Astronauten für Mars-Simulation am Gletscher gesucht
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Das Österreichische Weltraumforum (ÖWF) präsentierte am Freitag ein neues, mehrtägiges Projekt, das im August 2015 am Kaunertaler Gletscher in Tirol stattfinden soll. Bei AMADEE-15 werden Experimente auf einem Testgelände in 3.000 Meter Höhe stattfinden. Dabei werden so genannte Analog-Astronauten im 45 Kilogramm schweren Aouda.X-Raumanzugsimulator Experimente durchführen. Parallel werden Simulationen mit Virtual-Reality-Brille durchgeführt.
Für das ÖWF ist AMADEE-15 nach dem in der marokkanischen Wüste durchgeführten Projekt Mars 2013 die nächste große Simulation, bei der Aspekte behandelt werden, die Raumfahrern auch am Mars begegnen können. Im aktuellen Fall geht es um die Erkundung von Blockgletschern, wie sie auch am Mars vermutet werden. AMADEE-15 ist dazu die höchstgelegene Marssimulation aller Zeiten.
Mission Control in Innsbruck
Gesteuert werden soll die Simulation von einem eigenen Missionskontrollzentrum in Innsbruck. Von dort aus wird ein Team von Raumfahrtexperten und Wissenschaftlern das Außenteam am Gletscher betreuen. Bei der Kommunikation mit den Analog-Astronauten wird eine Zeitverzögerung eingebaut, wie sie auch aufgrund der Distanz zum Mars auftreten würde.
Neben den Experimenten im Raumanzug werden Test-Astronauten auch erstmals in einer virtuellen Umgebung eingesetzt. Die italienische Mars Society hat ein Verfahren mit der Oculus Rift Virtual-Reality-Brille und einer omnidirektionalen Tretmühle entwickelt, um Szenarien darzustellen, die in Realität zu gefährlich wären. Simuliert wird damit etwa der Einschlag von Mikrometeoriten in der Nähe eines Astronauten am Mars. Außerdem kann in der virtuellen Realität eine Raumstation erkundet werden.
Astronauten gesucht
Für AMADEE-15 sucht das ÖWF neue Analog-Astronauten. Insgesamt werden sechs Plätze dafür vergeben. Gesucht werden Personen zwischen 25 und 45 Jahren und einer Körpergröße von 1,65 bis 1,90 Meter. Mitbringen sollen sie einen technischen, medizinischen oder sonstigen wissenschaftlichen Hintergrund, oder auch eine Pilotenausbildund. Ein abgeschlossenes Studium ist nicht notwendig, allerdings einige geistige und körperliche Voraussetzungen.
"Wir suchen technikbegeisterte Menschen,m die unter schwierigen Bedingungen wie Stress und Lärm konzentriert und sicher arbeiten können", meint ÖWF-Vorstandsmitglied Norbert Frischauf. "Auch dürfen sie nicht klaustrophob sein, denn der 45 Kilogramm schwere Raumanzug-Simulator ist ziemlich eng." Den Kandidaten müsse bewusst sein, dass sie als "Speerspitze für ein ganzes Team" herhalten müssen, das die Mission beobachtet: "Man ist quasi nie allein im Raumanzug."
Umfangreiches Training
Die neuen Analog-Astronauten werden nun in einer internationalen Ausschreibung gesucht. Die Projektsprache ist Englisch, also sollten auch dementsprechende Sprachkenntnisse vorhanden sein. Bis 28. November kann man sich für die Aufgabe bewerben. Im Jänner 2015 sollen umfangreiche Tests mit den Kandidaten durchgeführt werden. Wer Ende Jänner zum erlauchten Kreis der sechs ausgewählten Analog-Astronauten zählt, kann sich auf eine mehrwöchige Grundausbildung gefasst machen.
Die Test-Raumfahrer werden in verschiedenste Bereiche eingeführt, etwa das Hantieren mit einem Bodenradar, das durchführen biologischer Experimente oder dem Überleben auf einem Gletscher. Die Kandidaten werden dafür an mehreren Wochenenden nach Innsbruck eingeladen, der Rest der Ausbildung soll im Selbststudium daheim erfolgen. Die Astronauten-Tätigkeit wird nicht bezahlt, alleine die eigenen Kosten werden ersetzt. Ein Full-Time-Job soll aber auch trotz des neuen exotischen Hobbys möglich sein.
Partner der Raumfahrtagenturen
Von den Kandidaten wird ein Engagement über mehrere Jahre erwartet. Sie sollen also auch bei Missionen über AMADEE-15 hinaus eingesetzt werden. Die sechs neuen Analog-Astronauten komplettieren mit den aktuell bereits fünf vorhandenen Personen das Astronauten-Korps des ÖWF. Das Team muss sich derzeit zwei Aouda.X Raumanzugsimluatoren teilen. Ein Ausbau auf vier Anzüge ist geplant.
Die Erkenntnisse aus der Gletscher-Mission sollen verschiedenen Forschungsprojekten weiterhelfen. In Tirol sollen auch wissenschaftliche Fragen beantwortet werden, die terrestrisch relevant sind. Seine Ergebnisse teilt das ÖWF auch regelmäßig mit großen Raumfahrtagenturen wie der ESA und der NASA. "Wir sind sehr visionär und werden als ernsthafter Partner wahrgenommen", meint Frischauf. Große Hoffnungen auf einen Platz an Bord einer realen Mars-Mission sollten sich Test-Raumfahrer dennoch nicht machen.
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