Der Roboterhund Loona neben einem tierischen Hund.

Der Roboterhund Loona neben einem tierischen Hund.

© Jianbo

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Wo bleibt mein Roboter-Haustier?

Das Katzenklo sauber machen, das Sackerl fürs Gackerl immer dabeihaben oder den Käfig ausmisten - Haustiere haben nicht nur gute Seiten. Wie wäre es also, wenn das Haustier gar keinen Mist macht? Eines, das man gar nie füttern muss und das man ruhigstellen kann, wenn man etwas Zeit für sich braucht? Ein Roboter als Haustier, mit dem man herumtollen kann, wenn es einem gerade passt.

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Furby als kommerziell erfolgreiches Roboter-Haustier

Die ersten massentauglichen Roboter-Haustiere kamen bereits Ende der 1990er-Jahre auf den Markt. 1998 eroberte das robotische Plüschtier Furby die Kinderzimmer - ein Fantasiewesen, das einer Mischung aus Hamster und Eule ähnelt.

Ein Jahr später folgte der Roboterhund Aibo des japanischen Elektronik-Konzerns Sony. Vor allem Furby entwickelte sich zum Verkaufsschlager. In den ersten 3 Jahren wurde das Spielzeug mehr als 40 Millionen Mal verkauft.

Das war vor 25 Jahren. Seitdem hat sich die Technologie in Sachen Robotik deutlich verbessert. Sowohl Furby als auch Aibo wurden mehrmals überarbeitet.

Die Bewegungen heutiger Robo-Haustiere sind nicht mehr so abgehackt und erscheinen natürlicher. Außerdem findet man sie nicht mehr nur in Kinderzimmern. Flauschige Roboter kommen seit einigen Jahren auch in Pflegeheimen zum Einsatz, wie etwa die Robbe Paro

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Robo-Robbe für Demenzkranke

Solche Roboter leisten den oft einsamen Menschen nicht nur Gesellschaft, sondern motivieren beispielsweise Demenzkranke zu mehr Aktivität. Durch Sensoren erkennt die Robbe Berührungen und reagiert darauf mit Bewegungen und Quietschen.

“Man kann sogar bestimmte Verhaltensformen verstärken, indem man sie streichelt, und verhindern, indem man der Robbe einen Klaps gibt”, sagt Lucas Paletta, IT-Forscher bei der Joanneum Research, zur futurezone. Solche therapeutischen Roboter sind laut Paletta in den skandinavischen Ländern bereits weit verbreitet und auch in Österreich findet man sie teilweise.

Ein süßes Aussehen ist allerdings kein Garant dafür, dass sich solche Roboter durchsetzen – egal ob im Pflegeheim oder im privaten Haushalt. Eine Studie der TU Wien aus dem Jahr 2020 zeigt etwa, dass soziale Roboter bei Menschen grundsätzlich gut ankommen. Sie können ihre Umgebung über Sensoren und Kameras wahrnehmen und zeigen Emotionen, wenn man sie berührt.

Viele können auch Kunststückchen durchführen und reagieren nach einiger Zeit auf ihren Namen. Nach einigen Monaten lässt der Neuheitseffekt allerdings nach. Bereits nach nur 6 Monaten interagieren Besitzerinnen und Besitzer nur noch sporadisch mit ihrem Roboterhaustier - wenn überhaupt. 

Auch Paletta bestätigt diese Entwicklung: “Wenn gewisse Verhaltensweisen bekannt sind, ist der Roboter nicht mehr so interessant. Man gewöhnt sich daran. Es kommt allerdings auf die Zielgruppe an, die beschäftigt werden soll.” Bei Personen mit Demenz, wo die therapeutische Roboter-Robbe hauptsächlich eingesetzt wird, sei dieser Gewöhnungseffekt eher gering. 

Wissenswertes

Furby
Der Plüschroboter wurde insgesamt mehr als 58 Millionen Mal verkauft. Der Spielzeughersteller Hasbro sorgte erst 2023 für eine modernisierte Neuauflage.

Preise
Furby erhält man ab 70 Euro, Robo-Hunde gibt es ab einigen Hundert Euro.  Die Therapie-Robbe Paro kostet 5.000 Euro.

