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Garmin Instinct Esports im Test: Den Puls ins Internet streamen

Die Garmin Instinct hat den Vibe einer Casio G-Shock. Groß, Kunststoff, stabil, 90er-Jahre Design. Mit 17 verfügbaren Varianten scheint Garmin ebenfalls der Casio-Idee zu folgen: Für jeden gibts eine passende G-Shock – oder in diesem Fall Instinct.

Nach einer eigenen Versionen für Soldaten und Surfer ist jetzt Variante 18 der Instinct verfügbar: die Instinct Esports (315 Euro bei Amazon). Garmin verspricht auf seiner Website, dass die Instinct Esports „die GPS-Smartwatch für Gaming-Enthusiasten“ ist: „Mit der Instinct Esports vervollständigst du dein perfektes Gaming Setup.“

Ich habe getestet, was sie kann, was nicht und was eine Sportuhr zur Gaming-Smartwatch machen soll.

Selbe Instinct, neue Farbe

Rein äußerlich ist die Instinct Esports wie jede andere Instinct auch. Eher groß und wuchtig, kreisrundes Element im Display, 90er-Jahre Flair. Der Unterschied im Design im Vergleich zu den anderen Instinct-Varianten: Sie ist schwarz mit roten Elementen – statt etwa Schwarz mit Schwarz oder Rot mit Schwarz. Garmin beschreibt die Farbkombination auf der Website so: „Der stylische und dynamische Look wurde speziell für die Spieler dieser Welt entwickelt.“

Das Standard-Watchface der Instinct Esports unterscheidet sich minimal von den anderen Instincts. Es zeigt links oben im Datenfeld den Puls und rechts unten einen Spielecontroller. Die Zahl daneben zeigt an, wie viele Stunden in der Woche der Esports-Modus benutzt wurde.

Die Akkuanzeige ist immer noch nur ein Balkendiagramm, anstatt eine Prozentanzeige. Ich frage mich ob Garmin jemals einsehen wird, dass Menschen, die ihren Schlaf, Puls, die Gaming-Aktivitäten und sportliche Tätigkeiten präzise tracken wollen, auch eine konkrete Anzeige haben wollen. Stattdessen kriegt man ein Icon mit 5 Balken, bei dem man am Ende nicht weiß, ob der Akku zu 20 Prozent oder 2 Prozent geladen ist.

Die restlichen Watchfaces sind nicht besonders hübsch, aufgrund des runden Elements, das immer einen Teil des Displays in Anspruch nimmt. Mehr dazu und über die Grundfunktionen der Instinct-Smartwatches könnt ihr in meinem Test der Instinct Tactical hier nachlesen.

Da die Smartwatch im Grunde dieselbe ist, werde ich im Rest des Artikels nur auf die Unterschiede eingehen.

Der Esports-Modus

„Analysiere deine Gaming-Performance über ein spezielles E-Sport-Aktivitätsprofil“ steht auf der Garmin-Website. Dazu startet man den Esports-Modus auf der Uhr, der bei den Aktivitäten ganz oben ist. Solange er läuft wird Uhrzeit, Puls, Timer und der Stress-Level angezeigt. Der Stress-Level wird anhand der Intervalle zwischen den Herzschlägen berechnet. Je höher die Variabilität ist, desto höher der Stress-Level. Ein gleichmäßiger Puls sorgt für einen niedrigen Stress-Level.

Nach dem Beenden des Esports-Modus kann die Aktivität in der Begleit-App am Smartphone angezeigt werden. Dort sieht man dann die Gesamtzeit, die durchschnittliche Herzfrequenz, die maximale Herzfrequenz und den durchschnittlichen Stress-Level.

Mit Daten alleine gelassen

Wie man anhand davon die „Gaming-Performance“ analysieren soll, überlässt Garmin den Nutzern. Immerhin kann man sich noch den Verlauf von Puls und Stress in einer Timeline auf die Minute genau ansehen. Man muss sich allerdings erinnern, wann genau was im Spiel passiert ist, um einen Ausschlag in der Kurve dann zuordnen zu können. Bei einer 2-stündigen Gaming-Session kann das schwierig sein.

Das Problem, dass Garmin die User mit den Daten alleine lässt, zieht sich durch die restlichen Funktionen. So wird auf der Website mit den Worten „auch Champions brauchen Erholungsphasen“ eine „detaillierte Schlafanalyse“ versprochen. Ja, man sieht die Schlafphasen nach leicht, tief und REM sortiert, sowie die Schlafzeit, aber erhält keine Information, ob das normal, gut oder schlecht ist. Es ist eine Aufzeichnung, aber keine Analyse.

