Wasserstoffgenerator aus Österreich liefert mobilen, grünen Strom
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Portable Dieselaggregate sind ein gewohntes Bild: Auf Feiern an abgelegenen Orten, auf Baustellen und als Notstrom-Lieferant rumpeln sie vielerorts vor sich hin. Eine effiziente, grüne Alternative gibt es bisher nicht. 3 Firmen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz wollen das ändern.
Innerhalb von 13 Monaten haben Test-Fuchs, SFC Energy und Auto AG ihren Wasserstoffgenerator H2Genset konzipiert und entwickelt. Test-Fuchs aus Niederösterreich übernimmt die gesamte Planung, Montage und Abwicklung, inklusive Vernetzung. SFC Energy aus Deutschland steuert seine Expertise über Brennstoffzellen bei und die Schweizer Auto AG bringt ihr Wissen über Wasserstoff-Lkw ein. Vertrieben werden die Prototypen derzeit vor allem in der DACH-Region.
Groß aber sauber
So handlich wie ein Dieselaggregat sind die H2Gensets nicht, dafür lassen sie sich ohne Abgase betreiben. Sie passen auf einen Pkw-Anhänger und laufen dort bis zu 48 Stunden mit 5 Kilowatt. Die meisten Dieselaggregate laufen bei dieser Leistung mit einer Tankfüllung um die 8 Stunden. Ein Stromsystem ist keine Option, da es um ein Vielfaches teurer und schwerer wäre.
Auftanken kann man die Behälter der H2Gensets an Wasserstofftankstellen oder mit entsprechenden Gasflaschenbündeln. Gerade der Wasserstofftank ist aber auch der Grund, warum man angesichts der Größe eine eher geringe Leistung gewählt hat: „Wenn man eine riesige Anlage aufstellt, braucht man dafür Lkw-Ladungen an Wasserstoff“, erklärt Michael Schilling von Test-Fuchs der futurezone. Dann bleibe der Nachhaltigkeitsaspekt aber wieder auf der Strecke.
Auch die Sicherheit von Wasserstofftanks wird immer wieder infrage gestellt. Laut Schilling ist der Generator „ein absolut sicheres, dem Stand der Technik entsprechend durchdesigntes Produkt“.
Leiser Strombringer
Die Anwendungsfälle sind vielfältig. Vor allem auf kleinen bis mittelgroßen Events ohne Gastronomie und auf Baustellen wird H2Genset eingesetzt. Neben der Umweltfreundlichkeit hat sich noch ein weiterer Vorteil gezeigt: Der Generator macht so gut wie keinen Lärm. „Wir hatten zum Projektstart nicht auf der Agenda, dass das Gerät keinen Lärm macht. Das war für uns ein Aha-Erlebnis“, sagt Schilling. Gerade auf Events, bei denen Reden gehalten werden oder auf Baustellen in der Stadt, wurde das von den Testern gelobt.
Schilling sieht das H2Genset aber auch als Lernplattform. Wer sich mit dem Thema Wasserstoff auseinandersetzen möchte und Strategien für den Umstieg auf die Technologie entwickeln will, kann sich den Generator unkompliziert mieten und mehr über die nötige Infrastruktur lernen.
„Kein Greenwashing“
Doch keine neue Technologie bleibt ohne Herausforderungen. Die größte Frage für die Konsument*innen stellt sich bei der Beschaffung von grünem Wasserstoff. Dieser ist noch Mangelware, auch wenn die Betreiber mit Produzenten in Austausch sind und bei der Vermietung Hilfestellung geben.
Was bedeuten die "Farben" von Wasserstoff?
Wasserstoff gilt zwar als umweltfreundlich, seine Herstellung ist es aber nicht immer. Denn dafür werden große Mengen Energie benötigt. Je nachdem, woher der Strom dafür stammt, wird der Wasserstoff in Klassen eingeteilt:
- „Grün“ bedeutet, dass der Wasserstoff aus erneuerbaren, sauberen Energien, wie Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft, durch Elektrolyse produziert wird
- Als „Grau“ gilt jener, der aus Erdgas (Methan) hergestellt wird. CO2 ist ein Nebenprodukt dieses Vorgangs.
- Eine Abstufung ist der „blaue“ Wasserstoff. Hier wird das CO2 nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern beispielsweise im Boden gebunden.
- „Schwarzer“ Wasserstoff wird aus Kohlekraft gewonnen, „roter“ Wasserstoff aus Atomkraft und „gelber“ aus dem Strommix des öffentlichen Netzes.
Letztere haben aufgrund ihrer Nebenprodukte und der Umweltbelastung keine Zukunft. Grüner, grauer und blauer Wasserstoff hat das meiste Potenzial.
Österreich sieht im Rahmen der Klimaneutralität vor, dass bis 2040 die Produktion von Wasserstoff klimaneutral sein soll. Wien Energie betreibt bereits eine Wasserstofftankstelle, die nur „grün“ ist.
„Wir wollen kein Greenwashing betreiben. Wir sehen grauen Wasserstoff derzeit noch als Brückentechnologie, bis grüner Wasserstoff flächendeckend produziert wird“, sagt Schilling.
Was aber bislang aber sowohl in Österreich als auch in anderen europäischen Ländern fehle, sind einheitliche Regelungen für Wasserstoffaggregate. Bisher haben die H2Gensets nur Prototypen-Zulassungen, denn eine offizielle Zulassung zu erhalten ist kompliziert. Teils weichen die Vorgaben und Normen bereits von Bundesland zu Bundesland voneinander ab, teils fehlen Regulierungen. Das gestaltet die Markteinführung schwierig.
Bis zum 2. Quartal 2023 sollen daher zunächst weitere Prototypen produziert und getestet werden, sagt Schilling. Dann sollen 10 bis 20 weitere Generatoren verfügbar sein.
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