Nokia Lumia 2520 im Test: Eine rutschige Angelegenheit
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Das wenig geliebte Windows RT bekommt einen Aufschwung. Mit dem Nokia Lumia 2520 steigt die Anzahl der aktuellen Geräte um 100 Prozent. Denn bisher ist das Surface 2, vom zukünftigen Nokia-Besitzer Microsoft, das einzige Windows-RT-Gerät der zweiten Generation.
Während Surface 2 durch das brave Design, den Standfuß und den zwei optionalen Tastatur-Covers eher als Notebook-Ersatz für das Arbeiten gedacht ist, ist das Lumia 2520 ein klassisches Tablet. Dass der Spaß im Vordergrund steht, beweist das knallrote Plastikgehäuse. Wer es weniger auffällig will, kann zur schwarzen Version greifen.
Rutschig
Das Design des 2520 ist von den Lumia-Windows-Phones bekannt. Die Kanten des Plastikrahmens sind gut abgerundet. Scharf wird es nur, wenn man mit den Fingern in die Kopfhörerbuchse oder den Micro-USB-Anschluss gerät. Die Ecken sind ebenfalls abgerundet aber immer noch etwas spitz. Hält man das Tablet für längere Zeit in der Hand ohne umzugreifen, können die Ecken unangenehm Druck auf die Handflächen ausüben.
Unschöne Spalten zwischen Gehäuse und Display-Glas gibt es kaum. Nur in den gewollten Öffnungen für die zwei Front-Lautsprecher und das Mikrofon kann sich Schmutz ansammeln.
Wie auch schon bei den Lumia Smartphones hat das glänzende Plastikgehäuse Nachteile. Es ist ziemlich rutschig und Fingerabdrücke und Schmierspuren sind deutlich darauf sichtbar. Durch das eher hohe Gewicht von 615 Gramm (Surface 2: 680 Gramm, iPad Air LTE: 478 Gramm) wirkt das 2520 robust. Hält man es allerdings im Querformat merkt man, dass es sich einfach biegen lässt, was der gefühlten Robustheit nicht förderlich ist.
Ein weiterer Nachteil ist, dass das Plastikgehäuse zwar stimmig aussieht, aber auch aufträgt. Der schwarze Rand zwischen Display und Gehäuse ist ohnehin schon groß, das Plastikgehäuse fügt nochmal gut 3 mm zu den Dimensionen auf jeder Seite hinzu.
Gutes Display
Das Lumia 2520 hat das derzeit beste Display aller Windows-RT-Geräte – was anhand der sehr überschaubaren Konkurrenz nicht verwunderlich ist. Es hat 10,1 Zoll, sehr gute Betrachtungswinkel und ist mit 650 nits eines der hellsten Displays aller 10-Zöller. Dadurch ist es auch für den Außeneinsatz gut geeignet, solange man nicht in der prallen Sonne sitzt. Selbst das hellste Display kommt nicht gegen die Spiegelung an einem strahlend-sonnigen Tag an.
Abgesehen von der üblichen Spiegelung verschmutzt das Gorilla Glass des Displays ungewöhnlich stark. Beim Lumia 2520 wird man öfters zu Mikrofasertuch greifen müssen. Die Schärfe des FullHD-Displays überzeugt. Um Treppchen-Effekte und einzelne Pixel zu entdecken, muss man schon unüblich nahe mit den Augen ans Tablet.
Backlight Bleeding
Die Farben sind kräftig, ohne übersättigt zu sein und wirken dadurch natürlich. Im direkten Vergleich sieht das Surface 2, im wahrsten Sinne des Wortes, blass aus. Von der Perfektion ist das Display des 2520 aber noch ein Stück entfernt. Weiß ist etwas gelbstichig. Schwarz ist gut für ein LC-Display aber nicht Tiefschwarz wie bei einem AMOLED-Display.
Je höher die Helligkeit, desto gräulicher wird Schwarz, was durchaus normal ist. Durch die hohe Helligkeit hat das Lumia 2520 aber auch ein starkes Backlight Bleeding – an den Rändern strahlt die Hintergrundbeleuchtung sichtbar stärker. Besonders auffällig ist dies beim der futurezone vorliegenden Testgerät in der linken oberen Ecke. Sogar bei der Darstellung von hellen Farbflächen nimmt man diese Stelle als Verfärbung wahr.
Anschlüsse
Im Gegensatz zum Surface 2 hat das 2520 keinen vollwertigen USB-Anschluss. Stattdessen befindet sich ein Micro-USB-Anschluss 3.0 (abwärtskompatibel) und ein Micro-HDMI-Anschluss an der rechten Seite.
Die Kopfhörer-Buchse befindet sich an der linken Seite. Ebenfalls links ist die 2,5mm-Ladebuchse. Der dünne Ladestecker weckt Erinnerungen an alte Nokia-Handys. Das Ladegerät selbst ist ungewöhnlich groß für ein Tablet. Die Größe entspricht der eines aktuellen MacBook 45-Watt-Netzteils.
