© Thomas Prenner

Produkte

Samsung Galaxy Watch 3 im Test: Die beste Smartwatch für Android

Wenn es um Smartwatches geht, haben es Android-User nicht einfach. Abseits des Sport-Bereichs, der etwa von Garmin oder Fitbit recht gut bedient wird, ist die Auswahl alles andere als prickelnd. Googles hauseigenes Wearble-Betriebssystem Wear OS befindet sich etwa seit Jahren im Wachkoma. 

Eine der wenigen zuverlässigen Adressen war zuletzt Samsung. Die Galaxy-Watch-Uhren setzen auf die hauseigene Tizen-Software sowie über eine gemischte Bedienung aus Touchscreen und physischen Tasten sowie einer drehbaren Lünette. Wir haben die neue Galaxy Watch 3 getestet. 

Äußeres und Display: Top

Gab es eine Sache, die mich an den ersten Smartwatches (abseits der Pebble) gestört hat, war es ihre Größe. Oft waren sie so schwer und groß, dass sie an normal gebauten Handgelenken fast schon comic-haft groß wirkten. Diese Zeiten sind nun glücklicherweise vorbei, Smartwatches tragen nicht mehr so stark auf. Klein sind die Uhren aber dennoch nicht. 

Die 45mm-Variante der Galaxy Watch ist für mein Handgelenk gerade so passend. Mit einem Gewicht von knapp 54 Gramm ist sie auch nicht unangenehm schwer. Die Verarbeitung ist durchwegs sauber und schön. Angefangen vom beigelegten Lederband bis hin zum Stahlgehäuse und den Tasten, alles ist stabil, wertig und wirkt langlebig. Der Drehmechanismus der Lünette ist nicht wackelig, beim Drehen klickt es - das Geräusch könnte man mit dem Ticken einer Uhr vergleichen. 

Anhand der runden Anzeige merkt merkt man, dass Samsung etwas von Displays versteht. Die Auflösung beträgt 360 x 360 Pixel, der Screen ist äußerst hell, die Kontraste stark und die Farben kräftig. So sieht man auch draußen alles, was auf der Uhr angezeigt wird. Probleme mit meinen polarisierten Sonnenbrillen - von denen andere Tester berichten - konnte ich keine feststellen.

Bedienung: Drehwurm

Wie eingangs erwähnt, setzt Samsung bei der Galaxy Watch auf das hauseigene Tizen. Die Uhr wird aktuell mit Tizen 5.5 ausgeliefert. Die grafische Benutzeroberfläche ist OneUI in der Version 2.0. 

Bedient wird abgesehen vom Touchscreen über 2 Knöpfe an der rechten Gehäuseseite sowie über die drehbare Lünette. Das Benutzermenü ist recht simpel und intuitiv aufgebaut. Der “Homescreen” ist das Watchface bzw. Ziffernblatt. Per Lünette kann man sich dann durch verschiedene Seiten blättern, die man je nach Wunsch konfigurieren kann. So kann man sich entweder Benachrichtigungen, Wetter, Sport oder eine Übersicht aller Apps einstellen. Konfiguriert wird das entweder direkt auf der Uhr oder über die dazugehörige App. 

Je nach Widget oder App verläuft die weitere Bedienung über den Touchscreen. Jener ist etwas tief in den Rahmen eingelassen, was gerade das “Swipen” etwas erschwert. Insgesamt reagiert er aber dennoch flott und so, dass er im Alltag ohne große Schwierigkeiten genutzt werden kann. 

Die Apps: Viel geht, viel nicht

In Sachen Watchfaces liefert Samsung eine Reihe von vorkonfigurierten Varianten und deckt damit sehr viele verschiedene Herangehensweisen ab: Vom vollgestopften, informationsbeladenen Sport-Digital-Watchface bis hin zur minimalistischen analogen Anzeige ist alles dabei. Wer mit der Standard-Auswahl nicht zufrieden ist, kann im Samsung Store aus einer schier unendlichen Zahl an Drittanbieter-Watchfaces wählen. Jene sind aber oft kostenpflichtig, oder schlichtweg nicht gut. 

