DriveNow BMW
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Wie es mit Car2Go und DriveNow weitergeht

Angekündigt war der Zusammenschluss schon länger. Seit kurzem machen BMW und Daimler beim Joint Venture ihrer Carsharing-Angebote DriveNow und Car2Go ernst. Wie es konkret weitergeht, skizzierte der Chef des neuen Gemeinschaftsuntenrehmens ShareNow, Olivier Reppert, am Donnerstag. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Änderungen bei dem Carsharing-Primus, der gemeinsam über mehr als 20.000 Fahrzeuge und vier Millionen Kunden in 30 Städten weltweit verfügt.

Was ändert sich für Kunden der beiden Anbieter?

Seit Anfang der Woche können Kunden von DriveNow und Car2Go auch die Fahrzeuge des jeweils anderen Anbieters in ihrer App sehen. Will man aber einen Wagen buchen, ist dies nur aus der App des jeweiligen Dienstes, also entweder DriveNow oder Car2Go möglich. Das wird laut Share-Now-Chef Reppert bis auf weiteres auch so bleiben. Denn die Arbeiten an einer neuen gemeinsamen App unter der Marke Share Now haben gerade erst begonnen.

Wann kommt die gemeinsame Share-Now-App?

"Am liebsten hätten wir sie morgen, aber das ist unrealistisch", sagt Share-Now-Chef Reppert. Die Zusammenführung der beiden Carsharing-Systeme sei sehr komplex. Seit Anfang Februar evaulieren die Teams der beiden Unternehmen die Situation. "Wir können noch keine Zeitschiene festlegen", sagt Reppert. Die Nutzer seien an unterschiedliche Apps gewöhnt, man wolle keine der beiden Gruppen enttäuschen.

Müssen sich Kunden für die Gemeinschafts-App neu registrieren?

Kunden von Car2Go und DriveNow werden sich bei Verfügbarkeit der neuen Share-Now-App nicht erneut registrieren müssen. "Wir wollen, dass die Zugangsdaten übernommen werden", sagt Reppert. Es könne sein, dass Kunden ein neues Passwort anlegen müssen, man wolle den Übergang aber so einfach wie möglich gestalten.  

A man walks past an electric car from the car sharing company Car2Go, shown parked in front of their offices in San Diego

Wird Carsharing teurer, wenn die beiden größten Anbieter zusammengehen?

Man habe, was die Preisgestaltung angehe, in der Vergangenheit einen guten Mittelweg gefunden. Das wolle man auch in Zukunft so beibehalten, sagt Reppert. Wie und ob unterschiedliche Bonusregelungen, etwa Freiminuten bei Elektroautos oder Tankboni bei Verbrennungsmotoren, übernommen werden, werde gerade evaluiert.

Was ändert sich bei der Fahrzeugflotte?

Langfristig will Share Now einen ausgeglichen Mix aus Fahrzeugen der beiden Mutterunternehmen BMW und Daimler anbieten. "Wir werden aber nicht Autos aus der Flotte rausziehen, nur um ein ausgeglichenes Verhältnis herzustellen", sagt Reppert. In der Stadt werden vorwiegend Minis (BMW) und Smarts (Daimler) zum Einsatz kommen. Für Wochenendausflüge oder längere Mietzeiten wird es, wie auch schon bisher, größere Fahrzeuge geben.

Wird es mehr Elektroautos geben?

Derzeit verfügen die beiden Anbieter gemeinsam über mehr als 3.000 Elektroautos. Die Zahl werde in Zukunft stark steigen, sagt der Share-Now-Chef. Über Carsharing-Anbieter würden viele Leute zum ersten Mal mit Elektromobilität in Kontakt kommen. Bei der Erweiterung der Flotte will das Unternehmen eng mit Stadtverwaltungen zusammenarbeiten. "Wir bauen keine Ladeinfrastruktur auf, können aber zur Grundauslastung von Ladestellen viel beitragen", sagt Reppert. "Wir versuchen die Städte zu motivieren, dass sie Infrastruktur schaffen, damit wir so schnell wie möglich fahrzeugtechnisch nachziehen können."

FILE PHOTO: Picture illustration shows a smartphone displaying the DriveNow app with available cars in Berlin's city centre held up next to a car from the DriveNow service in Berlin

Wird Share Now auch in weitere österreichische Städte expandieren?

Derzeit sind sowohl DriveNow als auch Car2Go in Österreich nur in Wien aktiv. "Wenn wir in einem Land sind, macht es für uns Sinn, nicht nur in einer Stadt präsent zu sein", sagt Reppert. Die Attraktivität des Carsharings wäre es sicherlich nicht abträglich, wenn Kunden Wägen nicht nur in Wien, sondern etwa auch in Graz oder Linz zurückgeben können. "Wenn wir einen positiven Businessplan für weitere Städte sehen, gehen wir voran", sagt Reppert.

Welche  Anbieter gibt es in Österreich noch?

In Wien bietet das Start-up Caroo seit Kurzem E-Autos im Free-Floating-Betrieb an (Miete kann überall im Geschäftsgebiet beendet werden). Die Firma Stadtauto betreibt in Wien zahlreiche Abholstationen. Der ÖBB-Carsharing-Dienst Rail and Drive erstreckt sich über 22 Städte in Österreich. Mehrere Anbieter unterstützen außerdem private Auto-Vermieter.

Welche Rolle wird Carsharing in Zukunft spielen?

Reppert ist davon überzeugt, dass Carsharing erst am Anfang steht. "Wir haben es mit Early Adopters zu tun", sagt er. Bis Menschen realisieren, dass Carsharing in Ergänzung mit öffentlichen Verkehrsmitteln viel ermögliche und das private Auto nicht mehr gebraucht werde, brauche es noch viel Überzeugungsarbeit.

Das Gemeinschaftsunternehmen seiner Carsharing-Anbieter ist nur ein Baustein der gemeinsamen Mobilitätsfirma, mit der BMW und Daimler umfassende Dienstleistungen bieten wollen. Mit Reach Now will man öffentliche und private Verkehrsmittel bündeln und etwa gemeinsame Buchungen anbieten. Mit Free Now werden Taxi- und Mietwagendienste offeriert. Auch die Vermittlung von Parkplätzen (Park Now) und Elektroladelösungen (Charge Now) sind geplant.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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Patrick Dax

David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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