An der Oberseite ist ein gemeinsamer Slot für die Micro-SIM und Micro-SD-Karte, der mit dem mitgelieferten Tool (oder einer aufgebogenen Büroklammer) geöffnet wird. An der Unterseite ist der Anschluss für das optionale Tastaturdock (UVP 199 Euro). Dieses hat zwei vollwertige USB-Anschlüsse und verlängert die Akkulaufzeit um bis zu fünf Stunden. Nokia konnte das Tastaturdock leider nicht zum Testen zur Verfügung stellen.
Windows RT
Als Betriebssystem kommt Version 8.1 von Windows RT zum Einsatz. Im Gegensatz zu den vielen anderen Tablets mit regulären Windows 8, kann man nur speziell für RT-entwickelte Apps nutzen. Auch fehlen für RT einige Apps, die es mittlerweile schon auf Windows Phone gibt, wie etwa Spotify.
Dafür ist beim 2520, wie auch beim Surface 2, Office mit Outlook, Word, Excel PowerPoint und OneNote vorinstalliert. Von Nokia kommt noch Here Maps dazu, das auch die Navigation mit Offline-Karten unterstützt. Als Spotify-Ersatz gibt es Nokia Musik, das in einer Basisversion kostenlos genutzt werden kann. Seltsam ist, dass die App am 2520 noch Nokia Musik heißt, obwohl der Dienst in MixRadio umbenannt wurde und auch unter diesem Namen im Store zu finden ist.
Mit Storyteller ist noch eine Fotoalbum-App von Nokia vorinstalliert. Nokia hat dem 2520 auch eine eigene Kamera-App verpasst. Im Gegensatz zur normalen Kamera-App ist hier Touch-Fokus verfügbar. Das Bildverhältnis kann von 16:9 auf 4:3 umgeschaltet werden, ansonsten gibt es keine Optionen. Die Aufnahmen der 6,7-Megapixel-Kamera sind mäßig, die Farben sind etwas zu blass und leicht unscharf.
Leistung
Eine der größten Stärken von Windows RT ist die Akkulaufzeit. Bei automatischer Helligkeit hat das 2520 gut zehn Stunden durchgehalten. Reduziert man die Helligkeit und nutzt nur WLAN statt 4G, sind bis zu dreizehn Stunden möglich. Ein Vorteil des großen Ladegeräts: Innerhalb einer Stunde wird das 2520 auf 80 Prozent geladen.
Die Qualcomm Snapdragon 800 CPU und 2 GB RAM sorgen meist für verzögerungsfreies Arbeiten und Spielen am 2520. Pinch to Zoom in Here Maps und bei hochauflösenden Fotos funktioniert ebenso problemlos wie bei Websites im Browser. Wobei hier der Internet Explorer immer noch einen Tick länger braucht um die Schriftart nachzuschärfen als Safari am iPad oder Chrome auf einem Android-Tablet.
Lediglich die Aktion nach dem Drücken der Windows Softtouch-Taste ist gelegentlich verzögert. Das 2520 vibriert zwar, was das Drücken der Taste bestätigt, bis zur zuletzt genutzten App oder der Kachel-Ansicht gewechselt wird, können aber mehrere Sekunden vergehen. Im schlimmsten Fall dauerte es von der Kachel-Ansicht zu einem leeren Word-Dokument 22 Sekunden. Allerdings muss man nicht so lange warten: Drückt man nochmals die Windows-Taste, wird meistens gleich gewechselt.
Das Lumia 2520 ist ein ordentlicher Krachmacher. 50 Prozent der maximalen Lautstärke ist bereits sehr laut. Alles darüber ist nur zu empfehlen, wenn man Arbeitskollegen oder Gäste in öffentlichen Verkehrsmitteln zur Weißglut bringen will. Die Tonqualität nimmt zudem ab 50 Prozent der Gesamtlautstärke deutlich ab.
Fazit
Will man ein aktuelles Windows-RT-Tablet haben, das kein Surface 2 ist, muss man zum Lumia 2520 (UVP: 749 Euro, 32GB) greifen. Ist das Betriebssystem sekundär, kann das Tablet hauptsächlich Freiluftfreunde mit seinem sehr hellen Display begeistern. Alternativen mit 4G-Modem sind etwa das iPad Air (689 Euro, 32GB), Amazons Kindle Fire HDX 8.9 (529 Euro, 32GB) und das wasserfeste Android-Tablet Sony Z2 (649 Euro, 16GB). Eine günstigere WLAN-Version des Lumia 2520 ist für Österreich noch nicht angekündigt.
Modell:
Nokia Lumia 2520
Betriebssystem:
Windows RT 8.1
Maße und Gewicht:
267 x 168 x 8,9 mm, 615 Gramm
CPU:
Snapdragon 800, Quad-core 2,2 GHz
RAM:
2 GB
Bildschirm:
1.080 x 1.920 Pixel (218 PPI)
Speicher:
32 GB (per Micro-SD um bis zu 64 GB erweiterbar)
Akku:
8.120 mAh
Sonstiges:
WLAN a/b/g/n, Bluetooth 4.0, A-GPS, A-GLONASS, NFC, Micro-USB 3.0, Micro-HDMI, Kopfhörerbuchse
Preis:
749 Euro (UVP)
Link:
Technische Daten auf der Website des Herstellers
Kommentare