Antikörpertests für Österreich werden jetzt erprobt
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Die Zahl der akut am Coronavirus erkrankten Menschen in Österreich sinkt weiter. Man habe fast schon „die Schallmauer“ von 1.000 aktiv Erkrankten unterschritten, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. SARS-CoV-2 werde uns aber weiter begleiten, mit hoher Wahrscheinlichkeit werde es weitere, leichte Wellen geben.
Das Ziel sei, eine große zweite Welle zu vermeiden. Dafür braucht es „sehr gute Kontrollbegleiteinrichtungen“, sagte Anschober. Neben PCR-Tests, die bei Verdachtsfällen zum Einsatz kommen und direkt das Erbgut des SARS-CoV-2-Virus nachweisen, würden „ Antikörpertests als zweite Testoption“ benötigt, so der Minister. Am Mittwoch wurde im Nationalrat das Veto des Bundesrates gegen vier Coronapakete aufgehoben. In der Novelle zum Epidemiegesetz werden auch die Rahmenbedingungen für die vorgesehenen Screening-Programme geregelt. Damit könne man diese nun „umfassend umsetzten“, sagte Anschober. Außerdem werde es künftig möglich sein, „ein Register für Testergebnisse zu erstellen“.
Höchste Aussagekraft
Auf dem Markt sind bereits zahlreiche Antikörpertests. Dazu zählen sowohl Schnelltests, vor allem aber auch sogenannte ELISA-Labortests sowie Neutralisationstests. „Wir wollen herausfinden, welche Kombinationen von Tests die höchste Aussagekraft haben“, sagte Lukas Weseslindtner, Virologe an der Medizinischen Universität Wien. Der Vorteil der Antikörpertests sei, dass hier „die Infektion ganz unabhängig vom Auftreten von Symptomen“ gemessen werden kann, erläuterte der Experte.
Außerdem sei man bereits draufgekommen, dass die Antikörpertests auch einen zusätzlichen Nutzen bei der Diagnose haben, etwa bei schwer kranken Personen. Bei ihnen nimmt die Viruskonzentration im oberen Rachen ab und kann quasi in die Lunge hinunterwandern. Hier könne dann mit Antikörpertests eine korrekte Diagnose gestellt werden, sagte Weseslindtner.
Neutralisationstest
Viele Verfahren führen bisher noch zu falsch positiven Ergebnissen, was wiederum Gegenchecks mittels sogenannter Neutralisationstest nötig macht. Diese können nur in Speziallabors mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden, weil dafür das lebende Virus angezüchtet werden muss. Die Meduni Wien hat die Kapazität für rund 800 derartige Tests, sagte Weseslindtner.
„Die Ergebnisse müssen valide sein“, forderte Anschober. In Zukunft könnten diese Tests auch eingesetzt werden, um „in spezifischen exponierten Bevölkerungsgruppen eine selektive Exposition zu machen“, sagte Dorothee von Laer, Virologin an der Medizinischen Universität Innsbruck.
Laer stellte bei der Pressekonferenz schließlich Methode und Design der Antikörper-Studie in Ischgl vor. Ergebnisse daraus nannte sie aber auch auf Nachfrage keine. Diese müssten erst Experten vorgelegt werden, bevor sie veröffentlicht werden.
200 statt 50 Tests
Laer stelle zu Beginn gleich klar, dass sie nicht dem Beraterstab, der die Tiroler Behörden unterstützt hat, angehört habe. Allerdings betonte sie, dass sie Anfang März lediglich 50 Coronavirus-Tests am Tag durchgeführt hat, „wir hätten 200 machen können“. Das habe sie den Behörden damals auch so kommuniziert. „Politisch bin ich nicht vernetzt in Tirol als deutsche Frau“, sagte Laer.
Klar sei, dass sich das Virus auch während der Quarantäne in Ischgl weiter ausgebreitet habe. Am 20. April habe man die Studie begonnen. Bei rund 300 Proben wurde auch der „Goldstandard“, also der Neutralisationstest, durchgeführt. Wann es die Ergebnisse der Antikörper-Studie geben wird, blieb am Donnerstag unklar.
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