
Samsung Galaxy S8+ im Test: Gesund gewachsen
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Seit zwei Jahren gibt es Samsungs Spitzenmodelle immer im Doppelpack. Das S6 und S7 wurden von den teureren Edge-Varianten begleitet, deren Displays an den Rändern gebogen waren. In der achten Generation darf auch das normale S8 ein gebogenes Display haben, was ein S8 Edge obsolet macht.
Stattdessen gibt es das S8+. Es ist nicht nur größer als das reguläre Modell, sondern mit einem UVP von 899 Euro auch teurer. Ich habe getestet, wie viel mehr Smartphone man für 100 Euro Aufpreis bekommt.
Beinahe Zwillinge
Das + beim S8+ steht für ein Upgrade in der Display-Diagonale und Größe des Akkus. Statt 5,8 Zoll gibt es 6,2 Zoll, statt 3.000 mAh sind es 3.500 mAh. Um es in Zahlen auszudrücken: Für 12,5 Prozent Aufpreis gibt einen knapp 17 Prozent größeren Akku und einen sieben Prozent größeren Bildschirm.
Kamera, Speicher, RAM, Prozessor und andere Komponenten sind vom + nicht betroffen, sondern ident mit denen des S8. Dasselbe gilt für die Software. Deshalb werde ich mich in diesem Test auf die größenrelevanten Unterschiede und den sich aufdrängenden Vergleich zum Note 7 beschränken. Den Bericht über die allgemeinen Funktionen und Features findet ihr hier im Test des Samsung Galaxy S8.
Getarnter Riese

© Gregor Gruber
Überhaupt ist das S8+ sehr zurückhaltend. Mir gefällt das Understatement, das Dezente des schwarzen Geräts, auf dessen Front nicht einmal der Samsung-Schriftzug zu sehen ist. Der schwarzbeschichtete Aluminiumrahmen und der völlige Verzicht auf Chromzierelemente lassen das S8+ rund und aus einem Guss wirken. Im direkten Vergleich sieht das S7 Edge aus, als wäre es ein abgelehnter Prototyp für das S8+, nur eine Vorstufe, ein Zwischenschritt zum gewünschten Endergebnis.
Zu rund für ein Note

© Gregor Gruber
Abgesehen von dem Stylus scheint das S8+ also ein adäquater Ersatz für das Note 7 zu sein: Wozu sollte Samsung also noch ein Note 8 bringen? Der Unterschied liegt in den Ecken, genauer gesagt an der Rundung der Ecken.
Das Note 7 ist eine Spur eckiger und hebt sich damit etwas von der üblichen S-Serie ab. Es sieht ein ein bisschen ernster, seriöser und effizienter aus. Das ist Geschmackssache, traf aber den Nerv von Millionen Kunden, die dem Note jahrelang gegenüber der S-Serie den Vorzug gaben. Wem es nur um das größere Display geht und nicht um die kleinen Designunterschiede, kann zum S8+ greifen anstatt auf das Note 8 zu warten.
Handlichkeit

© Gregor Gruber
Der Fingerabdruck-Scanner an der Rückseite ist beim normalen S8 schon suboptimal, beim größeren S8+ ist er noch schwerer zu erreichen. Halte ich das Smartphone in der rechten Hand, komme ich mit dem Zeigefinger halbwegs gut hin, kreuze dabei aber die Kameralinse. Halte ich das S8+ in der linken Hand, ist es unangenehm, den linken Zeigefinger zum Sensor zu strecken.
Die Gesichtserkennung ist nur eine mäßige Alternative, da bei besonders starken Hintergrundlicht, wenig Licht oder Haaren im Gesicht die Erkennung nicht mehr funktioniert. Der Iris-Scanner ist verlässlicher, erfordert aber einen zusätzlichen Schritt, da aus dem Lockscreen ein Wischen nötig ist. Die Gesichtserkennung hingegen springt sofort an, aus dem Always-On-Display heraus die Standby-Taste oder zweimal der Home-Button gedrückt wird. Unverständlich: Ein gleichzeitiges Verwenden von Gesichtserkennung und Iris-Scanner ist nicht möglich (Gesicht und Fingerabdruck hingegen schon), obwohl ohnehin der Iris-Scanner erst durch zusätzliches Wischen im Lockscreen aktiviert werden muss.
Bequemeres Thumbing

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Das gilt auch für andere Tätigkeiten am S8+, gänzlich gefeilt ist man aber nicht davor. Versucht man etwa mit dem Daumen der haltenden Hand etwas oben am Display zu erreichen, berührt der Handballen den Bildschirm. Es wäre schön wenn Samsung hier endlich eine softwareseitige Erkennung einbauen würde, damit solche unabsichtlichen Berührungen nicht zu ungewollten Eingaben führen. Bei Apple gibt es so eine Funktion bereits seit dem 2012 erschienenen iPad mini.
Bixby blockiert

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Die Taste kann derzeit nicht einmal ohne Weiteres mit anderen Funktionen belegt werden. Dazu benötigt man Root-Zugriffe oder Apps von Drittanbietern. Das ist schade, denn die Bixby-Taste würde sich von der Positionierung gut als alternative Power/Standby-Taste eignen, besonders für User, die ihr Smartphone bevorzugt in der linken Hand halten.
Kein Akku-Vorteil

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Beim Note 7, das ebenfalls einen 3.500-mAh-Akku hatte, konnte ich zwei Tage Laufzeit herausquetschen (ohne, dass der Akku zu brennen begonnen hat). Beim S8+ würde ich mich nicht trauen in der früh mit einem Akkustand von 50 Prozent das Haus zu verlassen, ohne Ladegerät im Rucksack.
Fazit

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Das macht das S8+ zu dem Smartphone, das ich mir erhofft hatte: Ein größeres Display und die tolle Verarbeitung des Note 7, ohne dessen Stylus und mit weniger Rahmen. Hätte ich die Wahl zwischen S8 und S8+, würde ich aufgrund meiner ausreichend großen Hände und dem Drang zum großen Bildschirm (vielleicht habe ich ja etwas zu kompensieren…) zum Plus greifen. Das Gegenargument des höheren Preises zählt in diesem Fall kaum. Das normale S8 ist mit 799 Euro (UVP) schon ordentlich teuer. Wer das Geld dafür hat und ausgeben will, kann sich ziemlich sicher auch das S8+ um 899 Euro leisten.
Verbesserungspotenzial gibt es dennoch. Der Rahmen könnte oben und unten noch kleiner ausfallen, der Fingerabdruck-Scanner sollte mittig unter die Kamera wandern oder noch besser an der Front im Display integriert werden. Außerdem sollte Samsung die Bixby-Taste frei belegbar machen. Android-Usern eine Hardware-Taste für eine Funktion aufzuzwingen, die sie womöglich gar nicht verwenden, ist für Samsung eine Ressourcenverschwendung und für die User einfach nur ungut.
Um diese Detailverbesserungen zu sehen, müssen wir möglicherweise nicht ein Jahr bis zum S9+ warten. Das Note 8, dessen Ankündigung für Herbst erwartet wird, könnte bereits mit ein paar der geforderten Verbesserungen beinhalten.
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