit knapp zwei Jahren am Markt war.

2008: BlackBerry macht ein iPhone

Der im November 2008 erschienene BlackBerry Storm leitete das Ende von RIM (später BlackBerry) als Hardware-Hersteller ein. Er war der erste BlackBerry mit Touchscreen und ohne physischer Tastatur und sollte ein „iPhone-Killer“ sein.

Damit BlackBerry-User den Übergang von Tasten zu Touchscreen bewältigen, sollte der Storm einen Bildschirm haben, der das Drücken „fühlbar“ macht. Diese Mechanik unter dem Touchscreen war nicht besonders gut. Laut dem US-Provider Verizon musste nahezu jeder verkaufte BlackBerry Storm ausgetauscht werden, weil die Mechanik fehleranfällig war. Dies soll für einen Verlust von 500 Millionen US-Dollar gesorgt haben. Ebenfalls problematisch: Das Betriebssystem war nicht für die Touch-Bedienung ausgelegt und die Software hatte zahlreiche Bugs.

Nach dem Storm folgten etliche weitere Smartphone-Flops von RIM. Im September 2016 wurde die Entwicklung von eigener Hardware eingestellt. Der Hersteller TCL veröffentlicht jetzt Smartphones unter der Marke BlackBerry.


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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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