Die Galaxy Watch 3 bietet out-of-the-box einen Großteil der Funktionen, die man sich von einer Smartwatch wünscht. Dazu zählen verschiedene Tracking-Features für Sport, Zugriff auf Messages, die Wettervorhersage oder ein Kalender. Gut funktionieren auch die Benachrichtigungen. Am Handy kann man konfigurieren, welche Apps Benachrichtigungen an die Uhr weiterschicken dürfen. Von der Uhr aus kann man dann per Touchscreen vordefinierte Antworten oder Emojis auswählen. Auch kann man per Diktierfunktion eine Antwort ansagen. 

Samsung-Jünger

Im Vorteil sind Nutzer eines Samsung-Smartphones, da die hauseigenen Smartphone-Apps naturgemäß die beste Unterstützung auf der Watch haben. Aber auch einige Samsung-fremde Apps werden standardmäßig gut unterstützt - wie etwa Spotify.

Etwas mühsam wird es dann, wenn man andere Apps nutzt und auch nicht vor hat, umzusteigen. Zwei Beispiele sind in meinem Fall etwa die Google-Apps YouTube Music und Google Keep. Offizielle App-Unterstützung auf der Watch ist Fehlanzeige und auch Drittanbieter-Lösungen gibt es keine. Immerhin unterstützt die Uhr die in Android integrierte Mediensteuerung, über die man zumindest jede Musik-App auf dem Smartphone steuern kann. 

Als großen Nachteil empfinde ich allerdings das Fehlen einer Karten- oder Navigations-App. Google Maps gibt es nicht, Samsung hat keine Alternative und die Drittanbieter-Apps im Samsung Store sind eine Katastrophe. Gerade bei dem schönen, hellen Farbdisplay wäre das Navigieren mit der Uhr ein naheliegendes, praktisches Feature. 

Ebenfalls ärgerlich ist das Fehlen eines Bezahldienstes. Während man mit Apple Watches und Garmin Smartwatches hierzulande mittels NFC einfach an Bankomat-Terminals bezahlen kann, geht man bei Samsung leer aus. Samsung Pay ist aktuell nicht in Österreich nutzbar. Apropos ärgerlich: Auf der Uhr ist auch Samsungs Sprachassistent Bixby vertreten. Im Vergleich zum Google Assistant oder Alexa versteht jener jeden zweiten Befehl nicht richtig und ist gleichzeitig auch äußerst langsam im Umsetzen. Abgesehen von ein paar Versuchen würde ich Bixby im Alltag nicht einsetzen. 

Sensoren und Sportfunktionen

Neben einem integrierten GPS-Empfänger (bzw. Glonass, Galileo und BeiDou) verfügt die Uhr noch über einen Pulsmesser. Außerdem können Blutsauerstoff (wie bei der aktuellen Apple-Watch) und VO2-Max angezeigt werden. In Sachen Sportarten gibt es kaum etwas, das die Uhr nicht unterstützt, von Klassikern wie Radfahren, Schwimmen bishin zu Zirkeltraining oder einen Ellipsentrainer. Ich bin kein exzessiver Tracker von Sportaktivitäten, ab und an zeichne ich lediglich eine Wanderung oder eine Radfahrt auf. Dafür eignet sich die Galaxy Watch sehr gut. Wer mit dem Laufen beginnen möchte, für den hat die Uhr auch einen integrierten Lauftrainer, mit dem man auf sein Ziel hinarbeiten kann. Hierbei werden sogar der Laufstil analysiert und Verbesserungsvorschläge geliefert. 

Die Messgenauigkeit bei der arteriellen Sauerstoffsättigung hat mich nicht ganz überzeugt. Ich habe die gemessenen Werte dabei mit einem handelsüblichen Pulsoximeter für den Finger von der Firma Beurer verglichen. Ein gesunder Mensch sollte hier einen Wert zwischen 94 und 99 aufweisen.

