FILE PHOTO: An exhaust pipe of a car is pictured on a street in a Berlin
© REUTERS / Fabrizio Bensch

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Millionen Diesel-Pkw verschmutzen Europas Luft immer noch extrem

2015 erschütterte der Abgasskandal (auch als Dieselskandal oder "Dieselgate" bezeichnet) die Automobilbranche. Volkswagen und andere Hersteller wurden überführt, spezielle Software (Abschalteinrichtungen) in ihren Diesel-Pkw untergebracht zu haben. Diese manipulierte Abgasmesswerte, sobald sie erkannte, dass sich das Fahrzeug auf einem Teststand befand. Die Schadstoffausstöße der Autos erreichten deshalb gegenüber dem realen Betrieb wesentlich geringere Werte.

Bis heute werden die Folgen des Skandals rechtlich aufgearbeitet, es gab Rückrufaktionen und Reuebekundungen. Wie das International Council on Clean Transportation (ICCT) nun in einem Bericht festhält, fahren unterdessen weiter Millionen Autos mit "extremem Schadstoffausstoß" auf Europas Straßen.

13 Millionen Fahrzeuge sind extrem

Die Organisation hat Emissionsdaten - aus Labors und Praxis, von Regierungsbehörden, unabhängigen Organisationen und Sensoren bei Straßen - herangezogen, um festzustellen, wie sehr die Problematik der Diesel-Autos, die mehr Schadstoffe ausstoßen als die Hersteller offiziell bekannt geben, immer noch gilt. Das Ergebnis: 13 Millionen Fahrzeuge in der EU und Großbritannien weisen extreme Schadstoffemissionen auf. 19 Millionen Fahrzeuge zeigen "verdächtige" Emissionswerte. Bei diesen Fahrzeugen kommen möglicherweise immer noch Abschalteinrichtungen zum Einsatz.

Dadurch gelangen riesige Mengen an Stickoxiden in die Luft, die für Menschen gesundheitsschädlich sind. Laut Guardian werden jährlich 64.000 Todesfälle auf zu hohe Stickoxidwerte zurückgeführt. Die Summe der 13 Millionen Fahrzeuge betrifft dabei ausschließlich Fahrzeuge, die zwischen 2009 und 2019 produziert worden sind. 2019 wurden Abgastests bei realen Autofahrten vorgeschrieben (Real Driving Emissions, RDE). Die Fahrzeuge mussten in diesem Zeitraum die Abgasnormen Euro 5 und Euro 6 erfüllen.

Die 10 größten NOx-Schleudern

Das ICCT hat in seiner Untersuchung auch genaue Automodelle unterschieden. Während VW 2015 im Zentrum des Abgasskandals stand, scheinen Fahrzeuge von Renault-Nissan derzeit sogar eine größere Menge jener Fahrzeuge einzunehmen, die extreme Emissionen verursachen. 10 spezifische Diesel-Pkw-Modelle werden als größte Stickoxid-Schleudern identifiziert. An der Spitze steht der VW Passat 2L (Euro 5), gefolgt von Renault Clio 1.5L (Euro 5) und VW Tiguan 2L (Euro 5).

Verkäufe von Diesel-Pkw 2009 - 2019 und Anteile von Modellen mit verdächtigen oder extremen Stickoxid-Emissionen nach Autoherstellern

Verkäufe von Diesel-Pkw 2009 - 2019 und Anteile von Modellen mit verdächtigen oder extremen Stickoxid-Emissionen nach Autoherstellern

Zu verhaltene Reaktion

"Über 7 Jahre sind seit Bekanntwerden des Dieselgate-Skandals vergangen. Dennoch, bedingt durch beschränkte Korrekturmaßnahmen, fahren diese Fahrzeuge weiterhin durch Europa und schaden der Gesundheit von allen, die der Luftverschmutzung ausgesetzt sind, die diese Emissionen verursachen", sagt Michelle Meyer vom ICCT gegenüber dem Guardian.

"Dieselgate ist noch nicht vorbei", ergänzt Tim Dallmann vom ICCT. "Diese Fahrzeuge werden noch viele weitere Jahre in Betrieb sein." Die Rate jener Fahrzeuge, deren Abgasausstoß im Rahmen von Rückholaktionen modifiziert wurde, sei gering. Außerdem sei unklar, ob die Reparaturen in der Werkstatt tatsächlich die versprochene Wirkung zeigen. Umweltschutzorganisationen werfen vor allem Deutschland, Frankreich und Großbritannien vor, zu wenig zu tun, um die Einhaltung von Abgasnormen zu kontrollieren.

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