"Datenbrillen werden noch als Spielzeug wahrgenommen"
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Heike Choi spricht am Business Riot Festival über ihre Karriere. Die futurezone sprach die Expertin, um mit ihr über die neuen Technologien und ihre Berührungspunkte mit Technik zu sprechen.
Futurezone: Sie sind Expertin für Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). Haben Sie mit dem Erfolg von Pokemon Go gerechnet?
Choi: Es hat meine Erwartungen schon übertroffen. Mit bisher 21 Millionen Nutzern pro Tag ist Pokémon Go in den USA jetzt schon das beliebteste mobile Spiel der Geschichte.
Warum glauben Sie hat sich das Spiel so durchgesetzt?
Das Besondere am Spiel ist die Technologie dahinter. Durch die Vermischung von Realität und virtueller Welt bieten sich ganz neue Interaktionsformen mit bereits bekannten Figuren. Auch das Gemeinschaftsgefühl spielt eine wesentliche Rolle. Darin macht meiner Meinung einen großen Teil des Erfolgs aus. PokemonGo verbindet Kindheitserinnerungen mit neuem Spielerlebnis.
Wann wird sich Virtual Reality durchsetzen?
Bis vor kurzem war VR noch unhandlich und teuer. Aber das ändert sich derzeit schon. Erste VR-Modelle für den Massenmarkt kommen in den nächsten Monaten auf den Markt.
Sehen Sie für Augmented Reality und für Virtual Reality jeweils bessere Chancen im Bereich für Endkonsumenten oder für Unternehmen?
Sowohl als auch. Am Beispiel Einzelhandel geht es vor allem um die Nutzung der Möglichkeiten der mobilen Kommunikation. Danach werden Datenbrillen die heute dominierenden Smartphones bald massiv ergänzen. Momentan werden Datenbrillen von Konsumenten noch als Spielzeug wahrgenommen. In spätestens fünf Jahren werden wir flächendeckende Anwendungen sehen. Die Entwicklung verläuft rasend schnell.
Haben Sie bei Accenture auch bereits Anwendungen für Virtual Reality entwickelt?
Fiat Chrysler Automobiles (FCA) hat den Fahrzeugkauf der Zukunft vorgestellt, bei dem Käufer ein originalgetreues virtuelles 3D-Modell des Wunschautos auf mobilen Endgeräten ansehen, konfigurieren und mit diesem wie in der Realität interagieren können. Der gezeigte Prototyp besteht aus einer Augmented-Reality-Anwendung, die wir von Accenture (Digital) auf Grundlage des Developer Kits von Google Project Tango entwickelt haben.
Was genau macht Augmented Reality und Virtual Reality für Industriekunden interessant?
Ein großes Thema unserer Kunden ist die Produktivität. Neben kollaborativen Robotern oder fahrerlosen Transportfahrzeugen geht es etwa um den Einsatz von Augmented-Reality-Geräten wie Datenbrillen oder Smart Helmets für die Produktion. Generell dreht sich derzeit vieles um die Mensch-Maschine-Schnittstelle in der Industrie 4.0.
Gibt es auch Bedenken?
Skespsis sehen wir bei Sicherheit- und Datenschutz. Eine Accenture-Befragung unter deutschen Unternehmen hat gezeigt, dass über 40 Prozent einen Hackerangriff auf sensible Informationen befürchten. Mehr als jeder Dritte hat Angst davor, dass seine persönlichen Daten in falsche Hände geraten.
Woran glauben Sie eher – Virtual Reality oder Augmented Reality?
Ich denke, dass Unternehmen beide Möglichkeiten nutzen werden. Die Entwicklung geht ja rasant weiter. Wir werden in wenigen Jahren nicht mehr darüber diskutieren, sondern vieles davon selbstverständlich verwenden. Sowohl Augmented als auch Virtual Reality werden ihren Platz in der Technologielandschaft einnehmen, da sie mit ihrer Zielsetzung unterschiedliche Zwecke erfüllen.
