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E-Bike wie es sein soll: KTM Macina Style 10 P5+ im Test

E-Bike wie es sein soll: KTM Macina Style 10 P5+ im Test

Der Markt für E-Bikes wächst in Österreich immer noch rasant. Laut Zahlen der Arge Fahrrad wurden 2015 über 77.000 Stück der motorisierten Fahrräder verkauft. Eine Steigerung von knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei einem leicht schrumpfenden Fahrrad-Gesamtmarkt macht es für Hersteller Sinn, verstärkt auf die neue Kategorie zu setzen. Das hat die Auswirkung, dass immer mehr verschiedene Modelle auf den Markt kommen, darunter auch exotischere Varianten, wie etwa ein E-Mountainbike, ein E-Hollandrad oder ein Fatbike.

Technik

Das KTM Macina Style 10 P5+ ist in Sachen Design eher konventionell gehalten. Bei dem E-Bike des österreichischen Zweirad-Traditionsunternehmen soll eher die Funktionalität als die Exotik im Vordergrund stehen. Das Rad machte im ersten Moment auf mich einen sehr hochwertigen Eindruck. Das Design ist konservativ, kommt mir aber dennoch nicht altbacken vor.

Technik

Das Macina-Bike wiegt mit Pedale knapp 23kg und verfügt über einen Rahmen aus einer Aluminium-Legierung. Der Antrieb besteht aus einem zulassungsfreien Pedelec-System, was bedeutet, dass der Fahrer nur dann unterstützt wird, wenn er Tritt.

Basis ist ein bürstenloser und wartungsfreier Bosch-Mittelmotor vier Unterstützungsstufen: Eco, Tour, Sport, TURBO und einer Schiebehilfe. Bei der Schaltung handelt es sich um eine Shimano XT Shadow plus 10-Gang Kettenschaltung. Damit man auch wieder zum Stillstand kommt, sind hydraulische Shimano XT Scheibenbremsen verbaut. Das Fahrrad ist mit allen Komponenten ausgestattet, die man für den Einsatz als Citybike braucht: Sämtliche nach Straßenverkehrsordnung vorgeschriebene Beleuchtung samt Gepäckträger.

Bordcomputer

Wie der Motor wird auch der Bordcomputer des KTM-Bikes von Bosch hergestellt. Dabei setzt man auf Nyon, ein Gerät mit Bluetooth und WLAN-Verbindung. Optisch erinnert mich der Nyon an ein Auto-Navigationsgerät. Das Display hat eine Diagonale von elf Zentimeter.

Es ist transreflektiv, was bedeutet, dass das einfallende Licht reflektiert wird. Diese Technik kommt auch etwa bei Smartwatches zum Einsatz und führt dazu, dass man die Anzeige auch bei starker Sonneneinstrahlung gut ablesen kann. Die Technik funktioniert in der Regel auch gut, selbst bei strahlendem Himmel hatte ich nie Probleme, etwas auf dem Display zu erkennen. Nachteil der transreflektiven Displays ist, dass die Anzeige nicht ganz so scharf und strahlend aussieht, wie man es etwa von Smartphones oder Tablets gewohnt ist. Im Alltagsbetrieb hat mich das aber nie gestört, da es in erster Linie darum geht, Zahlen und Routen abzulesen. Im Rahmen des Tests waren auch ein paar Fahrten im Regen notwendig, was dem Bordcomputer aber nicht schadete, da er spritzwassergeschützt ist.

Bedient wird er nicht, wie man es vielleicht von Handys oder Navis gewohnt ist, über einen Touchscreen, sondern über Tasten direkt am Gerät. Durch die Menüs navigiert man sich über einen fünf-Wege-Joystick. Einer ist direkt am Gerät selbst, ein anderer neben dem Griff. Laut Bosch hat man aus Sicherheitsgründen auf einen Touchscreen verzichtet. Ich habe mich im Rahmen des Tests relativ schnell an die Bedienung gewöhnt. Der Nyon verfügt übrigens auch über einen USB-Port. Dadurch kann man einerseits die Software aktualisieren und andererseits, was ich im Test als kurios aber durchaus praktisch empfand, das eigene Handy aufladen, wenn der Akku knapp wird. Das Nyon-Modul ist außerdem auch abnehmbar. Das empfiehlt sich dann, wenn man das Rad draußen irgendwo stehen lässt. Durch einen integrierten Akku kann man es übrigens auch getrennt vom Fahrrad benutzen, auch, wenn ich das im Alltag wohl in der Regel nicht machen würde.

Funktionen

Über den Bordcomputer kann man den jeweiligen Fahrmodus auswählen und sich alle notwendigen Informationen zum Fahrrad bzw. zur aktuellen Fahrt anzeigen lassen. Dazu zählen etwa Zahlen zur Strecke oder dem Kalorienverbrauch. Außerdem kann man sich anzeigen lassen, wie sehr man die Umwelt entlastet bzw. wie viel Co2 man eingespart hat, weil man anstatt in das Auto auf das E-Bike gestiegen ist. Lustige Idee, in der Praxis eher wenig sinnvoll.