Sicherheitsbedenken
Mit ihren Sensoren und Kameras eignen sich die Geräte theoretisch für illegale Überwachung. Auch die Mikrofone von vernetzten Robotieren könnten aus der Ferne aktiviert werden.

Neue KI-Funktionen für Roboter-Haustiere

Neue Funktionen sollen das Interesse an Roboter-Haustieren wieder entfachen. Viel Hoffnung wird hier auf Künstliche Intelligenz (KI) gelegt. Durch sie werden die Geräte schlauer: Sprachbefehle werden besser verstanden und manche Entscheidungen quasi eigenständig getroffen. Die Roboter können sogar Nutzer und Nutzerinnen wiedererkennen und etwa freudig mit dem Schwanz wedeln, sobald sie den Raum betreten.

“KI kann Roboter kommunikativer machen, aber wir sind da erst am Anfang”, sagt Paletta: “Man muss aufpassen, dass das nicht zu sehr hochgejubelt wird.” So intelligent wie die neuesten Roboter-Haustiere in den Werbevideos nämlich dargestellt werden, sind sie oft gar nicht. “Auch die Videos, wo sich Robotertiere scheinbar toll bewegen, sind oft gefälscht”, so Paletta.

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Start-ups arbeiten bereits daran, robotische Haustiere zu entwickeln, die mehr können sollen als ihr tierisches Pendant. Der Roboterhund "Loona" bewegt sich etwa auf 4 Rädern fort und hat anstelle eines Gesichts ein Display mit animierten Augen, die seinen Gemütszustand anzeigen.

Er kann nicht nur eine Vielzahl an Tricks vorführen, die Sprach-KI ChatGPT verleiht ihm auch eine Stimme. Es wirkt allerdings befremdlich, wenn neben Bellen und Knurren plötzlich eine Frauenstimme aus dem Mikrofon des Roboterhundes Rezeptideen für Gerichte mit Mangos liefert.

Im Gegensatz dazu setzen die Hersteller des Roboterhaustiers Moflin auf einen minimalistischen Ansatz. Die flauschige Fellkugel, die einem Meerschweinchen ähnelt, kann lediglich ihren Kopf bewegen und Geräusche von sich geben. Der Roboter könnte als exotisches Tier durchgehen, wäre da nicht das Surren des Elektromotors, der den Kopf bewegt.

KI-Technologie soll Moflin dabei helfen, seine Emotionen wie Freude, Gelassenheit, Angst, Stress, Trauer oder Lethargie zu zeigen. Besonders praktisch ist auch, dass man das Fell zum Waschen einfach abnehmen kann.

Roboter-Haustiere sind ihrem Spielzeugstatus noch immer nicht ganz entflohen. "Solche Roboter gibt es heutzutage hauptsächlich als Begleiter für zu Hause, etwa um die Kinder zu unterhalten oder ihnen beim Lernen zu helfen", sagt Glenda Hannibal, die an der Paris Lodron Universität Salzburg an Interaktionen zwischen Menschen und Robotern forscht.

Wann lösen Roboter tierische Haustiere ab?

Mit besserer KI und Sensorik könnten sich Roboter und Lebewesen in Zukunft vielleicht immer weiter annähern. “Was aber auch wichtig ist, ist ein Gedächtnis, mit dem sich das System an frühere Ereignisse erinnern kann und es mit jetzigen Erlebnissen verknüpft”, sagt IT-Forscher Paletta. Auch das Vertrauen und die Akzeptanz der Nutzer und Nutzerinnen sind laut Hannibal entscheidend, ob sich Roboter durchsetzen werden: "Man muss sich zuerst fragen: 'Wollen wir sie überhaupt in unseren Häusern haben?'"

Bis Roboter-Haustiere ihre tierischen Vorbilder ablösen werden, wird es laut Paletta noch eine Weile dauern. “Ein echtes Lebewesen hat eine Tiefe und eine Eigenständigkeit, außerdem ist das Emotionsspektrum sehr wichtig. Für mich ist es nicht absehbar, dass ich zu meinen Lebzeiten erlebe, dass Roboter echte Haustiere ersetzen”, sagt der Forscher.

Es komme allerdings immer auf die Ansprüche an. Für manche Personengruppen - wie etwa Kinder und Senioren - kann ein Robo-Haustier bereits jetzt ein echter Freund sein.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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