Sie sprechen am Business Riot Festival vor allem über Ihre eigene Karriere als Technologie-Beraterin. Was werden Sie den Frauen am Festival auf ihren Weg mitgeben?
Viele junge Frauen haben beeindruckende Fähigkeiten, auch und besonders im Umgang mit neuen Technologien. Ich rate ihnen, weniger bescheiden zu sein, diese ganz selbstbewusst zu zeigen und für die berufliche Entwicklung einzusetzen. Und: Frauen-Netzwerke zu nutzen, wie das Business Riot, eine ganz tolle Initiative, oder auch Netzwerke, die es innerhalb von Unternehmen gibt. Auch bei Accenture haben wir eine große Women Initiative. Gemeinsam bringen wir einfach mehr voran.
Zurückblickend waren neue Technologien schon immer ein Thema, das mich interessiert hat. In meiner Schulzeit hatte ich die Möglichkeit, Informatik als Schulfach auszuwählen. In meinem Bachelorstudium für Wirtschaftsinformatik konnte ich Einblicke in viele verschiedene Bereiche rund um neue Technologien gewinnen. In meinem Masterstudiengang war es mir wichtig, den Nutzer mehr in den Fokus zu stellen und so kam ich zu Mensch-Computer Interaktion. Auch da hatte ich die Möglichkeit in mehrere Bereiche, wie der Robotik und Spieleentwicklung, reinzuschnuppern.
Was hat Sie dann an Virtual Reality am meisten beeindruckt?
Insbesondere die Mischung aus Kreativität und Technik faszinierte mich. Zur Virtual Reality Entwicklung gehört neben dem Konzept und der Umsetzung einer 3D Umgebung auch die Animation von Avataren sowie ein entsprechendes Storytelling dafür. Der Nutzer steht hier absolut im Mittelpunkt und bekommt eine Erfahrung vermittelt, zu der er auf konventionellen Wege eventuell nie Zugang hätte.
Glauben Sie, dass man es als Frau nach wie vor schwerer hat, weil es ganz oben eine „gläserne Decke“ gibt oder kann man mit Fleiß wirklich alles schaffen?
Es geht nicht unbedingt nur um Fleiß, sondern darum zu erkennen, wo die besten Karrierechancen liegen. So steigt durch die Digitalisierung in allen Unternehmen die Nachfrage nach digitalen Kompetenzen. Unsere Studien zeigen, dass sich mehr als die Hälfte der von uns befragten Frauen (und Männer) durch die digitalen Technologien auch bessere Chancen für ihre Karriere erwarten.
Kann die Digitalisierung Frauen dabei helfen?
Digitale Kompetenzen tragen dazu bei, dass sich die beruflichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern angleichen. Trotzdem bleibt die aktive Förderung von Gleichstellung in Unternehmen ein wichtiges Thema, um gegen die gläserne Decke anzugehen. Zum Beispiel Frauenanteile zu beschließen und deren Erreichung mittels konkreter Maßnahmen zu messen, unbewusste Vorurteile in alle Richtungen abzubauen und dazu beizutragen, dass Karrierewünsche von Frauen und Männern die gleiche Anerkennung finden.
Frauen und Technologie – ein Widerspruch im Jahr 2016 oder ganz selbstverständlich?
Für mich ganz selbstverständlich.
Heike Choi ist Technologieberaterin mit Fokus auf Virtual und Augmented Reality bei Accenture, einem Dienstleistungsunternehmen, das ein breites Portfolio von Services in den Bereichen Strategie und Beratung anbietet.
Das Business Riot Festival findet von 20. bis 22.10. im Donauhof in 1020 Wien statt. Bei der Arbeitsmarkt- und Kreativkonferenz für Frauen, organisiert vom Frauenverein Sorority, gibt es einen Digitalisierungsschwerpunkt. Die futurezone ist Medienpartner.
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