Mit dem Beurer-Oximeter lagen meine Werte bei rund 10 Messungen immer zwischen 97 und 98 Prozent. Die Samsung-Uhr war bei zeitgleichen Messungen sprunghafter. Mit ihr habe ich zuerst 96, dann 93 und schließlich wieder 97 gemessen. Dabei zeigte sich auch, dass man die Uhr fast schon grenzwertig fest an das Armgelenk schnallen muss, damit die Blutsauerstoffmessung nicht mit einem Fehler abbricht. Zumindest bei dem gemessenen Puls deckten sich die beiden Geräte nahezu jedes Mal. 

Pro und Contra

Pro

  • Verarbeitung: Gehäuse und Optik machen etwas her  
  • Bedienung: Gute Mischung aus Knöpfen und Touch
  • Display: Helle, schöne Anzeige
  • Sensoren und Chips: Von WLAN bis hin zu Sauerstoff

Contra

  • Bezahlen: Samsung Pay funktioniert in Österreich nicht
  • App-Auswahl: Manche Dinge fehlen, wie etwa Navigation
  • Akku: Zwei Tage Akkulaufzeit sind wenig

Hardware und Akku

Neben GPS und den Gesundheitssensoren verfügt die Uhr noch über WLAN und kann in bekannten Netzen somit auch ohne verbundenes Handy genutzt werden. Auch kann man auf der Watch Musik speichern und per Bluetooth-Kopfhörer abspielen. Praktisch, wenn man ohne Handy laufen gehen möchte. 

Im Inneren arbeitet ein Exynos 9110 Prozessor mit 1 GB Arbeitsspeicher. Der interne Speicher für Musik und Apps beträgt 8 Gigabyte. Ohne Musik darauf gespeichert zu haben, waren bei mir 3,75 GB davon belegt. 

Der Akku hält laut Samsung bis zu 2 Tage durch, ein Wert, den ich auch in der Praxis bestätigen kann. Mit Always-on-Display kommt man nur auf etwa 1,5 Tage. Geladen wird per beiliegendem drahtlosen Ladeadapter. Jener wird magnetisch an der Rückseite der Uhr montiert und via USB mit Strom versorgt. Alternativ kann die Uhr auch über Samsung-Smartphones geladen werden, die Wireless PowerShare unterstützen. Dabei legt man die Uhr einfach auf die Rückseite des Handy-Gehäuses und lädt sie so. Das Laden verweigert hat die Uhr übrigens bei einem Drahtlos-Ladepad eines Drittanbieters.

Fazit

Die Samsung Galaxy Watch 3 ist eine Smartwatch, die vor allem durch Verarbeitung, Display und ihrem wirklich ausgezeichneten Bedienkonzept punkten kann. Die Kombination aus Touch und physischen Tasten funktioniert im Alltag einfach in den meisten Situationen hervorragend. Bei alltäglichen Dingen wie dem Betrachten von Benachrichtigungen am Handgelenk oder dem Steuern von Musik macht der Galaxy Watch so schnell niemand was vor. Und Gelegenheitssportler werden mit dem Tracking ebenfalls zufrieden sein. 

Allerdings: Die App-Auswahl abseits von Samsung-Software ist dürftig, besonders das Fehlen einer vernünftigen Navigationsfunktion stört, genauso wie der Umstand, dass Samsung Pay nicht in Österreich genutzt werden kann.  Und auch Bixby ist immer noch mehr oder weniger unbrauchbar. Auch könnte die Akkulaufzeit länger sein und eine Unterstützung von generischen Drittanbieter-Ladepads wäre ebenfalls wünschenswert. 

Dass die Galaxy Watch 3 trotz dieser Schwächen die beste Smartwatch-Wahl für Android-User ist, sagt aber auch etwas über den Markt aus, der noch ein bisschen starke Konkurrenz vertragen könnte.

Die Galaxy Watch 3 ist ab sofort verfügbar. Die 41mm-Variante gibt es in den Farben Bronze und Silber um 429 Euro. Mit LTE-Funktion kostet sie 479 Euro.

Die 45mm-Version gibt es in Schwarz und Silber. Sie kostet 459 Euro. Mit LTE ist sie um 509 Euro verfügbar.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

mehr lesen
Thomas Prenner

Kommentare