„Bringe dein Spiel auf das nächste Level. Dank umfangreicher Sportfunktionen erhältst du Unterstützung beim Aufbau deiner körperlichen Fitness und bleibst so auch bei intensiven Spielen konzentriert.“ Nein, man erhält keine Unterstützung. Ja, man kann die vielen Tracking-Funktionen für Sport nutzen (warum fehlt immer noch Basketball?) aber es gibt keine Coaching-Funktion. Und wie mein Krafttraining mich bei „intensiven Spielen konzentriert“ hält, nur weil ich dabei jetzt eine Smartwatch trage, sagt mir Garmin auch nicht.

Garmins Softweare STR3AMUP!

Streaming

Da die von Garmin versprochene Analyse für Gaming also de facto nutzlos ist, reduziert das den Esports-Modus auf 2 Funktionen: Die Echtzeit-Anzeige von Puls und Stress – falls man während des Zockens lieber aufs Handgelenk als auf den Monitor schaut – und das Live-Streaming der Vitalwerte.

Dazu muss Garmins Software „STR3AMUP!“ am Computer installiert und dort Bluetooth aktiviert werden. In der Software wählt man aus, welche Werte als Overlay angezeigt werden sollen (Herzfrequenz, Stress, Body Battery) und eine von 8 Farben für Vorder- und Hintergrund der Grafiken. Es gibt 4 Arten für das Overlay, aber alle haben denselben Grafikstil. Die Icons für die Werte lassen sich nicht ändern. Passt das nicht zum Stil des eigenen Streaming-Kanals, hat man Pech gehabt.

Zusätzlich können noch für die 3 Werte Overlays aktiviert werden, die beim Überschreiten eines Schwellenwerts eingeblendet werden. Steigt der Puls auf über 120, kann ein brechendes Herz eingeblendet werden. Wenn die verwendete Streaming-Programme das unterstützen, können die Schwellenwerte Shortcuts auslösen (Ctrl+Shift+F9, F10, F11), die dann wiederum Sounds abspielen oder Videoeffekte aktiveren.

Sind alle Einstellungen getroffen, erstellt man das Overlay. Dies wird als Fenster angezeigt mit grünem Hintergrund. So kann man es mittels Chroma-Key-Effekt im Streaming-Programm nutzen. Mit Streamlabs OBS hat das gut geklappt. Garmin empfiehlt noch XSplit und OBS Studio. Einziges Problem beim Testen: Die Uhr zeigt zwischendurch öfter eine Weile den Stress-Level nicht mehr an, obwohl sie gut am Handgelenk sitzt.

Und so sieht es aus, wenn man beim Solitär-Streaming seine Vitalwerte mitüberträgt

Lange Akkulaufzeit, harte Tasten

Beim Spielen selber stört die Instinct Esports nicht. Das Gummiband ist ausreichend flexibel, das Gewicht der Uhr fällt nicht unangenehm auf. Allerdings sind die Tasten für die Bedienung eher hart zu drücken. Das ist bei Outdoor-Aktivitäten die mit Schweiß, Nässe oder Handschuhen verbunden sind ganz gut, Gaming ist aber üblicherweise keine grobmotorische Tätigkeit. Wenn man mit einer Gaming-Tastatur mit niedrigem Hub und einer Gaming-Maus mit leicht reagierenden Tasten spielt, wirkt der Kraftaufwand, um die Uhr während einer Spielesession zu bedienen, noch viel höher als er ohnehin ist.

Immerhin zeigt die Instinct Esports Durchhaltevermögen. Bei einer Alltagsnutzung mit Schlafaufzeichnung, Gaming und dazwischen der Aufzeichnung von 2 bis 3 Trainingseinheiten, hält der Akku 6 bis 7 Tage. Spielt man intensiv und nutzt vermehrt den Esports-Modus und Streaming, wird der Akku stärker beansprucht und die Laufzeit sinkt entsprechend.

Fazit

Die Garmin Instinct Esports ist, wie auch die anderen Instinct-Modelle, eine schöne Allround-Sportuhr mit smarten Funktionen im 90er-Jahre-Look. Treibt man ohnehin Sport und will Notifications aufs Handgelenk bekommen, kann die Instinct Esports interessant sein, um zusätzlich Streams aufzupäppeln.

Die vielen Versprechen, die Garmin aber auf seiner Website abgibt und andeutet, werden nicht gehalten. Man bekommt keine Analyse, man hat keinen E-Sports-Trainer am Arm und man wird nur durch die Nutzung der Uhr weder körperlich noch spielerisch fitter. Zudem passt die Haptik nicht zum Gaming.

Wenn man nicht unter allen Umständen seinen Puls auf Twitch streamen will, sollte man die 300 Euro lieber in relevanteres Gaming-Zubehör, wie Headset, Tastatur oder Maus, investieren.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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