Sinnvoller fand ich da schon die Navigationsfunktion. Am Fahrrad macht das für mich noch durchaus Sinn, da es im Unterschied zum Auto nicht immer einfach ist, das Handy am Lenker zu montieren, um sich die Route anzeigen zu lassen. Anweisungen nur per Kopfhörer zu hören war für mich auch nie wirklich eine optimale Alternative. Der spritzwassergeschützte Bordcomputer ist also eine willkommene Möglichkeit. Für Touren ist es auch möglich, sich GPX-Tracks zu importieren und sich während der Fahrt anzeigen zu lassen. Für die Kommunikation hat Bosch die Plattform Ebike-Connect geschaffen.

Per entsprechender App und Bluetooth kann man das eigene Handy auch mit dem Bordcomputer verbinden. So konnte ich mir während der Fahrt etwa neue SMS-Nachrichten direkt am Bordcomputer anzeigen lassen. Sicherheitstechnisch ist es gerade im Stadtverkehr zwar nicht unbedingt ratsam, SMS während der Fahrt zu lesen, dennoch ist das Feature durchaus witzig.

Nicht alle Funktionen des Nyon sind standardmäßig verfügbar. So bietet Bosch noch an, Zusatzfunktionen nachträglich zu kaufen. Derzeit werden in der App zwei angeboten: Wer etwa selbstständig Fahrmodi programmieren möchte, muss das um 5,99 Euro extra bezahlen. Dabei kann man etwa die Unterstützung durch den Motor individuell konfigurieren. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich auf der Karte die aktuelle Reichweite anzeigen zu lassen, die aufgrund des eigenen Fahrstils und der Typographie berechnet wird. Auch diese Funktion muss um 5,99 Euro extra gekauft werden.

Praxis und Akku

Zum Praxisverhalten des Rades lässt sich wenig Negatives sagen. Ich hatte durchwegs das Gefühl, auf einem zuverlässigen und sicheren Rad zu sitzen. Sowohl Verarbeitung und Fahrgefühl sind das, eines hochwertigen Rades. Bremsen und Schaltung funktionieren exakt und rasch, wie es sein soll. Die Unterstützung durch den Motor ist so umgesetzt, dass sie zuverlässig funktioniert, ohne aufdringlich zu sein. Die gesetzlich vorgeschriebene Begrenzung von 25 km/h setzt zuverlässig ein.

Die Bosch-E-Bike-Systeme, das auch das KTM-Bike nutzt, sind mit verschiedenen Akkuvarianten erhältlich. Die PowerPacks gibt es in den Modellen 300, 400 und 500. Je nach genauem Typ des Motors ergeben sich dadurch unterschiedliche Reichweiten. Bei unserem Test haben wir die Performance Line mit dem Power Pack 500 genutzt.

Laufzeit

Allgemein gültige Aussagen zur Reichweite zu treffen, ist bei E-Bikes enorm schwierig, da sie von zahlreichen verschiedenen Faktoren abhängt. Neben Ausgangsbedingungen wie Gewicht des Bikes und des Fahrers sind noch zahlreiche Variable wie etwa Gelände, Reifendruck, Gegenwind, Temperatur oder andere Faktoren ausschlaggebend. Laut Bosch kommt man, je nach Bedingungen, mit dem Test-Setup auf eine Reichweite zwischen gut 100 und 200 Kilometer - im Eco-Fahrmodus. 200 Kilometer wird man in der Praxis allerdings nur in den seltensten Fällen schaffen. Im futurezone-Test kam ich im dem Bike mit einer Akkuladung innerhalb Wiens zwischen 50 und 70 Kilometer weit. Je nachdem wie viel man fährt, muss man es also nicht jeden Tag aufladen. Das Laden der 500-Variante dauert 4,5 Stunden. Das Ladegerät ist relativ kompakt, so, dass man es ab und zu auch mitzunehmen.

Im Vergleich zu früher ausprobierten E-Bikes hatte ich beim aktuellen Test wenig Probleme mit der Reichweite. Das Laden von Akkus gehört heutzutage außerdem zum Alltag, auch, wenn längere Laufzeiten natürlich immer wünschenswert wären. Den Ladestand kann man beim Bosch-System sowohl am Display als auch per LED-Anzeige direkt am Akku ablesen.

Fazit

Das KTM Macina Style 10 P5+ ist derzeit wohl eines der besten E-Bikes, die man bekommt. Das hat jedoch auch seinen Preis: Die unverbindliche Preisempfehlung des getesteten Modells liegt bei 3499 Euro. Dafür bekommt man jedoch einerseits ein hochwertiges und andererseits auch durchwegs modernes Rad mit neuester E-Bike-Technik.

Das Nyon-System mit Farbdisplay und optionaler Handy-Anbindung ist eine nette Ergänzung und Spielerei. Das heißt jedoch nicht, dass ich es in der Praxis nicht zu schätzen gewusst habe. Selbst als regelmäßiger Radfahrer ist man - gerade in der Stadt - dennoch immer wieder auf eine Karte oder ein Navi angewiesen, um die richtige Gasse oder Straße zu finden. Jenes direkt am Lenker zu haben ist auf jeden Falll praktisch. Die Technologie kommt übrigens nicht nur bei KTM zum Einsatz, Bosch beliefert auch andere E-Bike-Hersteller mit Elektronik.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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